Outbrain: Empfehlungsplattform erhält 200 Millionen Dollar vor Börsengang
Die Native-Advertising-Plattform Outbrain hat kurz vor dem Börsengang noch einmal frisches Kapital erhalten. The Baupost Group, ein Hedgefonds aus Boston, investiert 200 Millionen US-Dollar in das New Yorker Unternehmen. Erst vergangene Woche gab Outbrain bekannt, einen Börsengang vorzubereiten. Der entsprechende Antrag ist bereits bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC eingegangen.
„Der Hedgefonds teilt nicht nur unsere Vision und unser Engagement für unser Business sowie unser Team, sondern auch unsere Zukunftsaussichten“, sagt Co-CEO David Kostman von Outbrain in einer Stellungnahme. Sein Mitstreiter Yaron Galai ergänzt, dass Outbrain inzwischen führend in der Empfehlungsbranche sei, die man selbst mitbegründet habe, und man weiterhin große Pläne habe.
Tatsächlich ist Outbrain längst ein Schwergewicht in der Adtech-Branche. Das 2006 in Israel gegründeten Unternehmen hat sich vor allem auf Empfehlungsboxen und sogenannte Smartads auf Websites spezialisiert: Die Anzeigen werden basierend auf den Interessen der Kundinnen und Kunden ausgespielt und auf das Design der jeweiligen Publikationen angepasst. Spezielle Empfehlungs-Widgets zeigen unter einem Artikel weitere relevante Inhalte an – oder eben native Werbung.
Gute Zahlen für Outbrain trotz Coronakrise
In ihrem IPO-Antrag geben die Verantwortlichen von Outbrain einen Umsatz in Höhe von 767 Millionen Dollar für 2020 an und 228 Millionen Dollar für das erste Quartal des laufenden Jahres. Im selben Quartal habe man zudem einen Überschuss 10,6 Millionen Dollar erwirtschaftet, heißt es.
Auch in Deutschland sind die Dienste von Outbrain gefragt. Zahlreiche bekannte Medien und Publisher verwenden die Widgets. Im Mai dieses Jahres gab etwa die Funke Mediengruppe bekannt, die bestehende Partnerschaft mit Outbrain auszubauen. Funke gehörte zu den ersten deutschen Publishern, die Outbrains Empfehlungen nicht nur am Ende von Artikeln, sondern auch innerhalb von Texten einsetzte.
2019 übernahm Outbrain zudem den deutschen Konkurrenten Ligatus. Im gleichen Jahr gab es Berichte, wonach Outbrain mit dem ebenfalls in Israel gegründeten und mittlerweile in New York ansässigen Adtech-Unternehmen Taboola fusionieren könnte. Beide Firmen sind eigentlich Konkurrenten; eine Fusion hätte sie zu einem der größten Empfehlungsnetzwerk der Welt gemacht, das bis zu zwei Milliarden Menschen täglich hätte erreichen können. Vergangenen Herbst aber platzte der Deal nicht zuletzt aufgrund der Coronakrise und den damit einhergehenden Einbrüchen am globalen Werbemarkt.
Jetzt, da sich der Markt wieder erholt hat, versuchen es beide Firmen jeweils für sich alleine an der Börse – Taboola geht seit vergangener Woche den Weg über eine Spac, Outbrain versucht es auf dem klassischen Wege. Die 200-Millionen-Dollar-Finanzspritze dürfte somit auch die vorerst letzte gewesen sein, die von privaten Risikokapitalgebern kommt.
Ich sehe Outbrain eher kritisch. Das Geschäftsmodell liegt vor allem in der Vermischung von Werbung und „echtem“ Content der Website. Und die Werbung ist ja keine klassische Online-Werbung, sondern besteht zum größten Teil aus Clickbaits, Fake-News und Scam. Ich hatte bei t3n sogar schon mal Werbung für Prostitution im „Feed“. Genau deswegen funktioniert es gut und Outbrain kann gut bezahlen. Für mich schon lange das größte Rätsel: Wieso t3n mit Outbrain kooperiert. Ich würde meinen Adblocker für t3n sofort deaktivieren, wenn „normale“ Werbung gezeigt würde.
Ich kann Florian nur zustimmen. Es wirft ein schlechtes Licht auf Seiten, die diese Services unter den Artikeln einbinden. Es ist enttäuschend, dass t3n dies auch macht (sehe gerade 11 sinnlose Outbrain-Links auf dieser Seite). Outbrain ist eine Dreckschleuder, die das Qualitätsniveau einer Seite nach unten zieht.