Mit dem Fairphone 5 liefert das niederländische Social Business die mittlerweile sechste Generation fairer produzierter, modularer Smartphones. Dabei sollte gesagt werden, dass das Fairphone 3 Plus von 2020 eher ein „Winz“-Upgrade war, das im Vergleich zum Fairphone 3 (Test) lediglich ein neues Kameramodul verabreicht bekommen hatte.
Das neueste Smartphone-Modell kann optisch als ein Nachfolger des Fairphone 4 erkannt werden, allerdings hat das Unternehmen in Sachen Hardware ein wenig nachgelegt. Das Fairphone 5 spielt dennoch nicht in der Oberliga mit, was aber auch nicht der Anspruch ist: Der Fokus liegt auf anderen Faktoren als einer hohen Rechenleistung, einer tollen Kamera oder anderen Eigenschaften eines High-End-Smartphones.
Für Fairphone sind Aspekte wie Reparierbarkeit, Langlebigkeit und fairere Bedingungen weit wichtiger. Und diese hat der Hersteller mit dem Fairphone 5 auch verbessert. Kein anderes Smartphone besitzt ein längeres Update-Versprechen und keines lässt sich dank seiner modularen Bauweise leichter reparieren.
Fairphone 5: 10 Komponenten austauschbar und 8 Jahre Updates
Laut Hersteller sind beim Fairphone 5 zehn Komponenten austauschbar – angefangen vom Gehäusedeckel, über die Batterie und den USB‑C-Port bis zu den Kameras und dem Display. Bei Letzterem müssen nur acht Schrauben gelöst werden. Beim Vorgänger ließen sich nur acht Bauteile auswechseln.
Die Ersatzteile sind im Fairphone-Shop zu gemäßigten Preisen erhältlich: Das OLED-Display mit 90-Hertz-Bildwiederholrate schlägt mit knapp 100 Euro zu Buche und ist die teuerste Austauschkomponente. Die 50-Megapixel-Hauptkamera kostet 70 Euro, die Ultraweitwinkelkamera mit gleicher Auflösung ist für 45 Euro und die 50-Megapixel-Selfiecam ist für 35 Euro zu haben.
Falls also eine der Komponenten im Laufe des Smartphone-Lebens kaputtgehen sollte, muss das Gerät nicht dem Sondermüll zugeführt werden, sondern kann recht leicht repariert werden. Apropos Lebenszeit: Fairphone gibt eine Garantie von fünf Jahren und außerdem eine Update-Garantie von acht Jahren, wobei der Hersteller von fünf Android-Updates spricht. Damit übertrifft Fairphone selbst den Update-King Samsung, jedoch gilt Fairphone hinsichtlich der Updates eher als langsam und liefert große OS-Versionen teilweise mit einem Jahr (oder mehr) Verzögerung aus.
Ausgeliefert wird das Fairphone mit Android 13, das Google im August 2022 veröffentlicht hat. Wann mit Android 14 zu rechnen ist, lässt sich schwer sagen. Alternativ kann auf dem Fairphone auch ein Google-freies Betriebssystem auf Android-Basis wie /e/OS oder LineageOS installiert werden.
Fairphone will die von iFixit vorgeschlagene Lebenszeit für Smartphones erreichen
Fairphone versucht den Update-Zeitraum eigenen Angaben zufolge gar auf zehn Jahre zu strecken. Damit würde das Fairphone 5 die Lebenszeit erreichen, die die Reparaturexperten von iFixit sich für ein Smartphone wünschen.
Diesen langen Update-Zyklus erzielt Fairphone unter anderem durch einen Achtkernprozessor von Qualcomm: Das System on a Chip (SoC) mit der Modellnummer QCM6490 ähnelt in etwa dem Mittelklassechip Snapdragon 778G, der beispielsweise im Nothing Phone 1 (Test) steckt und in der Mittelklasse angesiedelt ist. Für Smartphones ist er seitens Entwickler ursprünglich nicht ausgelegt, sondern für IoT-Lösungen.
Fairphone 5 kommt mit erweiterbarem Speicher
In Kombination mit acht Gigabyte DDR4x-RAM und 256 Gigabyte UFS-2.2-Speicher reicht er für Alltagsaufgaben allemal. Wem der Speicher übrigens nicht ausreicht, der kann ihn per Micro-SD-Karte um bis zu zwei Terabyte erweitern.
