Anzeige
Anzeige
Kommentar

Ist das noch smart oder schon der Elektroschrott von morgen?

Im September stellt Tineco seinen neuesten Smarthome-Clou vor: einen Toaster mit Display und Wifi-Verbindung, der zwei Scheiben Toast unterschiedlich lange toasten kann. Ein Schritt in die falsche Richtung, kommentiert unsere Autorin Insa Schniedermeier.

Von Insa Schniedermeier
3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Wie smart muss unsere Küche sein? (Bild: Shutterstock/Rosshelen)

Die Zukunft wird knusprig. Zumindest, wenn es nach Tineco geht. Im September stellt das chinesische Unternehmen auf der Ifa 2022 einen neuen „smarten“ Toaster vor und will damit unser Frühstück optimieren. Doch das ist problematisch.

Anzeige
Anzeige

Der Toasty One soll über zehn Bräunungsgrade und die Option verfügen, gleichzeitig zwei verschiedene Toastscheiben unterschiedlich lange zu toasten. Zudem soll der Toaster mit einem Display und einer Wifi-Verbindung ausgestattet sein. Kostenpunkt: 339 US-Dollar, umgerechnet rund 333 Euro.

Dabei ist der Toasty One nicht der erste Toaster seiner Klasse. Bereits auf der CES 2017 wurde der Griffin Connected Toaster vorgestellt, ein Toaster mit Bluetooth-Schnittstelle und App-Zugang, der inzwischen wieder eingestellt wurde.

Anzeige
Anzeige

Und auch der InstaGLO R180B Toaster von Revolution Cookings besitzt ähnliche Features wie der Toasty One. Er kostet 349,95 US-Dollar.

Problem: Elektroschrott

Zunächst mögen solche Luxustoaster mit ihren niedlichen Namen nach witzigen Geek-Gadgets klingen. Nach einem Geschenk für Menschen, die schon alles haben. Doch ein Faktor wurde hier anscheinend komplett ignoriert: die Auswirkungen auf die Umwelt.

Anzeige
Anzeige

Schon jetzt versinken wir in Bergen von Elektroschrott. Und dieser Trend wird sich Prognosen zufolge weiter fortzusetzen. Laut Statista soll die Menge an Elektroschrott bis 2030 weltweit 75 Millionen Tonnen betragen – 25 Prozent mehr als 2022.

Erzeugung von Elektroschrott weltweit in den Jahren von 2014 bis 2019 und eine Prognose bis 2030 (in Millionen Tonnen). (Grafik: Statista)

Erzeugung von Elektroschrott weltweit in den Jahren von 2014 bis 2019 und eine Prognose bis 2030 (in Millionen Tonnen). (Grafik: Statista)

Produkte wie ein Toaster mit Display sind dabei nicht hilfreich. Denn durch die Verwendung von Displays und weiterer Elektronik, die überflüssig für das eigentliche Produkt sind, wird der Recyclingprozess zunehmend komplex.

Anzeige
Anzeige

Insbesondere das Recycling von Displays sei kompliziert, sagt Marieke Hoffmann von der Deutschen Umwelthilfe. Zwar könnten Grundbestandteile wie Eisen, Kupfer oder Aluminium gut zurückgewonnen werden, doch bei Stoffen wie Indium stießen die derzeitigen technischen Lösungen an ihre Grenzen. „Aktuell gibt es dafür kein industrielles Recyclingverfahren“, sagt Hoffmann. 

„Because we can“ ist nicht genug

Doch warum soll ein Toaster überhaupt über ein Display verfügen und sich mit dem WLAN verbinden können? „Because we can“ allein darf kein Argument sein.

Spricht man über die Toaster von Tineco und Revolution Cooking, so kommt man schnell zum Thema Smarthome, bei dem unsere Haushaltsgeräte zunehmend miteinander vernetzt und über Apps gesteuert werden.

Anzeige
Anzeige

Die Deutsche Umwelthilfe sieht das Thema Smarthome kritisch. „Smarthome kann in begrenztem Umfang sinnvoll sein, wenn man seine Heizung beispielsweise darüber steuert und optimiert“, sagt Hoffmann. Aber nicht jedes Haushaltsgerät müsse in ein solches System eingebunden werden können.

„Wenn die Geräte die ganze Zeit auf Stand-by laufen und auf Signale warten, dann ist das eher kontraproduktiv“, sagt Hoffmann. Die Energieersparnis sei dabei minimal im Vergleich zum „ökologischen Rucksack“, den diese Technik oft mit sich bringe.

Alternativen für Verbraucher:innen

„Die meisten Elektrogeräte sollte man aus Umweltsicht so lange wie möglich benutzen“, sagt Hoffmann. Ob der Austausch eines vorhandenen Haushaltsgeräts gegen ein energiesparsameres Äquivalent sinnvoll sei, müsse im Einzelfall bewertet werden. Laut Hoffmann sei die beste Kaufentscheidung in der Regel daher: keine Kaufentscheidung.

Anzeige
Anzeige

Doch was tun, wenn der alte Toaster den Geist aufgegeben hat? Für Verbraucher:innen ist es oft gar nicht so einfach, gute – sprich nachhaltige – Kaufentscheidungen zu treffen. Zu leicht fällt man auf gut gemachte Greenwashing-Kampagnen herein.

Doch ein paar Dinge kann man einfach beachten. Eine bessere Alternative zu Displaytoastern sind beispielsweise Toaster ohne Display. Und beim Material kann man auf Produkte aus recycleten Materialien achten, wie zum Beispiel auf Basis von biobasierter Kunststoffen aus Altspeiseöl.

Noch nachhaltiger ist es, seine Haushaltsgeräte direkt gebraucht zu kaufen, zum Beispiel über Plattformen wie (Ebay-)Kleinanzeigen. Oder den alten Toaster zu reparieren.

Anzeige
Anzeige

Aufruf an Unternehmen

Für Unternehmen wie Tineco sollte gelten: Beim Gestalten neuer Produkte darf die Umwelt nicht mehr außer Acht gelassen werden.

Damit wir nicht weiter im Müll versinken und unnötigerweise Ressourcen verschwenden, müssen Produkte leicht zu recyclen sein und mit Fokus auf die gesamte Wertschöpfungskette gestaltet werden. Features sollten nützlich sein, das Design zeitlos. Alles andere ist nicht smart, sondern Schrott.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige