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Analyse

So verbreiten pro-amerikanische Accounts Propaganda – mit überschaubarem Erfolg

Nicht nur Russland und China nutzen die sozialen Netzwerke zur Manipulation der öffentlichen Meinung in anderen Staaten. Laut Meta soll auch eine US-basierte Kampagne im Mittleren Osten und in Zentralasien aktiv gewesen sein. Allerdings mit überschaubarem Erfolg.

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Steckt das Pentagon hinter einer von Meta aufgedeckten Social-Media-Kampagne? (Foto: Keith J Finks / Shutterstock.com)

Seit fünf Jahren veröffentlicht Facebook-Mutter Meta vierteljährliche Details zu sogenanntem „koordinierten unauthentischen Verhalten“. Mit diesem sperrigen Begriff bezeichnet Meta den Einsatz von Fake-Profilen, um die öffentliche Meinung zu einem bestimmten Zweck zu manipulieren.

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Gemeint sind damit beispielsweise russische Kampagnen zur Einflussnahme auf europäische oder US-amerikanische Wahlen. Laut dem letzten Quartalsbericht erkannte Meta mehr als 1.600 russischer Fake-Accounts und 703 dazugehörige Facebook-Pages. So weit, so erwartbar. Dass Russland die sozialen Medien aktiv für die Einflussnahme auf den Westen nutzt, ist schon lange bekannt.

Der im November 2022 veröffentlichte Bericht zeigt aber nicht nur Aktivitäten von Russland und China auf. Nach Angaben von Meta war auf der Plattform auch ein Netzwerk von Fake-Konten aktiv, dass von den USA aus betrieben wurde. Hinter dem Netzwerk standen laut Konzernangaben Einzelpersonen, die mit dem US-Militär in Verbindung stehen.

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US-Kampagne verbreitet pro-westliche Propaganda im Mittleren Osten und in Zentralasien

Insgesamt 39 Facebook-Konten und 26 Instagram-Accounts aus den USA haben nach Ansicht von Meta gezielt Meinungsmache in Afghanistan, Algerien, Iran, Irak, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Somalia, Syrien, Tadschikistan, Usbekistan und dem Jemen betrieben. Rund 22.000 Follower auf Facebook und 12.000 auf Instagram konnten die Accounts an sich binden. Außerdem investierte das Netzwerk nach Informationen von Meta rund 2.500 US-Dollar in Werbung auf den Plattformen.

Während sich Meta selbst mit genaueren Details zu dem Vorgehen der Gruppe zurückhält, hat das Unternehmen Details des Netzwerks mit dem Social-Media-Analyse-Dienst Graphika und dem Stanford Internet Obervatory geteilt, die bereits im August eine unabhängige Untersuchung des Netzwerks durchgeführt haben. Neben Daten von Meta wurden dazu auch Informationen über die Gruppe von Twitter und anderen sozialen Netzwerken ausgewertet.

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Bei den für Zentralasien gedachten Beiträgen wurde laut der Untersuchung immer wieder die USA als verlässlicher Bündnis- und Wirtschaftspartner genannt, der die Abhängigkeit der Region von Russland vermindern könne. Außerdem wurden humanitäre Aktionen der Vereinigten Staaten positiv hervorgehoben, während Berichte über den Missbrauch zentralasiatischer Migranten in Russland geteilt wurden.

„Mehrere Beiträge befassten sich mit der unter Druck erfolgten, manchmal erzwungenen Einberufung zentralasiatischer Migranten in die russische Armee im Austausch gegen das Versprechen der russischen Staatsbürgerschaft“, heißt es in dem Bericht.

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Generell wurde der Ukraine-Krieg laut Untersuchung mehrfach genutzt, um die russischen Machbestrebungen in der Region als Gefahr darzustellen. Vor dem Krieg nutzten die Fake-Accounts dazu laut Bericht Beispiele aus Syrien. Darüber hinaus teilten die Konten ironischerweise Artikel darüber, wie russische Medien Staatsinhalte verbreiten.

Die Fake-Accounts nutzten manipulierte Bilder als Profilfotos. (Grafik: Graphika / Stanford Internet Obervatory)

Auch China-kritische Inhalte wurden zumindest von einer kleinen Anzahl an Fake-Accounts in Zentralasien gepostet. „Diese Konten konzentrierten sich hauptsächlich auf den Völkermord an Uiguren und muslimischen Minderheiten in ‚Umerziehungs‘-Lagern in Xinjiang. In den Beiträgen wurden angeblicher Organhandel, Zwangsarbeit, Sexualverbrechen gegen muslimische Frauen und das verdächtige Verschwinden von ethnischen Muslimen in Xinjiang beschrieben“, heißt es in dem Bericht.

Amerikanische Fake-Accounts im Iran: Für und gegen das Regime

Im Iran teilten die amerikanischen Fake-Accounts vor allem Berichte darüber, wie die Innen- und Außenpolitik des Landes den Bewohner:innen schade. „In einem Instagram-Post hieß es, dass der verstorbene Qasem Soleimani durch seine Unterstützung der Hamas und der Hisbollah Armut und Elend in den Iran gebracht habe“, so die Autor:innen der Studie.

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Gleichzeitig konzentrierten sich die Accounts aber auch auf den Mangel an Frauenrechten im Iran und um die Unterstützung des russischen Kriegs in der Ukraine durch die iranische Führung. Aber es blieb offenbar nicht nur bei Kritik am Regime.

Zumindest vier Twitter-Konten der Gruppe sollen vor allem durch Unterstützung für iranische Hardliner-Positionen aufgefallen sein. Diese Accounts teilen anti-reformistische Inhalte. „Die Hardliner-Accounts twitterten im gleichen Zeitraum wie die regierungsfeindlichen Aktivposten und verwendeten eine ähnliche Taktik, aber ihr Zweck ist unklar“, heißt es in dem Bericht von Graphika und dem Stanford Internet Obervatory.

Operation scheint im Vergleich zu russischen Social-Media-Kampagnen wenig ausgereift

Sofern wir nur auf die von Meta im letzten Quartal aufgedeckten Manipulationskampagnen blicken, dann ist die Anzahl der genutzten Fake-Accounts aus den USA extrem überschaubar im Vergleich zu Russland. Außerdem wurde teilweise offenbar äußerst schlampig gearbeitet. In vielen Fällen sollen englische Texte nur schlecht übersetzt worden sein.

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Viel Reichweite hatten die Accounts offenbar auch nicht. „Die überwiegende Mehrheit der von uns untersuchten Posts und Tweets erhielt nicht mehr als eine Handvoll Likes oder Retweets, und nur 19 % der von uns identifizierten Agenten hatten mehr als 1.000 Follower“, heißt es in dem Bericht von Graphika und dem Stanford Internet Obervatory. Wenn also wirklich das Pentagon hinter den Kampagnen steckte, dann hatte die Operation kein sonderlich hohes Budget.

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