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Analyse

Scalper, Snowden, Stromhunger: Was ihr über die neuen Nvidia-Grafikkarten wissen müsst

Die Nvidia-RTX-50-Serie soll das Nonplusultra für Gamer:innen werden. Noch scheitert das an mangelnder Verfügbarkeit und fragwürdiger Leistung. Wir haben die aktuelle Lage und was der verkorkste Launch für Nvidia bedeuten könnte, zusammengefasst.

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„Bringen wir es jetzt auf den Markt, weil wir ein paar Muster haben, die tatsächlich funktionieren, und hoffen, dass wir die Herstellungs- und Produktionsprobleme beheben und es später verkaufen können.“ So definiert der damalige Ars-Technica-Chefredakteur Ken Fisher schon 2004 einen „Paper Launch“. Eine Veröffentlichung nur auf dem Papier also, weil schon im Vorfeld klar ist, dass das Angebot die Nachfrage nicht decken kann.

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Auch 20 Jahre später sind „Paper Launches“ gerade im Hardware-Segment weitverbreitet. In den ersten Corona-Jahren waren etwa pandemiebedingte Chip-Engpässe daran schuld, dass Sonys Playstation 5 zur Mangelware wurde. Im Fall von Nvidia waren die wenigen verfügbaren Exemplare seiner RTX-30-Grafikkarten zum Verkaufsstart innerhalb von Sekunden ausverkauft.

Der RTX-50-Launch ist ein Papiertiger

Das gleiche Schicksal hat jetzt die neuesten, auf Nvidias Blackwell-Technologie basierenden Grafikkarten RTX 5080 und RTX 5090 ereilt. Laut Launch-Ticker von PC Games Hardware waren knapp zehn Minuten nach dem offiziellen Verkaufsstart am 30. Januar bei führenden deutschen Händlern und bei Nvidia selbst keine Karten mehr zu bekommen. Stattdessen: Wucher-Angebote bei Ebay, wo das Flaggschiff 5090 auch heute noch statt eines Ladenpreises von rund 2.300 Euro für knapp das Doppelte verkauft wird.

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Dass Scalper, teilweise mit Unterstützung von Bots, begehrte Konsumgüter aufkaufen und sie zu horrenden Preisen auf Plattformen wie Ebay weiterverkaufen, ist nicht neu und war für die RTX-50-Karten auch erwartbar. Laut einer Analyse von Videocardz habe unter anderem eine knapp kalkulierte Preispolitik dazu geführt, dass es pünktlich zur Veröffentlichung nur eine stark begrenzte Stückzahl an Partnerkarten gab, was unter anderem auch vom Hardware-Hersteller MSI bestätigt wurde.

Nvidia kann sich seine Preis-Leistungspolitik leisten

Ob die Karte selbst den Originalpreis wert ist, darüber sind sich Kommentator:innen im Netz uneinig. Auf X bezeichnet NSA-Whistleblower Edward Snowden beispielsweise die Produkte als „F-Tier-Wert für S-Tier-Preis“. Tests von Hardware-Expert:innen wie Digital Foundry zeigen, dass die Karte aufgrund ihres Fokus auf DLSS, also das KI-basierte Hochskalieren eines in niedriger Auflösung ausgegebenen Originalbilds, die derzeit beste Gaming-Leistung bietet.

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Andererseits fällt der Leistungssprung von der 40- zur 50-Serie weitaus geringer aus als in den Vorgängergenerationen. Ohne neue Features wie DLSS 4 Multi Frame Generation, das per KI aus einem bis zu drei Frames generieren und Bildraten damit verdreifachen kann, ist der Sprung noch einmal deutlich kleiner. Das zeigen selbst offizielle Benchmarks von Nvidia. Zudem unterstützen bislang nur eine Handvoll Spiele überhaupt DLSS 4. Und dann ist da noch der vergleichsweise extreme Stromverbrauch der 5090 von fast 600 Watt unter Volllast, 150 Watt mehr als der Vorgänger 4090.

Dass Gamer:innen und Kreative auf die Blackwell-Generation umsteigen, sobald es wieder Karten gibt, ist nicht gesetzt. Für die finanzielle Situation von Nvidia dürfte das allerdings ohnehin keine allzu große Rolle spielen. Denn obwohl die Firma ihren Erfolg ihren Gaming-Grafikkarten zu verdanken hat, spielen diese im Umsatz-Mix derzeit eine untergeordnete Rolle.