Weitere Ausstattungsmerkmale, die per Qualcomm-Chip realisiert werden, sind 5G, Wifi 6e, Bluetooth 5.2, GPS und NFC. Der Akku des Smartphones ist mit 4.200 Milliamperestunden eher mäßig groß, aber immerhin größer als der Akku des Fairphone 4, der 3.905 Milliamperestunden erreicht. Laden lässt er sich laut Hersteller mit 30 Watt und soll damit binnen 20 Minuten auf 50 Prozent seiner Kapazität aufgeladen sein. Zudem unterstützt das Fairphone 5 Dual-SIM-Funktionalität (Nano-SIM und eSIM).
Beim Display kommt ein 6,46-Zoll-OLED-Bildschirm zum Einsatz, das mit 1.224 mal 2.770 Pixeln auflöst. Im Unterschied zum Vorgänger ist die Selfie-Kamera nicht in einer Dew-Drop-Notch untergebracht, sondern in einem Punch-Hole. Damit mutet es moderner als der Vorgänger an, wenngleich der Rahmen um das Display weiterhin recht breit ist.
Fairphone setzt auf recycelte Materialien
Damit die Produkte des Herstellers so fair sind wie möglich, bezieht das Unternehmen „14 wichtige Materialien aus nachhaltigeren und faireren Quellen“. Dieses wirke sich „positiv auf mehr als 30.000 Menschen in und um die Minen aus“.
Mit dem Fairphone 5 habe „das Unternehmen in dieser Hinsicht erhebliche Fortschritte gemacht“: „Mehr als 70 Prozent der 14 Materialien, die in dem Gerät verwendet werden, stammen entweder aus recycelten oder fair abgebauten Quellen oder unterstützen eine verantwortungsvolle Produktion mit einzigartigen Projekten von Fairphone und Partnern.“ Dazu gehören laut Fairphone faires Wolfram, faires Lithium (IRMA-geprüft) und Fairtrade-Gold, das in die Lieferkette integriert sei.
Das Fairphone 5 enthält dem Hersteller zufolge recycelte Materialien wie Aluminium von Lieferanten, die gemäß der Aluminium Stewardship Initiative (ASI) auditiert wurden, Zinn, seltene Erden, Nickel, Zink, Kupfer, Magnesium, Indium und Kunststoffe (die Rückseite besteht zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff).
Ferner ist Fairphone „das erste Unternehmen in der Branche, das mit Organisationen wie der Alliance for Responsible Mining (ARM) und der Fair Cobalt Alliance (FCA) Mineralienkredite vereinbart und umsetzt“, so das Unternehmen. Damit gleiche das Fairphone seinen Materialverbrauch mit einer faireren Produktion ab und unterstütze die Bergleute dabei, sicherere Arbeitsbedingungen zu erreichen und hohe Standards einzuhalten.
Auch der Akku des Fairphone 5 sei „mit Abstand der fairste Smartphone-Akku, der derzeit auf dem Markt ist“. Die Batterie enthalte „faires Lithium und Fairtrade-Gold“, wovon die Minenarbeiter und die umliegenden Gemeinden profitierten. Das gesamte Kobalt unterstütze „die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von handwerklichen und kleinen Bergarbeitern“. Darüber hinaus soll den Arbeitern, die die Batterien herstellen, ein existenzsichernder Lohn gezahlt werden. Zudem verpflichten sich Batterielieferanten zu wissenschaftlich fundierten Zielen für die CO₂-Reduzierung und zur Durchführung von Sozialaudits, so Fairphone.
Fairphone 5 kostet 700 Euro
Wie die Vorgänger ist auch das Fairphone 5 trotz moderater Ausstattung nicht sonderlich günstig, da das Unternehmen seine Produkte unter faireren Bedingungen für alle Beteiligten produziert. Der Hersteller verlangt 699 Euro für die neue Generation, womit es um die 50 Euro teurer als der Vorgänger ist, der mit 256 Gigabyte Speicher 649 Euro gekostet hat.
Für diesen Preis bekommt man zwar ein Smartphone, das nach unseren ersten Eindrücken nicht ganz mit der Leistung eines Oberklasse-Smartphones mithalten kann, auch ist die Kamera weiterhin bei Weitem nicht in der Topliga angesiedelt. Allerdings verspricht Fairphone eine nie da gewesene Lebenszeit und eine einfache Reparierbarkeit, die wir bestätigen können. Zudem dürfte kein anderes Unternehmen seine Produkte unter faireren Bedingungen produzieren.
Laut Hersteller wird das Fairphone 5 von mehr als 20 großen Netzbetreibern in Europa angeboten. Ab dem 30. August 2023 kann es auf der Fairphone-Website und bei ausgewählten Partnern vorbestellt werden, bevor es ab dem 14. September in den Handel kommt.