Optische Täuschung? Hubble fotografiert ungewöhnliche linsenförmige Galaxie
Es ist erneut ein atemberaubendes Bild, das uns das Hubble-Weltraumteleskop am 13. Mai 2024 zur Verfügung gestellt hat. Es zeigt eine staubdurchzogene Galaxie, die wegen ihrer Optik unwissenschaftlich als Zugwrack-Galaxie bezeichnet wird.
Eine Galaxie wie ein Zugunglück
Eine Zugwrack-Galaxie (englisch „Train Wreck Galaxy“) ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine durch eine gravitative Wechselwirkung stark verzerrte Galaxie. Solche Galaxien sehen chaotisch aus und haben ungewöhnliche Formen, die an die Trümmer eines Zugunglücks erinnern – daher der Name.
Das jüngste Hubble-Bild, das kurz nach einer ähnlichen Aufnahme mit dem Gemini-South-Teleskop im Januar veröffentlicht wurde, zeigt NGC 4753 so detailliert wie nie zuvor. Im Zentrum des Bildes sehen wir einen hellen weißen Kern, der von dunkelbraunen Staubbahnen umgeben ist. Die bilden eine Art netzartigen Tunnel um den Kern.
NGC 4753: Mischung aus Spiral- und elliptischer Galaxie
Wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa erklärt, handelt es sich bei lentikularen NGC 4753 um eine Kreuzung zwischen einer Spiralgalaxie wie der Milchstraße und einer elliptischen Galaxie. Lentikulare Galaxien haben eine zentrale Ausbuchtung und eine Scheibe. Das lässt sie zunächst einer Spiralgalaxie ähneln. Dann aber fehlt es ihnen an den charakteristischen Spiralarmen, in denen es von Sternen nur so zu wimmeln scheint.
Stattdessen zeigen linsenförmige Galaxie in diesem Punkt Ähnlichkeiten zu elliptischen Galaxien, die von Sternen bevölkert sind, die in einem funktionslosen Muster angeordnet scheinen. Diese verstreuten Sterne sind oft älter. Insgesamt werden nur wenige neue Sterne geboren.
Ist die Linsenform bloß eine optische Täuschung?
Möglich scheint indes, dass die Einstufung der NGC 4753 als linsenförmig schlicht einer optischen Täuschung entspringt. Denn einige Wissenschaftler:innen vermuten, dass das einzigartige Aussehen von NGC 4753 einfach auf unsere Sichtweise zurückzuführen sein könnte. Würde man sie nicht von der Seite, sondern von oben betrachten, könnte sie einer Spiralgalaxie gleichen, meint die National Science Foundation.
NGC 4753 ist uns bereits seit dem Jahr 1784 bekannt. Sie wurde von dem Astronomen William Herschel entdeckt und war seither Schauplatz von zwei bekannten Supernova-Explosionen. Dabei handelte es sich um sehr seltene Supernovae des Typs Ia, bei denen Doppelsternsysteme explodieren, die aus einem Weißen Zwergstern und einem größeren Begleitstern bestehen.