
Anklage gegen Ehemann der "Kryptoqueen" zugelassen. (Foto: Belish / Shutterstock)
Die Pläne von Ruja Ignatova waren groß, ihre Vermarktungsstrategie war unbescheiden. Die selbsternannte „Kryptoqueen“ versprach Investoren, dass ihre Digitalwährung Onecoin ein europäischer „Bitcoin-Killer“ sei, der die weltweit erfolgreichste Kryptowährung an der Spitze ablösen würde.
Heute weiß man: Ignatovas Versprechungen waren nur leere Worte und Onecoin ein Schneeballsystem. Das war schließlich in sich zusammengestürzt, woraufhin die in Bulgarien geborene Deutsche im Herbst 2017 abgetaucht ist. Seitdem gilt sie als vermisst. Doch nun muss sich eventuell ein wichtiger Verbündeter der Kryptoqueen vor Gericht verantworten.
Wie das Handelsblatt zuerst berichtet hat, wurde der frühere Ehemann von Ignatova wegen des Vorwurfs der Geldwäsche angeklagt. Kennengelernt hatten sich die beiden beim Jurastudium in Konstanz. Ignatovas Mann hat später jahrelang als Anwalt bei einer internationale Top-Kanzlei in Frankfurt gearbeitet.
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt wirft ihm nun Geldwäsche in drei Fällen vor. Unter anderem soll der Jurist eine Überweisung von 7,69 Millionen Euro von einer in Hongkong ansässigen Firma auf sein privat geführtes Konto überwiesen haben. Die Zahlung soll von seiner Frau veranlasst worden sein und mutmaßlich aus Betrugsstraftaten stammen.
Der Beschuldigte wollte sich gegenüber der Zeitung nicht zu den Vorwürfen äußern. Ob es zu einem Prozess kommt, ist noch nicht sicher. Das Landgericht Darmstadt prüft jetzt die Anklage. Über die Eröffnung der Hauptverhandlung soll in den kommenden drei bis sechs Monaten entschieden werden.
Die Onecoin-Masche
Zwischen 2014 und 2017 hatten Anleger weltweit mehr als vier Milliarden Euro bei Onecoin investiert. Allein in Deutschland fielen rund 60.000 Nutzer auf den Scam herein, denn eine Digitalwährung war Onecoin nie, die darunter stehende Blockchain war wohl frei erfunden. Die Coins und Token konnte man auch nicht direkt kaufen, sondern nur in Kombination mit einem Schulungspaket.
Der Betrug funktionierte dank eines ausgeklügelten Vertriebssystems durch sogenanntes Multilevel-Marketing. Kunden wurden selbst zu Vertriebspartnern und verkauften vor allem die Schulungspakete zum Wertpapierhandel, die Onecoin-Token gab es dann dazu. Rund vier Milliarden US-Dollar soll der Onecoin-Scam laut US-Ermittlern eingebracht haben – Geld, das größtenteils auf Offshore-Konten verschoben und so dem Zugriff der geprellten Anleger und Ermittler entzogen wurde.
Behörden hatten schon früh Zweifel an der Seriosität von Onecoin. Im April 2017 erließ etwa die deutsche Finanzaufsicht Bafin eine Unterlassungsverfügungen gegen zwei Onecoin-Firmen, da es sich bei dem Vertrieb von Onecoin um einen „betrügerischer Handel mit Eigenmitteln“ handele. Der Zusammenbruch des Schneeballsystems kam aber erst 2019, als Ignatova und andere Verantwortliche untertauchten.
Ignatovas Bruder hat seine Beteiligung an dem Betrug und der Geldwäsche bereits gestanden, er sitzt in den USA in Haft. In Deutschland läuft seit September 2021 ein Strafprozess gegen ein Ehepaar aus Greven und einen Münchener Rechtsanwalt. Die drei sollen bei dem Betrug geholfen und Gelder in Deutschland verschoben haben.
Die Kryptoqueen selbst ist mittlerweile eine der meistgesuchten Kriminellen weltweit. Interpol, Europol und BKA fahnden nach ihr. Das FBI hat eine Belohnung in Höhe von 100.000 Dollar für Informationen ausgesetzt, die zu ihrer Verhaftung führen. Deutsche Ermittler werfen ihr gemeinschaftlichen Betrug in besonders schwerem Fall sowie Geldwäsche vor.
Ihr Verbleib ist aber weiterhin ein Mysterium – viele gehen davon aus, dass Ignatova nicht mehr am Leben ist; sie könne von Komplizen getötet worden sein. Andere glauben, sie hält sich nur versteckt. Der Podcaster und Investigativreporter Jamie Bartlett will kürzlich sogar eine neue Spur zur Kryptoqueen entdeckt haben.