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Startups & Economy

5+ Gründe, warum ihr nicht in San Francisco oder dem Silicon Valley gründen solltet

Ihr wollt gründen und glaubt dass die kalifornische Westküste ein geeigneter Standort sein könnte? Unser Silicon-Valley-Korrespondent Andreas Weck verrät euch fünf Gründe, warum Deutschland auch nicht schlecht ist – wenn nicht sogar besser!

5 Min.
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San Francisco und das Silicon Valley. (Bild: Gabriel Santiago)

Wer am Flughafen in San Francisco landet, bekommt recht schnell einen Eindruck wo er sich befindet. Riesige Werbeplakate von Apple, Oracle und Salesforce prangen bereits in der Ankunftshalle an den Wänden und reihen sich am Freeway entlang bis in die Innenstadt. Wer ins Gespräch mit Einwohnern kommt, erfährt zudem häufig, dass der Gegenüber in der IT-Industrie arbeitet. Und auch ein genauer Blick auf die Zahlen verrät, dass man sich im Tech-Mekka der Welt befindet: Denn der überragende Großteil der 100 erfolgreichsten Internet-Unternehmen hat seine Wurzeln in der Bay Area, speziell im Silicon Valley. Nirgendwo sonst erleben Interessierte mehr Innovation, mehr geballtes IT-Knowhow und einen besseren Zugang zu Startkapital, um ein Unternehmen zu gründen. Derartige Umgebungsfaktoren, werden einem höchstens noch in Tel Aviv geboten – insofern man ein Technologie-Startup gründet, dass das Militär unterstützt.

Wer in San Francisco und dem Silicon Valley landet, wird überall mit den IT-Konzernen konfrontiert. (Flickr-Naotake Murayama / CC-BY-2.0)

Wer in San Francisco und dem Silicon Valley landet, wird überall mit den IT-Konzernen konfrontiert. (Flickr-Naotake Murayama / CC-BY-2.0)

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Doch nicht alles was glänzt ist Gold, heißt es so schön – ganz besonders nicht im Silicon Valley. Es gibt sehr handfeste Gründe, warum es besser ist, ein Startup beispielsweise eher in Deutschland zu gründen. Die fünf wichtigsten Argumente sowie einen weniger handfesten, aber dennoch wichtigen Zusatzpunkt, haben wir im Folgenden aufgelistet.

1. Weniger Aufmerksamkeit: Man ist einer unter SEHR vielen Gründern

Im Silicon Valley ist die Dichte an jungen IT-Unternehmen enorm. Das hat Vorteile, da sich die Protagonisten untereinander vernetzen und Knowhow auch gerne weitergegeben wird. Andererseits ist die Anwesenheit so vieler Mitbewerber auch ein gewaltiger Nachteil – vor allem, wenn es darum geht aus der Masse herauszustechen. Ein Tech-Event beispielsweise kann für Journalisten und Investoren schnell zum Spießrutenlauf werden, sobald dutzende Unternehmer ihre Dienste vorstellen wollen. Auch und gerade deshalb gelingt der Pitch in dieser Umgebung eher selten, der Weg führt über einen Kontakt, der ein Treffen mit einem Investor vereinbart – es gibt quasi einen Dienstweg über Mittelsmänner der beschritten werden muss. Diese Mittelsmänner sind jedoch tagtäglich mit so vielen Ideen konfrontiert, dass sie hart ausselektieren. Gründer brauchen deshalb einen langen Atem, wenn es darum geht eine ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen.

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2. War-for-Talents im Silicon Valley: Gute Mitarbeiter lassen sich nur schwer halten

Die Bay Area ist ein wahrer Spielplatz für IT-Talente: Ein besserer Job wartet in der Regel an der nächsten Ecke. Und er lockt entweder mit einem höheren Gehalt oder mit einem interessanteren Projekt. In dem Tech-Mekka herrscht eine „Start-n’-Quit“-Mentalität, die es vielen Gründern schwer macht, eine Planungssicherheit gegenüber den Angestellten herzustellen. In Deutschland gibt es das ungeschriebene Gesetz, mindestens zwei bis drei Jahre in einem Unternehmen zu bleiben – wenn alles stimmt, gerne länger. In San Francisco und dem Silicon Valley beträgt die Halbwertzeit in etwa ein halbes Jahr, im besten Fall ein Jahr. Insofern locken Mitbewerber häufig mit einem hohen Gehalt sowie Anteilen am Unternehmen und sogenannten „Perks“ – also Vergünstigungen – um Mitarbeitern eine gewisse Loyalität zu entlocken. Es herrscht ein unerbittlicher „War for Talents“ und nur die Arbeitgeber mit der höchsten Stoßkraft gewinnen diesen Kampf.

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3. Geld, Geld, Geld: Second-Stage-Finanzierung ist schwer zu bekommen

Während Risikokapitalgeber an der kalifornischen Westküste schnell darin sind mit Seed-Capital in Höhe von 500.000 bis eine Million US-Dollar um sich zu werfen, sieht es bezüglich der sogenannten Second-Stage-Finanzierung schon ganz anders aus. Viele Investoren bieten heutzutage nur noch Geld, damit die Geschäftsidee schnellstmöglich für einen Exit aufpoliert werden kann. Für eine Series-A-Runde, die in der Regel ein Investment in Höhe von fünf bis zehn Millionen US-Dollar ausmacht, sind die meisten Investoren jedoch wenig empfänglich. Der Grund ist ganz einfach: Es hat sich in der Vergangenheit kaum gelohnt für die Geldgeber. Gründer, die jedoch ernsthaft daran interessiert sind ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen und es nicht bei der ersten Gelegenheit zu verhökern, kommen um die Series-A-Runde nicht herum. Das Silicon Valley ist und bleibt vor allem ein Ort, um schnelles Geld zu machen.

