An der Supermarktkasse wird der Einkauf immer teurer, auch die Heiz- oder Mobilitätskosten steigen – viele Haushalte geraten schon durch die Inflation aktuell an ihre Grenzen. Kommen dann noch unvorhersehbare Kosten hinzu, kann es finanziell schnell eng werden. Doch auch für Unvorhersehbares kannst du vorsorgen: Indem du dir ein finanzielles Polster schaffst.
Wozu ist der Notgroschen da?
Der Notgroschen ist für echte Krisensituationen gedacht: Dein finanzielle Puffer soll dir also Luft verschaffen, wenn unvorhergesehene Dinge geschehen, etwa wenn du aus heiterem Himmel deinen Job verlierst, dringende Reparaturen am Auto oder Haus anstehen oder die Waschmaschine kaputtgeht.
Ein Notgroschen verhindert also vor allem, dass du (Raten-)Kredite aufnehmen musst oder dass du dein Konto überziehst. Denn das kann richtig teuer werden. Im Schnitt nehmen Banken und Sparkassen nämlich 12,31 Prozent Dispozinsen, wenn das passiert,
Wie hoch müssen die Rücklagen sein?
Was ist ein guter Notgroschen? Eine simple Antwort auf die Frage ist eine Faustformel, die auch von der Verbraucherzentrale empfohlen wird: zwei bis drei Netto-Monatsgehälter. Willst du es genauer wissen, hängt die Antwort auch von deinen Lebensumständen und deinem persönlichen Sicherheitsempfinden ab. Bist du Single oder versorgst du eine Familie? Bist du fest angestellt und beziehst du ein regelmäßiges Gehalt oder arbeitest du selbstständig?
Eine gängige Empfehlung ist, so viele Rücklagen zu bilden, dass du drei bis sechs Monate versorgt bist. Um herauszufinden, wie hoch dieser Betrag bei dir konkret sein sollte, musst du alle laufenden notwendigen Ausgaben und Verpflichtungen aufaddieren, also beispielsweise Miete, Ausgaben für Lebensmittel, Versicherungen, aber auch Zahlungsverpflichtungen für einen Immobilienkredit oder Unterhaltszahlungen.
Hast du eine feste Anstellung und einen sicheren Arbeitsplatz, kannst du dann mit dieser Summe für drei Monate kalkulieren. Wenn du dagegen freiberuflich tätig bist, nur einen befristeten Vertrag hast oder mehrere Menschen finanziell von dir abhängig sind, sollte auch dein Notgroschen größer sein. Dann kalkuliere eher so, dass du dich sechs Monate oder länger selbst finanzieren könntest.
Wie realistisch diese Empfehlungen für eine Mehrzahl der Bundesbürger:innen ist, zeigt eine Studie der Bafin aus dem Dezember 2023. Demnach würden 57 Prozent der Befragten länger als sechs Monate ohne Gehalt auskommen. Rund ein Viertel der Befragten wäre allerdings nicht in der Lage, seine Lebenshaltungskosten für mindestens drei Monate oder länger zu stemmen.
Wie sparst du für den Notgroschen?
Finanzexpert:innen empfehlen für eine sinnvolle Ordnung der Finanzen die 50-30-20-Regel. Sie besagt, dass 50 Prozent deines Einkommens für die absolut notwendigen Ausgaben wie Miete und Lebensmittel reserviert sind, 30 Prozent darfst du für Freizeitaktivitäten oder deinen persönlichen Luxus ausgeben, also Konsum, der nicht unbedingt notwendig ist. Die letzten 20 Prozent sind dann fürs Sparen und für die Schuldentilgung reserviert – dieser Teil kann also in den Notgroschen fließen.
Gehörst du eher zu den Menschen, die schnell den Überblick über ihre Finanzen verlieren, oder neigst zu Spontankäufen? Dann ist es sinnvoll, die 20 Prozent für den Notgroschentopf jeden Monat sofort „wegzusparen“, etwa indem du den entsprechenden Betrag direkt auf ein Tagesgeldkonto überweist. Außerdem kann dir dann auch ein Haushaltsbuch helfen, deine Finanzen besser in den Griff zu bekommen.
Bekommst du Urlaubs- oder Weihnachtsgeld? Dann ist es eine gute Idee, zumindest einen Teil dieser Sonderzahlungen in den Aufbau des Notgroschens zu stecken.
Wo ist der Notgroschen am besten aufgehoben?
Natürlich kannst du dein Finanzpolster einfach auf dem Girokonto liegen lassen. Richtig gut aufgehoben ist es dort aber nicht. Zum einen ist es dann schwieriger, das Sparziel für den Notgroschen einzuhalten. Liegt das Geld auf einem separaten Konto, ist die Versuchung geringer, es doch für den privaten Konsum auszugeben.
Zum anderen kann dein Geld in der Zwischenzeit auch für dich arbeiten. Auf einem Tagesgeldkonto werden deine Rücklagen verzinst und du kannst trotzdem jederzeit darauf zugreifen. Aktuell liegen die Tagesgeldzinsen im Marktdurchschnitt bei 1,69 Prozent, einige Anbieter zahlen aber auch noch einen Spitzenzins von bis zu 3,75 Prozent.
Festgeldkonten eignen sich auf den ersten Blick nur bedingt, da du hier nicht jederzeit an dein Geld kommst. Legst du dein Geld hier aber nur für drei bis sechs Monate an, kann auch das für einen Notfallplan sinnvoll sein.
Weniger empfehlenswert ist, eine hohe Summe in bar zu Hause aufzubewahren. Zwar empfiehlt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) für den Krisenfall eine „ausreichende Bargeldreserve“ im Haus zu haben, weil dann vielleicht Onlinezahlungen nicht mehr möglich sind und auch Geldautomaten unter Umständen nicht mehr funktionieren. Im Fall eines Einbruchs erstatten viele Hausratversicherungen hohe Bargeldsummen aber nicht.