Um Netflix steht es nicht gut – und vielleicht ist das sogar noch untertrieben. Erstmals seit mehr als zehn Jahren hat der Streaming-Dienst ein Quartal mit Kundenschwund bekanntgegeben. Im ersten Quartal dieses Jahres sind 200.000 Bezahlabos verloren gegangen, wie Netflix am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Die Aktie gab satte 35 Prozent nach und ganz offenbar trauen viele Investorinnen und Investoren dem Unternehmen keine schnelle Erholung mehr zu. Einer dieser Geldgeber ist der milliardenschwere Investor Bill Ackman. Der hat seine Anteile an Netflix jetzt laut Marketwatch verkauft – mit ordentlich Verlust.
Netflix-Kurs: Aktie verliert 35 Prozent über Nacht
Von 400 Millionen US-Dollar verabschiedete Ackman sich, nachdem die Aktien des Streamingdienstes ihren größten Verlust seit 2004 verzeichneten. „Obwohl das Geschäft von Netflix einfach zu verstehen ist, haben wir angesichts der jüngsten Ereignisse das Vertrauen in unsere Fähigkeit verloren, die Zukunftsaussichten des Unternehmens mit ausreichender Sicherheit vorherzusagen“, teilte er über einen Brief an die Kunden seines Hedgefonds Pershing Square Capital mit. Er habe „sofort gehandelt“, als er Informationen bekam, die nicht mehr mit seinen einstigen Einschätzungen übereinstimmen.
Der Quartalsbericht war für viele Anlegerinnen und Anleger ein Schock. Netflix hat ursprünglich mit 2,5 Millionen neuen Abonnentinnen und Abonnenten gerechnet. Diese gegensätzliche Entwicklung hat große Sorge am Finanzmarkt ausgelöst. Mit den katastrophalen Quartalszahlen kündigte das Unternehmen außerdem an, das reine Abonnementmodell zu ändern und Werbung einzubinden. Das ist eine krasse Abkehr vom bisherigen Geschäftsmodell. Ob CEO Reed Hastings damit einen schlauen Kurswechsel einläutet oder das lediglich eine Kurzschlussreaktion ist, daran scheiden sich die Geister.
Bill Ackman scheint zu letzteren Investoren zu gehören und gestand sich ein, dass der Verlust aus der Investition, die Pershing-Rendite für dieses Jahr um vier Prozent belasten dürfte. Im Gegensatz zu den Problemen von Netflix scheint das jedoch wenig. Das Unternehmen leidet nicht nur unter der Ukraine-Krise, die allein 700.000 Abos in Russland durch die Einstellung des Dienstes kostete, sondern auch unter der Sättigung des Streaming-Marktes sowie der Konkurrenz durch Amazon, Apple und Disney, die ihre eigenen Plattformen aufbauen und dem Streaming-Pionier die Nutzerinnen und Nutzer zunehmend abgreifen.