Macht Nintendo bei der Switch 2 denselben Fehler wie bei der Wii U?

Verpackung von Nintendos Switch 2: Droht Verwechslungsgefahr mit dem Vorgänger? (Bild: agustin.photo/Shutterstock)
Die mit Spannung erwartete neue Konsole des japanischen Gaming-Konzerns Nintendo, die Switch 2, steht in den Startlöchern. Doch noch vor dem Release entzündet sich online eine Diskussion um ein scheinbar triviales Detail: die Verkaufsverpackung.
Einzelhandel warnt vor Verwirrung der Kunden
Wie Polygon berichtet, befeuern Bilder, die eine dem Original zum Verwechseln ähnliche, rote Box zeigen, die Sorge vor einem handfesten Problem im Einzelhandel. Die Befürchtung: Kund:innen, die nicht tief in der Materie stecken – etwa Großeltern oder Gelegenheitskäufer:innen – könnten die neue Konsole nicht auf den ersten Blick vom Vorgänger unterscheiden.
Mitarbeiter:innen aus dem Einzelhandel warnen lautstark in sozialen Netzwerken. Sie wüssten aus erster Hand, dass selbst eine große „2“ auf dem Karton nicht ausreiche, um Verwirrung zu vermeiden.
Ein Déjà-vu namens Wii U
Diese Sorgen sind nicht völlig unbegründet, denn sie rühren von einem der größten Marketing-Desaster der jüngeren Spielgeschichte her. Im Jahr 2012 brachte Nintendo die Wii U auf den Markt und scheiterte in den Geschäften an der fehlenden Abgrenzung zum Vorgänger. Viele Konsument:innen verstanden nicht, dass es sich um eine völlig neue Konsole handelte, was zu katastrophalen Verkaufszahlen führte.
Die Verantwortung für dieses Marketing-Desaster übernahm der damalige Nintendo-Präsident Satoru Iwata in einem für die Branche bemerkenswert offenen Interview im Juni 2013 selbst. Seine Botschaft war unmissverständlich und lässt sich so zusammenfassen: Der Fehler liegt bei uns.
Gegenüber dem US-Sender CNBC formulierte er es mit den selbstkritischen Worten: „Wir haben in unseren Marketing-Bemühungen nachgelassen, sodass die Verbraucher heute immer noch nicht verstehen können, was an der Wii U so gut und einzigartig ist.“
Die stille Macht der Verpackung
Der Fall Wii U belegt eindrücklich, wie kritisch eine glasklare Kommunikation am Verkaufsregal ist. Die Verpackung ist der erste physische Kontaktpunkt und ein mächtiges, wenn auch oft unterschätztes Marketinginstrument. Sie muss in Sekundenbruchteilen den Wert eines Produkts vermitteln und es unmissverständlich von anderen Angeboten abgrenzen.
Eine zu starke optische Anlehnung an den Vorgänger, wie sie nun bei der Switch 2 diskutiert wird, könnte diesen Zweck untergraben. Anstatt Sicherheit durch die bekannte Marke zu schaffen, stiftet sie im schlimmsten Fall Verwirrung, die in Kaufzurückhaltung münden kann. Für Unternehmen, die wiederkehrende Produkte auf den Markt bringen, kann das zum Problem werden.
Dennoch scheint Nintendo diesmal strategisch anders vorzugehen. Mit der Benennung als Switch 2 wählt das Unternehmen den direkten und verständlichen Weg, den man bei der Wii U vermieden hat. Man setzt auf die Stärke einer etablierten Marke mit über 140 Millionen verkauften Einheiten.
Analyst:innen gehen davon aus, dass die Switch 2 kommerziell ein großer Erfolg wird. Die Verpackungsdebatte zeigt jedoch, wie sensibel der Markt auf kleinste Details reagiert und dass selbst für einen Marktführer wie Nintendo die Gesetze des Marketings gelten.