Per Post werden immer wieder skurrile Dinge versendet. Manche Pakete sind dabei nicht vom Standard-Päckchen zu unterscheiden, während wieder andere durch Form, Farbe und diverse „Danger“-Aufkleber direkt auffallen.
Ein Paket, dass eher in letztere Kategorie fällt, wurde vom Medical Examiner’s Office in Fulton County verschickt – allerdings schon vor drei Jahren. An seiner Zieladresse in St. Louis kam es nie an, wie das Atlanta Journal jetzt aufdeckte.
Leiche verschwunden, Bot reagiert
Doch warum erregt das Verschwinden eines einzelnen Pakets plötzlich so eine Aufmerksamkeit? Der Grund dafür ist sein Inhalt. In dem knapp zehn Kilogramm schweren Paket befinden sich nämlich die Skelettreste von Jeffrey Merriweather, der im Jahr 2019 bei einer Schießerei ums Leben kam. Seine Leiche wurde per Fedex verschickt, damit ein Speziallabor in St. Louis Klarheit über die Todesursache des 32-Jährigen schaffen könnte. Am 22. Juni 2019 wurde laut Behörden die teilweise verweste Leiche von Jeffrey Merriweather hinter einem Haus im Südwesten von Atlanta entdeckt. Die Polizei glaubt, dass Merriweather bei einer Schießerei im Zusammenhang mit einem schiefgelaufenen Drogendeal getötet wurde, aber die Umstände, warum seine Leiche bereits nach kurzer Zeit stark verwest und skelettiert war, stellten die Gerichtsmediziner vor ein Rätsel. Deswegen sollten die Überreste noch einmal an Spezialisten gesendet werden.
Als das Atlanta-Journal vergangene Woche über die Untersuchungen im Fall Merriweather twitterte, reagierte auch Fedex. Aber anstatt Antworten auf das unerklärliche Verschwinden des Leichnams zu erhalten, bekamen die Zeitung und diejenigen, die den Fall verfolgten, eine unpersönliche Antwort von einem Twitter-Bot. „Hallo, mein Name ist Gaby“, antwortete Fedex Help, das Kundendienstkonto des Unternehmens, in einem mittlerweile gelöschten Tweet. „Das ist nicht die Erfahrung, die wir bieten wollen. Die ausstehende Lieferung tut mir sehr leid. Bitte senden Sie eine direkte Nachricht, ich helfe Ihnen gerne weiter.“ Die Antwort des Kundendienstes sorgte im Netz für Hohn und Spott, was Fedex wohl dazu verleitete, den Tweet wieder zu löschen.
Überreste im „schwarzen Loch“ verloren gegangen
Unklar bleibt auch, warum der Gerichtsmediziner Fedex benutzte, um die Überreste von Merriweather zu versenden. Das Versenden von Leichenteilen oder Skeletten über Fedex ist gemäß der Richtlinien des Unternehmens verboten. Als es für das Büro des Gerichtsmediziners an der Zeit war, die Überreste von Merriweather zur Traumaanalyse an einen Experten in St. Louis zu schicken, wurden die Überreste des 32-Jährigen am 5. Juli 2019 dennoch für 32,61 US-Dollar in einer Fedex-Box verschickt. Zwei Tage später sollten sie dann in St. Louis eintreffen, doch sie gingen irgendwo auf der knapp 350 Kilometer langen Strecke verloren. Laut Tracking wurde das Paket zuletzt in einer Fedex-Filiale in Austell, Georgia, gerade einmal 27 Kilometer von Atlanta entfernt, verfolgt. Danach verschwand es. Austell gilt als Hotspot für verlorene Pakete. Der Shop kommt auf eine Google-Bewertung von 1,4 Sternen und wird als „schwarzes Loch“ bezeichnet.
Die Familie von Merriweather hat in den Jahren seit dem Verschwinden der Überreste ihres Sohnes wiederholt die Gerichtsmedizin und Fedex zur Rechenschaft gezogen. Der Ausgang ist dabei genauso unklar wie die Todesursache.