Im September 2018 kaufte ein Nutzer namens Rabono das Cryptokitty Dragon für das wohl berühmteste Blockchain-Spiel „Cryptokitties“ und gab für das Kätzchen, das eher aussieht wie ein Hamster mit Saurierschwanz, 600 Ether aus. Das waren damals rund 170.000 US-Dollar.
Theoretisch millionenschweres Kätzchen versauert in Wallet
Selbst zu den wieder überschaubaren heutigen Kursen wären das aktuell rund 804.000 Dollar. Rabono hält Dragon immer noch. Das ist aber so ziemlich der einzige Inhalt seiner Wallet, wie IEEE Spectrum in einer großen Geschichte zu Aufstieg und Fall des Blockchain-Spiels „Cryptokitties“ schreibt.
Als Rabono tief in die Tasche griff, um sich Dragon zu kaufen, hatten die „Cryptokitties“ ihren Zenit schon überschritten. Seitdem ging es beständig ab-, aber nie mehr aufwärts. Was hat die „Cryptokitties“ zerstört?
Ungerechtfertigter Hype Hauptgrund für Absturz
Die Gründe liegen nur teilweise bei den Entwickelnden, der Firma Dapper Labs, die sich heutzutage dennoch selbstkritisch geben. Der wahrscheinlich wichtigste Grund für den Absturz der „Cryptokitties“ dürfte darin liegen, dass es inhaltlich nie eine Berechtigung für einen Aufstieg gab.
Dass die „Cryptokitties“ im Dezember 2017 nach einer kurzen Betaphase mit Verkäufen von mehr als 50.000 Katzen-NFT, kleinen Spielcharakteren mit einzigartigen Eigenschaften, so stark abhob, scheint einzig dem Hype geschuldet zu sein. „Cryptokitties“ war das erste Spiel auf der Ethereum-Blockchain. Das musste einfach gut sein.
Schnell stellte sich heraus, dass es kein Spaß bringendes Spielkonzept gab. „Cryptokitties“ war schlicht langweilig und nur dafür gut, NFT zu erzeugen und zu verkaufen.
Dieser rein monetäre Motivationsansatz hätte vielleicht funktionieren können, wenn die Entwickelnden es unterlassen hätten, den Spielenden zu erlauben, ihre NFT zu kreuzen, um dadurch neue NFT-Kätzchen zu erzeugen. Wie jeder im Kapitalismus weiß, erzeugt nur eine Verknappung des Angebots eine Steigerung der Preise. „Cryptokitties“ war aber expansiv angelegt und sättigte auf diese Weise seinen eigenen Markt.
Ethereum-Gaspreise geben Spiel den Rest
Ein weiteres Problem fiel den Betreibenden des Spiels zügig auf die Füße. Das Spiel läuft mit Smart Contracts und steckt damit voll in der Transaktionsgebührenspirale des Ethereum-Netzwerks.
Dieses Netzwerk funktioniert indes exakt nach marktwirtschaftlichen Prinzipien. Hohe Nachfrage führt zu hohen Preisen.
Tatsächlich führte der anfängliche Hype um die Kätzchen sogar zu einem Kursanstieg von Ethereum insgesamt. Um rund 1.000 Dollar nach oben bewegte sich der Ether nach dem Start des Games. Das gefiel nicht nur den Gamern.
Und die Transaktionsgebühren bewegten sich mit – bis sie auf einem Niveau angekommen waren, bei dem sie höher lagen als die eigentliche Transaktion. Wer würde noch bei Amazon kaufen, wenn er für den Versand mehr bezahlen müsste als für die Ware? Diese Entwicklung wiederum gefiel nicht nur den Gamern nicht.
Die einsetzende Zurückhaltung führte dazu, dass die NFT weiter im Wert sanken, was das Missverhältnis bei den Transaktionsgebühren nur noch verschärfte. Heutzutage werden immer noch „Cryptokitties“ verkauft, aber der Gesamtwert der Transaktionen an einem gegebenen Tag liegt selten über 10.000 Dollar. Die meisten NFT-Kätzchen gehen deutlich unterhalb von einem Ether über die virtuelle Theke – die meisten für ein paar Dutzend Dollar.
Beim Studio Dapper Labs, den Betreibenden der „Cryptokitties“, ist man sich dieser Probleme bewusst, weiß aber, weitere anzufügen. So habe man viel zu viele technische Ausfälle gehabt. Der Support sei schwierig gewesen, weil viele der Gamer vorher nie von der Blockchain gehört hätten. Ein Bug im Code hätte zu einem Leck in der Größenordnung mehrerer Zehntausend Ether geführt.
„Cryptokitties“ immer noch als schlechtes Beispiel zu gebrauchen
Dennoch sind die Entwickelnden sicher, dem Blockchain-Gaming einen wertvollen Dienst erwiesen zu haben. Immerhin seien die erfolgreichen Aspekte der „Cryptokitties“ sofort kopiert worden, die weniger erfolgreichen habe man ignoriert.
Außerdem hätten die Menschen vor „Cryptokitties“ immer von Kryptowährungen gesprochen, wenn die Rede auf die Blockchain gekommen sei. „Cryptokitties“ habe das für immer geändert.