
Dauerfeuer in „Palworld“: Bei Pokémon wäre das nicht passiert. (Screenshot: Youtube)
Bereits im letzten Jahr sorgten die ersten Bilder aus dem Spiel „Palworld“ für Aufregung: Ein Charakter rennt mit einem wolfsähnlichen Geschöpf über ein grüne Wiese, vorbei an bunten Kreaturen, Bäumen und Felsbrocken, bis er an einer Schlucht zum Stehen kommt. Vor dem Protagonisten öffnet sich eine Schlucht, Tiere fliegen umher und in der Ferne ist ein Schloss zu sehen. Es ist eine Fabelwelt, die mit all ihren Facetten stark an eine neue Pokémon-Generation erinnert.
Jedoch handelt es sich hier nicht um die Fortsetzung der Pokémon-Reihe und den „Schwert und Schild“, sondern um ein Game außerhalb des Nintendo-Kosmos, das lediglich eine verblüffende Ähnlichkeit zu den bekannten Taschenmonstern aufweist.
Hinter den beschriebenen Szenen aus einem Trailer steckt das japanische Entwicklerstudio Pocket Pair. Zu sehen ist das Open-World-Spiel „Palworld“. „Palworld“ versteht sich selbst als „Multiplayer-Open-World-Survival-Crafting-Spiel“. Die ersten Sekunden des Trailers vermitteln vor allem den Eindruck, dass das Spiel eine echte Pokémon-Alternative für die jüngere Spielergeneration sein könnte. Ähnliches Spielprinzip, ähnlich Monster, aber doch irgendwie neu und anders.
Palworld hat eine dunkle Seite
Im Laufe des Trailers wird jedoch auch deutlich, dass „Palworld“ mehr ist, als mit niedlichen Begleitern durch sonnendurchflutete Wälder zu tanzen. Es kann gebaut werden, was das Zeug hält, und die putzigen gezähmten Tierchen helfen dabei, wo sie können. Sie erzeugen Elektrizität, wässern den Gemüsegarten, holen die Ernte von den Feldern. Und dann zeigt sich das Spiel von seiner dunkleren Seite.
Es wird gekämpft, meist mit schwerer Artillerie und halbautomatischen Schnellfeuerwaffen. Der Zauber ist genauso schnell verflogen, wie die Kugeln den Lauf der Gewehre verlassen. Panisch dreinblickende Minimonster dienen als lebendige Schutzschilde, während ihre Artgenossen mit hängenden Köpfen in der virtuellen Rüstungsindustrie Maschinengewehre zusammenbauen. Im zweiten Trailer wird der Fokus vor allem auf den Einsatz von Handfeuerwaffen gelegt. So habt ihr Ash Ketchum und seine Freunde jedenfalls noch nie bei der Pokémonjagd gesehen:
Das sorgt in den Sozialen Medien schon jetzt für einige Diskussionen. Von Befremdung, Schock und Amüsement reicht das Spektrum an Reaktionen. Und genau das dürfte auch die Idee des Studios gewesen sein: Ein beliebtes Franchise nehmen, es optisch nur leicht verändern, aber durch den Inhalt so sehr verfremden, dass Fans auf jeden Fall Stellung dazu nehmen. So schafft man Aufmerksamkeit.
Nintendo und Urheberrecht
„Palworld“ erinnert an das Action-Adventure-Game „Ark: Survival Evolved“ – mit dem Unterschied, dass die Maps nicht von Dinosauriern und Urzeitmonstern besiedelt sind, sondern von Kreaturen, die stark an Pokémon erinnern. Quasi ein Ark mit Pokémon-Charakteren oder ein Pokémon mit dem Ark-Spielprinzip.
Mit diesem nicht ganz pokémonesken Ansatz geht Pocket Pair wohl auch einem möglichen Urheberrechtsstreit aus dem Weg. Nintendo ist bekannt dafür, bei möglichen Urheberrechtsverletzungen besonders genau hinzuschauen. Durch den großen Crafting-Anteil und den Waffeneinsatz schafft es „Palworld“, eine eigene Nische mit Pokémon-Klonen zu eröffnen und sich dennoch von Nintendo beziehungsweise der Pokémon Company zu unterscheiden.
Pokémon ist nicht nur für Nintendo ein Riesengeschäft. Es handelt sich um eins der größten, wenn nicht das größte, Franchise der Welt. Die Taschenmonster werden von Millionen Menschen erkannt und ihre Produkte sorgen für Einnahmen im Milliardenbereich. Daher ist es nicht verwunderlich, dass immer wieder Produkte und Spiele erscheinen, die eine sehr große Ähnlichkeit mit den vielen Pokémon haben. Gerade daher ist es interessant, dass „Palworld“ versucht, einen deutlich anderen Ansatz zu wählen, wohl auch, um möglichen Klagen aus dem Weg zu gehen.