NFT statt Sammelkarten: Warum der Magic-Erfinder jetzt auf die Blockchain setzt

Kistenweise Kartendecks, jede einzelne Karte liebevoll in eine Schutzhülle verpackt: Mit seinem „Magic: The Gathering“ hat Richard Garfield für so manche physische Kartensammlung in Fan-Haushalten gesorgt.
Mittlerweile entwickelt der 59-Jährige auch digitale Spiele – und setzt dabei unter anderem auf Blockchain-Technologie. Die sorgt in der Gaming-Branche für gespaltene Gemüter, gerade spekulationsgetriebene Spiele wie „Axie Infinity“ stehen immer wieder in der Kritik.
Spekulation mit digitalen Assets: Kein Automatismus, aber „schwer zu vermeiden“
Von Wertspekulation als Spielantrieb hält Garfield nichts – egal, ob in Online- oder Offline-Spielen. Auch bei Magic habe es irgendwann viele Menschen gegeben, „die nur in der Hoffnung auf Wertsteigerung gekauft haben“, gibt Garfield gegenüber Techcrunch zu.
Spekulation mit Spielelementen sei „nicht gesund für das Spieldesign“. Trotzdem würden mittlerweile eben viele Publisher damit werben, dass man durch ihre Spiele Geld verdienen könne.
Die Möglichkeit, dass Spieler:innen digitale Assets erwerben, sei nicht untrennbar und zwangsläufig mit Spekulation verbunden, so Garfield. Es gebe nur eben „einige Dinge, die aufgrund der Art und Weise, wie das Einnahmemodell funktioniert, schwer zu vermeiden sind.“
Bei Magic habe man die Spekulationskäufe beispielsweise mit Überdrucken seltener Karten bekämpft. Das führte zwar dazu, dass einige Sammler:innen enttäuscht waren, weil der Wert ihrer Kollektion sank – „aber das Spiel blühte an diesem Punkt einfach auf“, so Garfield.
Magic-Erfinder Richard Garfield: Jetzt ist er bei „Blockchain Brawlers“ unterwegs
Garfield erstes Blockchain-Projekt ist ein Mode des Web3-Spiels „Blockchain Brawlers“. Für den 59-Jährigen ist es eine Art Experiment, wie sich ein kartenbasiertes Spiel abseits von traditionellen Vertriebswegen verkaufen lässt. Genau dabei könnte die Blockchain-Technologie nämlich helfen, meint der Spieleentwickler.
„Im digitalen Bereich ist die Möglichkeit, den Leuten Spiele zu verkaufen, die zwar digital sind, die man aber besitzen kann, sehr reizvoll.“ Aber gibt es dafür nicht schon serverbasierte Vertriebsplattformen wie Steam? Tatsächlich habe er selbst lange keinen Vorteil gegenüber serverbasierten Plattformen gesehen, gibt Garfield zu – und auch sein aktuelles Spiel hätte bei Steam landen können.
Warum er sich aber dann doch für die Blockchain-Variante entschieden hat, sei „die Tatsache, wie schwierig es ist, bestimmte Spiele in den digitalen Bereich zu bringen, weil es diese Free-to-play-Erwartung gibt.“ Die Monetarisierung digitaler Spiele ist aus Garfields Sicht oftmals ein Problem und werde zum Beispiel über Werbeeinblendungen oder In-Game-Cosmetics gelöst.
Wenn ein Spiel aber als digitales Asset auf der Blockchain gehandelt wird, müsse er solche Kompromisse nicht eingehen und könne es wie ein physisches Spiel verkaufen.
Und: Wer ein digitales Spiel oder zumindest Teile davon besitzt, für die es keine vom Verleger gehostete Umgebung braucht, sei maximal unabhängig – ähnlich wie wenn man ein physisches Brettspiel erworben hat. „Dieser Teil des Spiels ist immer für die Leute da, sie können es selbst spielen, oder jemand kann einen neuen Rahmen dafür programmieren.“
Für 2023 ist übrigens schon ein Nachfolge-Spiel zu Garfields jetzigem Mode in Planung. Dabei sollen dann beispielsweise Token-basierte Abläufe noch mehr im Fokus stehen.