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Kommentar

Warum #pinkygate das eigentliche #investorengate ist

Tijen Onaran musste sich schon oft anhören, dass ihre Idee „zu nischig“ sei. Die Pinky Gloves der Sendung Die Höhle der Löwen und die Zustimmung des Juroren Ralf Dümmel sind für sie Teil eines größeren Problems.

Von Tijen Onaran
3 Min.
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„Die Höhle der Löwen“-Investor Ralf Dümmel. (Foto: TVNOW / Bernd-Michael Maurer)

„Das ist doch kein Business-Case!“ – als Gründerin gibt es so manche Sätze, die einen jahrelang begleiten. Die in Dauerschleife laufen, sodass frau schon fast selbst beginnt, an sie zu glauben. Auch mir wurden sie immer wieder unaufgefordert mitgeteilt – ob direkt oder indirekt. Sie betrafen meine Geschäftsidee Global Digital Women. Ein Unternehmen, das andere Unternehmen in Diversitätsfragen beraten sollte. Ob die Welt so etwas wie Global Digital Women denn wirklich bräuchte, wurde ich gefragt. Das Thema sei doch „zu nischig“.

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Ich gründete trotzdem. Gemeinsam mit meinem Mann, ohne Investor*innen zu beteiligen, nur mit Eigenkapital. Denn als wir uns anfangs auf Kapitalsuche machten und kurz in Erwägung zogen, Investor*innen oder Venture-Capital-Firmen zu beteiligen, wurde uns relativ schnell klar: Das würde nicht klappen. Auf der Kapitalgeberseite saßen damals, genau wie heute, fast durchweg Investoren, die mit dem Thema Diversität als Business-Case so gar nichts anfangen konnten.

Das war 2017. Heute, vier Jahre später, ist Diversität aus der öffentlichen wie unternehmerischen Debatte nicht mehr wegzudenken. Heute habe ich ein tolles Team an meiner Seite, das Veranstaltungen organisiert, Projekte umsetzt, Kampagnen entwirft – sogar für die öffentliche Hand, beispielsweise für das Bayrische Digitalministerium. Dass Diversität kein Charity-Projekt ist, haben mittlerweile viele verstanden und investieren in externe Expertise.

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Was meine Geschichte beweist? Es geht beim Unternehmertum nicht darum, eine Idee zu entwickeln, die dem Zeitgeist entspricht, sondern eine, die dem Zeitgeist voraus ist.

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Der „Thomas-Kreislauf“ der Startup-Szene

Viele Menschen haben am Montag das „Ja“ von Ralf Dümmel zum Startup Pinky Gloves in Die Höhle der Löwen vernommen. Und waren entsetzt. Mich hat es in Bezug auf Investments nicht wirklich erstaunt. Die Erfahrung teile ich mit so vielen anderen Gründerinnen. Gerade dann, wenn sie vermeintlich „weibliche“ Themen adressieren. Ob Lifestyle, Konsum, Gesundheit: Ihre Ideen werden als „nischig“ abgetan. Als nicht skalierbar. Bei 3,82 Milliarden Frauen von einer „Nische“ zu sprechen, erstaunt dann doch.

Der Female Founders Monitor vom Bundesverband Deutsche Startups e.V. analysiert, dass Männer, bei gleichen Geschäftsmodellen, eine 60 Prozent höhere Chance haben, an Risikokapital zu kommen, als Frauen. Eine weitere Zahl zeigt, woran es liegen könnte: 96 Prozent der Venture-Capital-Firmen werden von Männern geführt. Ergo:

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Männliche Investoren entscheiden sich für männliche Gründer. Ob bewusst oder unbewusst. Gerade männliche Investoren spiegeln sich im Grunde selbst bei ihren männlichen Gründern. Sie investieren in das, was ihnen ähnlich ist. Und unterschätzen dabei das Potenzial von Gründerinnen. Denn Gründerinnen machen mehr aus ihrem Geld, zeigt eine Studie von BCG: Sie hat herausgefunden, dass Gründerinnen pro investiertem Dollar 78 Cent erwirtschaften. Bei Männern sind es gerade mal 31 Cent. Was sagt uns das?

#pinkygate ist eigentlich auch #investorengate

„Frauen sollen sich einfach mal mehr zutrauen!“ – ich bin es leid, diesen Satz zu hören. Denn Frauen trauen sich definitiv mehr zu. Ich bediene mich an dieser Stelle – unabhängig von zahlreichen Studien und auch wissenschaftlichen Erkenntnissen, die das belegen – desselben Szenarios, sogar derselben Sendung:

Dr. Kati Ernst und Kristine Zeller, Gründerinnen von ooia (früher ooshi), haben sich getraut. Im November 2019 pitchten sie ihre Geschäftsidee bei Die Höhle der Löwen. Das Produkt: Periodenunterwäsche, praktisch, nachhaltig, gefragt. „Ein Frauenprodukt“, sagte damals Investor Carsten Maschmeyer. „Kein einfaches Thema“, fand Dümmel. Und damit auch kein Deal. Die zwei Gründer von Pinky Gloves pitchten am Montag, den 12. April 2021, und zwar Einweghandschuhe in Pink, mit denen Tampons blickdicht entsorgt werden können – ein an der Lebensrealität von Frauen völlig vorbeientwickeltes Produkt – und bekommen den Zuschlag! Der Shitstorm, der die Gründer, den Investor und die Sendung im Anschluss erreicht, ist gigantisch. Was das Produkt betrifft und Dümmels „Ja“.