4. Hipper Lifestyle: Teure Mieten und Gehälter

Ihr glaubt Berlin, München oder Hamburg sind teure Pflaster? Im Vergleich – vor allem zu San Francisco – sind die Städte tatsächlich ziemlich günstig. Laut einem aktuellen Bericht von Priceonomics lag die durchschnittliche Miete eines 1-Zimmer-Appartments im Juni 2014 bei satten 3.120 US-Dollar. Allein dieser Fakt dürfte vielen Unternehmern klar machen, was für ein Gehalt im Schnitt angeboten werden muss – sowohl gegenüber einem guten Programmierer als auch einem Backoffice-Mitarbeiter. Hinzukommt die Miete für ein Büro. Und natürlich muss ein Gründer auch sich selber ein Gehalt auszahlen, um in dieser Gegend zu überleben. San Francisco wird inzwischen in einem Atemzug mit Hong Kong, New York und London genannt, wenn es um teure Mieten von Wohnraum und Gewerbeflächen geht. Für Startup-Gründer, die binnen ihrer ersten Schritte selten mit Geld um sich werfen können, ist dieser Fakt ein gewaltiger Standort-Nachteil!

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5. Es ist besser da zu sein, wo die Kunden sitzen

Klar, das Internet ist global. Und klar ist auch, dass ein Internetunternehmen seinen Standort im Silicon Valley haben und gleichzeitig seinen Dienst in Berlin anbieten kann. Und dennoch stößt nicht jedes Produkt und jeder Dienst überall auf der Welt auf gleiches Interesse.

Nehmen wir Foursquare: Das Unternehmen ist in den USA extrem beliebt. In Deutschland lässt der Durchbruch seit Jahren auf sich warten – und wird vielleicht auch nie passieren. Der Markt für sogenannte „location-based Services“ ist nämlich kaum entwickelt. Es gibt keinen wirklich großen Nutzwert, der die Deutschen zur Anwendung derartiger Dienste bewegt – und das braucht es im kritischen Deutschland. Es geht hier weniger um Hippness oder warum ein Dienst in ein paar Jahren nutzwertig sein kann, sondern um einen Use-Case, der JETZT Vorteile bringt. Ebenso gibt es Ideen, die es in den USA schwer haben aufgrund von kulturellen Unterschieden: Besonders Services, die auf das Alleinstellungsmerkmal „Datenschutz“ und „Privatsphäre“ setzen, werden in Deutschland eher auf offene Ohren stoßen und für den ersten Schwung an Nutzern sorgen. Es gilt herauszufinden, wo die potentiellen Kunden sitzen. Und dann sollten Gründer auch vor Ort sein, um das Ohr beim Kunden zu haben.

Zusatzpunkt: Euer Land braucht EUCH!

Zugegeben: Die Umstände ein Startup zu gründen, sind auch in Deutschland nicht das Gelbe vom Ei. Vor allem disruptive Geschäftsideen haben es extrem schwer – wie sich dieser Tage unter anderem am Wundercar- oder Uber-Urteil erkennen lässt. Im Rahmen dessen wird ein günstigerer und oftmals nutzerfreundlicherer Taxi-Konkurrent verboten, anstatt ihm die Chance zu bieten, sich unter klaren sozial-marktwirtschaftlichen Bedingungen entwickeln zu können.

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Dass Unternehmer und Talente dann lieber abwandern und woanders ihr Glück versuchen, ist nicht verwunderlich. Klar ist aber auch, dass ein politisches Umdenken ohne ein Gegengewicht in der Debatte nie passieren wird. Wenn euch also langfristig daran gelegen ist, dass auch Deutschland einen Platz an der Sonnenseite der digitalen Wirtschaft belegt, solltet ihr hier gründet, euch vernetzen und eine Interessensgemeinschaft bilden, die sich auch politisch organisiert. Euer Land braucht EUCH in den kommenden Jahren, auch wenn das amtierende Politiker heute noch nicht begriffen haben!

t3n im Silicon Valley

Andreas WeckAndreas Weck hat 2014 für t3n aus San Francisco und dem Silicon Valley über neue Trends, spannende Tools und interessante Orte des Tech-Epizentrums berichtet. Sein Eindruck: Im Valley gibt es viele schlaue Köpfe und genauso viele bekloppte Geschäftsideen. / Twitter, Facebook.

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Repeater

Dank TTIP, ACTA, IPRED2 usw. gelten hier doch die US-Regeln und US-Patente. Ausserdem stehen die Appstores in USA so das deren Gesetze und Patente gelten. Großen Firmen kann das ja egal sein.
Handwerker ist vielleicht eine profitablere Ausbildung als Diplom-Startup-Praktikant und mit 30 zu alt zu sein wie eine Google-Suche nach “ matloff discrimination “ aufzeigt.

Und Finanzierungsrunden kriegt man auf dem Land wohl auch eher nicht sondern nur in Berlin, Hamburg, München.
Und die Zeiten werden sich nicht ändern. Denn die Machtverhältnisse ändern sich ja auch nicht. Man muss also warten bis Amerikaner auf dieselbe Idee kommen die man selber schon vor Jahren hatte. Heizungen per Fritzbox überwachen und Raumklima-Verbesserung dank billiger Sensoren wollte ich schon vor 10 Jahren. Die Rechtskosten waren mir zu hoch. Google-Nest soll ja jetzt endlich nach Europa kommen. Fehlen noch Bluetooth-Sensoren und Bluetooth-Repeater.

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