
Neue Chefetage, neue Strategie bei Fairphone: Das als Social Business gestartete Unternehmen hat seit Februar 2024 mit Reinier Hendriks einen neuen CEO, der die bereits im September 2023 ausgeschiedene Chefin Eva Gouwens ablöst. Bei seinem Amtsantritt erhielt Reinier vom Aufsichtsratsvorsitzenden Eelco Blok den Auftrag, Fairphone zu einem „reifen und erfolgreichen Unternehmen“ zu machen.
Hendriks: Fairphone will weiterhin „die Elektronikindustrie zum Besseren verändern“
An der Grundphilosophie des Unternehmens, fair produzierte, langlebige und leicht zu reparierende Smartphones herzustellen, soll sich nichts ändern. Man wolle weiterhin „die Elektronikindustrie zum Besseren verändern“, heißt es.
In einem Interview mit dem Handelsblatt erklärte Hendriks, wie er Fairphone zum Wachstum verhelfen will. Als Teil der Wachstumsstrategie sollen die Smartphones des Herstellers günstiger werden, um sie einem größeren Kundenkreis zugänglich zu machen.
Hendriks will mit den Fairphones „den 400-Euro-Markt erreichen“, was bedeutet, dass der Preis künftiger Smartphones um sage und schreibe 300 Euro gesenkt werden soll. „Jeder kann mitmachen – das ist die Botschaft, die wir vermitteln müssen“, so der Manager.
Fairphone will enger mit Technologiegrößen zusammenarbeiten
Mit dem Fairphone 5 hatte Fairphone eigentlich schon den Grundstein für den Einstieg in den Massenmarkt gelegt, denn das Gerät sah mehr wie ein „normales“ Smartphone aus als seine Vorgänger. Allerdings bot das Gerät nicht das, was andere Hersteller in dieser Preisklasse an Ausstattung bieten.
Die bisherigen Kund:innen waren zwar bereit, für den fairen Aspekt des Smartphones einen Aufpreis zu zahlen. Zudem decke das Fairphone 5 „80 Prozent der Kundenbedürfnisse“ ab, so Hendriks. „Die Leute wollen einen Beitrag leisten, aber sie wollen nicht alles opfern.“
Um attraktivere und günstigere Produkte zu verkaufen, will Fairphone bei der Produktentwicklung künftig enger mit Partnern wie Google als Android-Entwickler und Qualcomm als Prozessorhersteller zusammenarbeiten. Denn in diesen Branchen sei Größe wichtig: „Wer mehr Aufträge vergibt, bekommt niedrigere Preise – und kann gleichzeitig Einfluss darauf nehmen, dass die Materialien fair beschafft werden“, so Hendriks.
Um einen größeren Einfluss auf die Branche zu haben, müsse Fairphone bei den Verkaufszahlen näher an die Konkurrenz heranrücken, sagt der Fairphone-Chef. „In diesem Geschäft geht es um Größe, Kosten und Innovation.“
Fairphone arbeitet an neuer Marketingstrategie
Einen weiteren Hebel für Wachstum sieht Hendriks im Marketing von Fairphone. „Das Unternehmen muss seine Geschichte einfacher erzählen und über neue Marketingkanäle verbreiten.“ Ein Team arbeitet bereits an der Umsetzung der neuen Marketingstrategie.
Die neue Wachstumsstrategie lässt sich Fairphone viel Geld kosten. Geld, das das Unternehmen nicht allein durch den Verkauf seiner Smartphones und Kopfhörer aufbringen kann. Zwar ist Fairphone seit einigen Jahren profitabel, aber die Gewinne reichen nicht aus, um die notwendigen Investitionen zu tätigen. Dafür hat das Unternehmen im Jahr 2023 49 Millionen Euro von einem auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Investorenkonsortium erhalten.