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Was mich an der ganzen Geschichte aber viel mehr beschäftigt ist, was täglich vielen Gründerinnen in Gesprächen und Videokonferenzen widerfährt: Nicht sie bekommen das Investment, sondern die Gründer. Jetzt haben das viele Menschen auch mal im TV gesehen.

Ich bin selbst Macherin und ein Fan davon! Deswegen investiere ich selbst in Startups. Mein erstes Investment ging an Pumpkin Organics. Die Gründerin Jaclyn Schnau revolutioniert mit ihrem Startup die Welt der Babynahrung und stellt gesunde, auf Gemüse basierende Nahrung her. Zudem arbeite ich daran, einen Gründerinnenfonds aufzulegen, mit dem ich gezielt in Gründerinnen investieren möchte, gerne auch in „Frauenprodukte“.

Warum? Weil die größte Nische der Welt für mich der beste Business-Case ist!

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Johanna Licht

Wowoh. Sehr gut analysiert und ja, lasst uns gezielt Frauen in ihren Vorhaben und Investments unterstützen. Sehr gute Idee.

Antworten
Sebastian

super, bitte weiter so und ich sag das als Mann. Es ist ein unding, dass Frauen weniger Geld verdienen, für Hygiene Geld ausgeben müssen (Gut ok ich muss auch Rasierklingen kaufen, da kann man jetzt vielleicht länger drüber streiten, Fakt ist, ich muss mich nicht rasieren, die Regel kommt aber garantiert.)

Ich denke, wir als Gesellschaft haben hier noch einen weiten Weg, der erst zu Ende ist, wenn die aktuell führenden Politiker ersetzt werden

Antworten
M Wagner

Dazu kommt noch, dass das Rasieren für Frauen (über dessen Notwendigkeit ich erst gar nicht anfangen will zu diskutieren) bei den gleichen Produkten, die einzig und allein eine andere Verpackungsfarbe haben, meistens auch noch teurer ist. Das ist doch zynisch.

Antworten
Martin

Da muss man aber ehrlicher Weise sagen, dass:
1. Der Rasurzwang meist dem eigenen Schönheitsempfinden der Frau entspringt und nicht dem, des Herstellers (der sich natürlich drüber freut) oder der Männerwelt (zumindest nicht diesen Mannes).
2. Es jeder informierten, selbstbestimmten Frau frei steht, ins Männerregal zu greifen. Wenn es trotzdem die rosa Variante sein muss, war es ihre freie Entscheidung und statt Shit zu stürmen, dass rosa Ware teurer ist, sollte sich Frau dann lieber selbst hinterfragen.

popo Sergey

Guten Tag. Selten so einen Bullshit gelesen! Zitat: „Bei 3,82 Milliarden Frauen von einer „Nische“ zu sprechen, erstaunt dann doch.“ Hä? Wer sagt denn, dass alle Frauen die selben Bedürfnisse und Wünsche haben? Typisch feministische Rhetorik! Wie Frau Clinton damals: Ich bin eine Frau, also müsst ihr Frauen mich wählen.
Des Weiteren zitiere ich: „hat herausgefunden, dass Gründerinnen pro investiertem Dollar 78 Cent erwirtschaften. Bei Männern sind es gerade mal 31 Cent. Was sagt uns das?“ ja was soll es uns denn sagen? Vielleicht, dass Männer anders reinvestieren oder evtl. realistischere Preisvorstellungen haben und somit evtl. einen höheren Absatz finden, was wiederum dazu führt, dass es mehr männliche Investoren wie weibliche gibt?? Fragen über Fragen, welche durch Ihre feministische Rhetorik und populistischen Aussagen auch nicht beantwortet werden. Sehr schade.

Antworten
Christoph Sollich

Es tut mir immer in der Seele weh, wenn so wichtige Themen so nachlässig argumentiert werden. Ist die Consulting-Firma der Autorin wirklich ein geeignetes Beispiel für die zweifelsohne täglich stattfindende Diskriminierung weiblicher Startup-Gründerinnen? Gibt es etwas, das Business Angels und VCs mehr hassen als Consulting als Geschäftsmodel?

So wird im schlimmsten Fall mit dem Artikel bei der wichtigsten Zielgruppe dieser Debatte (nämlich den männlichen Investoren) noch das Cliché der naiven weiblichen Gründerin (die denkt, Consulting wäre ein Investment Case für sie) bestärkt, was genau das Gegenteil dessen ist, was dringend erreicht werden muss!

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