
Die Cyber-Security-Expertin Emily Crose ist neugierig. So neugierig, dass sie in der Vergangenheit immer wieder Informationsanfragen an die US-Regierung nach dem Freedom of Information Act gestellt hat. Nach diesem Gesetz müssen US-Behörden den Bürgerinnen und Bürgern unter bestimmten Auflagen Auskunft über den Inhalt interne Dokumente geben. Crose hat in der Vergangenheit beispielsweise Anfragen über die Sicht der US-Behörden auf Hacker geschickt oder sich die Quellcodes von Regierungsprogrammen zukommen lassen. Jetzt hat Crose jedoch eine Anfrage gestellt, die sie möglicherweise noch aus ihrer Zeit beim US-Geheimdienst beschäftigt: Welche Beschwerden oder Lob über die NSA-Kantine gingen bei der Behörde seit 2018 ein?
Viel Lob findet sich in der von Crose veröffentlichten Antwort der NSA allerdings nicht. Vor allem an der Preisgestaltung scheinen sich die Agentinnen und Agenten zu stören. „Die Essenspreise im Café wurden wieder erhöht“, heißt es in dem Dokument beispielsweise. Eine andere Beschwerde lautet: „Getränke in Flaschen kosten im Laden 2,59. Wieso wollen sie von uns vier US-Dollar für dasselbe Getränk?“ Aber nicht nur die eigentlichen Preise sorgten offenbar für Ärger. Die Antwort der NSA enthält auch mehrere Beschwerden darüber, dass die Waagen in der Kantine teilweise nicht richtig funktionieren würden, was einen zusätzlichen Preisanstieg zur Folge habe.
Die NSA überwacht die digitale Kommunikation der ganzen Welt – aber hat Probleme mit ihrem Kassensystem
Laut den Dokumenten scheint es bei der NSA auch Probleme mit dem Kassensystem der Kantine zu geben. In einer internen E-Mail heißt es: „Heute Morgen kaufte jemand zum Beispiel eine Limonade für 1,95 US-Dollar und bekam keine Mehrwertsteuer berechnet, und heute Nachmittag wurden ihm 2,07 US-Dollar berechnet und es wurde zwölf Prozent Mehrwertsteuer für dieselbe Limonade ausgewiesen.“ Allerdings scheinen die Probleme noch über den vermeintlich wechselnden Steuersatz hinauszugehen. „Die Kassen werden wöchentlich heruntergefahren, und die Leute müssen warten, bis sie wieder hochgefahren sind“, lautet eine andere Beschwerde.
Derweil kommen auch Verbesserung an der Kantine nicht notwendigerweise gut bei der NSA-Belegschaft an. In einer Mail dazu heißt es, sie sei erst vor wenigen Jahren renoviert worden. „Warum verschwenden wir so schnell wieder Geld für neue Möbel? In meinem jetzigen Büro sind wir in alten Räumen eingepfercht und haben kaum Platz, um unsere Burn Bags zu lagern.“ Als Burn Bags werden im US-Geheimdienstjargon Papiertüten bezeichnet, die dazu genutzt werden, um geheime Dokumente zu lagern, die nach einer bestimmten Zeitspanne vernichtet werden sollen.
Am Ende ist es zumindest dann eben in einigen Dingen auch beim US-Geheimdienst nicht großartig anders als in anderen großen Organisationen. Die Kantine ist schlecht, die Preise zu hoch und überhaupt könnte die Leitung mehr Geld in die Büroausstattung stecken. So gesehen können wir uns alle ein bisschen wie Geheimagenten fühlen – nur eben ohne die Überwachung weltweiter Datenströme.