Die US-Raumfahrtbehörde Nasa gibt sich zuversichtlich. So informiert sie in einem aktuellen Blogbeitrag, dass das zehn Milliarden US-Dollar teure James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) von Mikrometeoriten getroffen wurde. Das Timing ist denkbar schlecht. Denn schon Anfang Juli sollte das JWST seine ersten Farbbilder liefern und den Regelbetrieb aufnehmen.
Mikrometeoriten sind sehr klein, aber nicht minder schlagkräftig
Jetzt wurde eines der Hauptspiegelsegmente durch einen Mikrometeoriteneinschlag beschädigt. Mikrometeoriten sind winzige Meteoriten mit einer Größe von typischerweise einigen hundert Mikrometern bis zu einigen Millimetern. Das klingt zunächst nach wenig Schadpotenzial.
Und tatsächlich sind solche Einschläge im All nicht zu vermeiden. Sie müssen bei der Konstruktion eines Raumfahrzeugs berücksichtigt werden. Entsprechend robust müssen außen liegende Bauteile ausgeführt werden.
Da nicht klar ist, in welchem Ausmaß und in welcher Frequenz umherfliegende Teilchen auf Instrumente treffen werden, setzen die Konstrukteure auf Modellierungen auf der Basis vorhandener Daten. Im Fall des JWST haben die Verantwortlichen die Spiegelsegmente des Teleskops so massiv konstruiert, dass sie den nach dem Computermodell zu erwartenden Einschlägen standhalten können.
Unerwartet große Mikrometeoriten beschädigen JWST
Die Mikrometeoriten, die das JWST jetzt getroffen haben, waren allerdings größer als erwartet. Jedenfalls muss die Nasa einräumen, dass sich die Beschädigungen verfälschend auf die Daten auswirken.
„Nach ersten Bewertungen hat das Team festgestellt, dass das Teleskop trotz eines geringfügigen Effekts in den Daten immer noch auf einem Niveau arbeitet, das alle Missionsanforderungen übertrifft“, heißt es bei der Nasa. Gründliche Analysen und Messungen seien derzeit im Gange. Paul Geithner, technischer Projektleiter am Goddard Space Flight Center, ergänzt:
„Wir wussten immer, dass Webb der Weltraumumgebung trotzen muss, zu der hartes ultraviolettes Licht und geladene Teilchen von der Sonne, kosmische Strahlung von exotischen Quellen in der Galaxie und gelegentliche Einschläge von Mikrometeoroiden in unserem Sonnensystem gehören“.
Bei der Gelegenheit informiert die Nasa darüber, dass der nun gemessene Einschlag schon der Fünfte seiner Art war. Allerdings entsprachen die vier ersten Einschläge allesamt den Erwartungen. Nur der jüngste Einschlag bewegte sich außerhalb der Degradationsvorhersagen, wie Lee Feinberg, Elementmanager des optischen Webb-Teleskops, bestätigte.
Verantwortliche haben Reaktionsmöglichkeiten
Bei Meteoriteneinschläge haben die Verantwortlichen verschiedene Möglichkeiten, deren Auswirkungen auf den Betrieb des Teleskops zu minimieren. Was sie bereits tun mussten, ist, das getroffene Hauptspiegelsegment komplett abzuschalten.
In begrenztem Ausmaß kann das JWST sogar umherfliegenden Trümmern ausweichen. Dazu müssen die Trümmer allerdings eine Mindestgröße aufweisen, um eine Reaktion überhaupt zu triggern. Die Nasa zeigt sich zufrieden, denn die getroffenen Vorkehrungen erweisen sich nach Einschätzung ihrer Fachleute als tragfähig.
Sollte es indes erneut zu Einschlägen kommen, die die Modellierungen übertreffen, ist nicht klar, wie lange das Weltraumteleskop funktional bleiben wird. Es heißt also durchaus: Daumen drücken für das James-Webb-Teleskop.