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Zwischen August und Oktober 2024 wurden im Gaming-Segment zwar rund 3,3 Milliarden US-Dollar umgesetzt, mit Lösungen für Datenzentren allerdings rund das Zehnfache. An diesem Fokus dürften auch die Ende Februar erscheinenden Zahlen für das komplette Fiskaljahr 2025 nicht rütteln, der Bedarf ist trotz zunehmender Bedenken über die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit von cloudbasierten KI-Anwendungen ungebrochen.

Zölle als Gefahr für den Nvidia-Erfolg?

Was hingegen eine tatsächliche Bedrohung für die Umsätze der Chip-Firma darstellen dürfte, sind die von US-Präsident Donald Trump geplanten Zölle auf ausgewählte Waren und Dienstleistungen. So hat Trump beispielsweise angedroht, Chips aus Taiwan mit einem Einfuhrzoll von 100 Prozent zu belegen. Diese Mehrkosten hätten die importierenden Unternehmen zu tragen. Unternehmen wie Nvidia, das stark abhängig von den von TSMC produzierten Chips ist.

Nicht nur Nvidia wäre von derartigen Zöllen betroffen. Auswertungen der Halbleiter-Experten von Counterpoint Research liegt der Marktanteil von TSMC im Bereich Chip-Foundries, also Fabriken, die auftragsmäßig Halbleiter für Firmen ohne eigene Fabriken fertigen, seit zwei Jahren bei rund 60 Prozent.

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Das beeinflusst auch den Aktienkurs von Nvidia. Stand 4. Februar ist der Preis für Nvidia-Aktien innerhalb eines Monats um rund 16 Prozent gefallen. Daran sind allerdings nicht nur Trumps Zoll-Drohungen schuld, sondern auch Deepseek. Das chinesische KI-Startup hat mit seinem R1-Modell als performante und vermeintlich deutlich günstigere Open-Source-Alternative zu OpenAIs Reasoning-Modellen o3 für ordentlich, teils ungerechtfertigten Hype gesorgt.

Aber selbst davon könnte Nvidia profitiert haben: Laut Semianalysis könnte Deepseek Zugriff auf die rund 60.000 KI-Beschleuniger seines Investors High-Flyer gehabt haben – allesamt produziert von der US-Firma, und nicht nur auf die für China beschnittenen Chipsätze beschränkt. Unabhängig überprüfbar sind diese Annahmen nicht.

Nvidias 50er-Serie ist kein Quantensprung für Games, sondern ein Hüpfer für KI

Im Vorfeld der Veröffentlichung hat Nvidia mit jeder Menge Superlative in Bezug auf seine 50er-Serie um sich geworfen. Blickt man hinter die reinen Zahlen wird deutlich, dass sich gerade für Gamer:innen der Umstieg nicht lohnen dürfte, sofern die Karten in den nächsten Monaten überall erhältlich sind. Interessanter wird es bei der Funktionalität für KI.

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Zwar werden für Berechnungen im großen Stil immer noch primär die eigens dafür entwickelten Datenzentren-Chips genutzt, aber eine Kennziffer ist bei der 50er-Reihe dann doch relevant: Die darauf verbauten Blackwell-Chips können erstmals das nochmals komprimierte FP4 als Dateiformat für Berechnungen nutzen, was für geringeren Stromverbrauch und schnelleres Ausführen von KI-Modellen sorgt.

Die mangelnde Präzision, die beim Komprimieren von Modellen zwangsweise auftritt, will Nvidia durch proprietäre Technik ausbessern. Tests zeigen ein durchwachsenes Bild. Computerbase folgert zwar, dass die 5090 in manchen Benchmarks im Vergleich zur 4090 besser abschneidet, in manchen aber nahezu identische Ergebnisse liefert. Erste Benchmarks der auf Linux fokussierten Seite Phoronix wiederum unterstreichen, dass die Leistung bei der Textgeneration in bekannten Modellen von Mistral oder Meta deutlich über der des Vorgängers liegt, in Sachen Effizienz allerdings fast schon einen Rückschritt darstellt.

Neuer und teurer ungleich besser und effizienter

Verkorkster Launch und eine messbare, aber geringer als erwartet ausfallende Leistungssteigerung: Ein Traumstart für eine neue Grafikkartengeneration sieht anders aus. Und das vor dem Hintergrund, dass potenzielle Preiserhöhungen aufgrund der US-Politik und Marktentwicklungen den Wechselenthusiasmus von Kreativen und Gamer:innen weiter ausbremsen dürften. Allerdings hat Nvidia einen deutlichen Vorteil: Der Hauptkonkurrent AMD stellt auf absehbare Zeit keine High-End-Grafikkarten mehr her. Aber noch wird wohl auch der leistungshungrigste Gaming-PC ohne die 50er-Reihe auskommen müssen – und können.

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