Mit neuer S-Klasse: Daimler setzt zum Befreiungsschlag an
Neben der Vorstellung der neuen S-Klasse nimmt auch die neue „Factory 56“ den Betrieb auf: eine komplett neue, rundum vernetzte und digitalisierte sowie CO2-neutrale Fabrik, mit der Daimler nichts weniger als die Maßstäbe in der Automobilproduktion neu definieren will – vor allem auch die eigenen. Neben der neuen S-Klasse soll dort vom kommenden Jahr an auch das Top-Modell der Elektrobaureihe EQ, der EQS, gebaut werden.
Von beidem – Auto und Fabrik – hängt für den Stuttgarter Konzern eine Menge ab. Kein anderes Modell ist so wichtig für das Prestige der Marke wie die S-Klasse. In sein Flaggschiff baut Daimler traditionell so ziemlich alles ein, was an neuen Technologien zu kriegen ist. Schon seit Wochen schürt der Konzern mit ersten Details und Einblicken im Internet die Erwartungen. „So viele Dinge mussten wir umplanen in diesem Jahr, im Privat- wie im Berufsleben“, sagte Daimler-Chef Ola Källenius vorab in einer Twitter-Botschaft. „Dieses hier nicht.“
Von den vorübergehenden Werkschließungen und der Kurzarbeit inmitten der bisher härtesten Corona-Phase im Frühjahr war unter anderem der Anlauf der S-Klasse-Produktion ausdrücklich ausgenommen. Ende des Jahres soll der Wagen nach Daimler-Angaben in Deutschland und Europa auf den Markt kommen, China und die USA folgen in der ersten Jahreshälfte 2021.
Factory 56 soll Effizienz erhöhen
Mit der „Factory 56“ wiederum geht der Konzern auch ein Problem an, das Källenius seit seinem Amtsantritt vor gut einem Jahr immer wieder angesprochen hat: die Effizienz. Komplette Digitalisierung und Vernetzung sowie der Datenaustausch in Echtzeit sollen die Produktion bis 2022 um bis zu 15 Prozent effizienter machen, hat Mercedes-Benz-Vorstand Jörg Burzer kürzlich angekündigt. In der „Factory 56“ läuft das dafür entwickelte System namens „MO360“ erstmals in vollem Umfang. Klappt alles reibungslos, soll das Werk künftig als Blaupause für das weltweite Produktionsnetzwerk dienen.
Einen Erfolg mit der S-Klasse kann Daimler nicht nur gut gebrauchen – er ist quasi Pflicht. Wie die meisten Autobauer hat die Coronakrise den Konzern hart getroffen. Im zweiten Quartal fuhren die Stuttgarter fast zwei Milliarden Euro Verlust ein und müssen nun noch stärker sparen als ohnehin von Källenius geplant.
Betriebsbedingte Kündigungen sind zwar wieder vom Tisch, dafür wird in bestimmten Bereichen die Arbeitszeit verkürzt. Zudem muss die komplette Belegschaft in Deutschland auf die jährlich gezahlte Prämie verzichten, das sogenannte tarifliche Zusatzgeld wird automatisch in freie Tage umgewandelt. Darüber hinaus will Daimler sein Smart-Werk im französischen Hambach verkaufen. dpa
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