
Wladimir Putin zeigt sich vom Ukrainekrieg nicht sonderlich beschäftigt. Wie die Moscow Times berichtet, hat er jüngst die Losung ausgegeben, dass „wir uns den Herausforderungen der Weltraumforschung erfolgreich stellen müssen“. Das beinhaltet offensichtlich das Projekt Luna 25.
Luna 25: Seit 8 Jahren im Verzug
Luna 25 ist eine unbemannte Mondsonde, die ursprünglich schon im Jahr 2014 auf dem Erdtrabanten landen sollte. Viele Schwierigkeiten rund um die Technik und die Logistik des Projektes führten immer wieder zu Verzögerungen. Im Ergebnis ist die Sonde auch acht Jahre nach ihrem eigentlichen Termin noch nicht gestartet.
Damit soll nun Schluss sein. „Wir werden das Mondprogramm wieder aufnehmen“, sagte Putin in Wostotschny. „Bis zum dritten Quartal [dieses Jahres] muss die Station Luna 25 fertiggestellt sein“, stellte Putin im Beisein des für seine seltsamen Aussagen bekannten Roskosmos-Chefs Dmitri Rogosin klar, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass berichtet.
Mondprojekt wichtig für chinesische Kooperation
„Werden wir es rechtzeitig im dritten Quartal schaffen?“, so Putin zu Rogosin. Rogosins Antwort: „Es wird erwartet.“ Tatsächlich soll die Mission nach aktueller Planung am 22. August 2022 vom Weltraumbahnhof Wostotschny, etwa 100 Kilometer östlich der Grenze zu China, starten. Auch dieser Termin bedeutet eine erneute Verschiebung. Zuletzt hatte Russland den Juli als Startzeitpunkt kommuniziert.
Luna 25 soll ein Sprungbrett für das Ziel sein, bis zum Jahr 2035 gemeinsam mit China eine Mondforschungsstation zu errichten. Das erscheint notwendiger denn je, denn die westlichen Partner haben sich wegen des völkerrechtswidrigen Einmarsches Russlands in der Ukraine weitgehend aus laufenden Projekten zurückgezogen. Auch Raketen aus russischer Produktion spielen in den Planungen westlicher Raumfahrtagenturen wie der Nasa und der Esa keine Rolle mehr.
Mondprogramm als Ablenkungsmanöver geeignet
Dem russischen Präsidenten dürfte die Aufrechterhaltung des ehrgeizigen Mondlandeprogramms vor allem als Taktik gegenüber der eigenen Bevölkerung dienen. So kann der Staat sich als zukunftsgerichtet und handlungsfähig zeigen, und nicht zuletzt von Kriegsverbrechen in der Ukraine ablenken.
Westliche Beobachter bezweifeln, dass es Russland ausgerechnet zu einer Zeit, in der das Land von mehr als 6.000 Sanktionen betroffen ist, gelingen wird, eine Sonde auf dem Mond zu landen – wo es das schon in den vergangenen acht Jahren nicht geschafft hatte.