Nutzer geprellt: Binance überweist Bitcoins irgendwohin – zuckt mit den Achseln

Wurden die Bitcoins dieses Hodlers durch einen Binance-Fehler verbrannt? (Bild: Visual Generation / Shutterstock)
Diese Geschichte hat Skandal-Potenzial, obwohl die Frage zunächst harmlos klingt, die ein Nutzer namens Mario auf Stackexchange gepostet hat. Ob es möglich sei, eine Taproot-Adresse in eine native Segwit-Adresse umzuwandeln, wollte er von der Community wissen. Dahinter verbirgt sich indes eine finanzielle Katastrophe.
Nutzer gibt Taproot-Adresse an, Binance akzeptiert
Wie Mario am Weihnachtssonntag schildert, hatte er vor einigen Tagen eine Bitcoin-Abhebung auf Binance angefordert. Dabei hatte er eine der neuen Taproot-Adressen anstelle der bisherigen Native-Segwit-Adressen verwendet. Weil die Transaktion trotz der Verwendung der neuen BC1P-Adresse ohne Warnungen und sonstige Meldungen durchgegangen war, hatte Mario angenommen, seine Transaktion wäre erfolgreich durchgeführt worden. Binance bestätigte ihm eine Transaktions-ID.
Misstrauisch wurde er, als die transferierten Bitcoins auch nach ein paar Tagen noch nicht auf der angegebenen Adresse angekommen waren. Er prüfte die Transaktions-ID und stellte dabei fest, dass als Begünstigtenadresse nicht die von ihm angegebene Adresse hinterlegt war. Stattdessen war Marios Abhebung an eine völlig andere Adresse gesendet worden.
Binance gibt sich sperrig, behauptet Nutzerfehler
Als er sich daraufhin mit dem Binance-Support in Verbindung gesetzt hatte, wollte ihm das Personal der Kryptobörse weismachen, dass er einen Fehler gemacht habe. Binance unterstütze keine Taproot-Adressen und nehme daher automatisch eine Umwandlung in Native Segwit vor. Das habe im konkreten Fall dazu geführt, dass aus BC1P BC1Q geworden sei.
Wie Mario inzwischen festgestellt haben will, soll aktuell tatsächlich keine Abhebung auf Taproot-Adressen funktionieren. Zum Zeitpunkt seiner Abhebung muss das allerdings ganz offensichtlich noch möglich gewesen sein. Sonst hätte der Fehler immerhin nicht passieren können.
Binance stellt sich gegenüber dem um seine Bitcoins geprellten User allerdings so auf, dass sie behaupten, er selbst habe den Fehler gemacht. Binance habe damit nichts zu tun. Jetzt will Mario von der Community wissen, ob eine solche behauptete „automatische Umwandlung“ überhaupt möglich sei und wenn ja, wie.
Bitcoin-Core-Developer bestätigt Schuld bei Binance
Die Antworten sind eindeutig. Am plakativsten dürfte dieser Tweet von Samuel Dobson sein. Er twittert:
„Entschuldigung, aber wir unterstützen keine Überweisungen an diese Bank. Deshalb haben wir dieselbe Kontonummer verwendet, aber bei einer anderen Bank. Viel Spaß!”
Auf Stackexchange antwortet der Bitcoin-Core-Developer Pieter Wuille:
„Das ist nicht Ihre Schuld, und Sie sollten Ihre Bitcoins zurückverlangen. P2TR-Adressen (wie alle Adressen) haben eine Prüfsumme, und dieser Prüfsummenalgorithmus wurde sogar für die Einführung von Taproot geändert. Die Tatsache, dass [Binance] diese Adresse überhaupt akzeptiert hat (…), zeigt extreme Inkompetenz auf Seiten der Börse.”
Binance scheint die Angelegenheit aussitzen zu wollen, weshalb Mario versucht hat, mehr Aufmerksamkeit auf die Sache zu lenken. Seit Montag findet diese Geschichte ihren Weg in immer mehr Medien. In Deutschland hatte sich zuerst der Blocktrainer mit dem Thema beschäftigt. Der hatte zudem überprüft, ob die Behauptung des Binance-Supports, beim Versuch der Abhebung auf eine Taproot-Adresse würde eine Warnung eingeblendet, stimmt. Sie stimmte nicht.
Experten: Fehler definitiv bei Binance
Alle technischen Experten sind sich in diesem Fall einig, dass eine nicht mögliche Abhebung wie in diesem Fall an der Prüfsummenprüfung hätte scheitern müssen. So hätte ein Schaden nicht entstehen können. Andere glauben zudem, dass Mario hier einen schwerwiegenden Bug entdeckt hat, für dessen Entdeckung er aus dem Bug-Bounty-Programm von Binance zusätzlich entschädigt werden sollte. Das indes hat Mario nach eigenen Angaben bereits versucht. Seine Eingabe wurde abgelehnt.
Ein ganz gängiges und bislang nicht hinreichend gelöstes Problem hat Mario in seinem Fall erstmals zu spüren bekommen. Binance hat keine Adresse, an die er eine Klage zustellen könnte. Das dürfte eine der Kehrseiten fehlender Regulierung sein, die von so vielen doch als großer Vorteil gesehen wird.