Gehackte Kassenzettel-Drucker machen Werbung für Arbeitnehmendenrechte

„Protest-Printer“ – Protest-Drucker – werden sie genannt, die Maschinen, die eigentlich Kassenzettel ausdrucken sollen, jetzt aber auf subversive Botschaften umgeschwenkt sind, die die Arbeitsverhältnisse in prekären Jobs in Einzelhandel und Gastronomie infrage stellen.
Wer schickt die Botschaften an die Protest-Printer?
Vor allem auf Twitter und Reddit mehren sich die Meldungen von Menschen, die entsprechende Nachrichten an ihren Arbeitsplätzen vorgefunden haben. „Zeit ist dein wertvollstes Gut. Du hast keine Möglichkeit, mehr davon zu sammeln, und du weißt auch nicht, wie viel du wirklich hast. Warum verkaufst du DEINE ZEIT für SO WENIG?“ steht auf den Zetteln, oder „Wie kann McDonald’s in Dänemark seinen Mitarbeitenden 22 Dollar die Stunde bezahlen und einen Big Mac trotzdem günstiger verkaufen als in Amerika? Die Antwort: GEWERKSCHAFTEN!“.
Darauf folgt ein Hinweis auf den Subreddit r/antiwork – laut Eigenbeschreibung der Ort für alle, „die Arbeit abschaffen wollen, sich für die Abschaffung der Arbeit interessieren, das meiste aus einem arbeitsfreien Leben herausholen wollen, mehr Informationen zum Anti-Arbeits-Gedanken wollen oder direkte Hilfe bei eigenen Problemen mit der Arbeit wollen“.
Ob die Aktion jedoch auch von Redditors stammt, ist bislang nicht bekannt. Ein:e Nutzer:in mutmaßt, dahinter könnte entweder eine „Untergrundgruppierung“ stecken, die den Subreddit kennt, eine Einzelperson mit etwas technischem Know-how und Motivation oder Leute, die sich das Ganze ausdenken.
„Ich liebe r/antiwork, aber …“
Tatsächlich scheint es rein technisch durchaus möglich, die Botschaften anonym ausdrucken zu lassen. Vice hat mit Andrew Morris von dem Cybersecurity-Unternehmen Greynoise gesprochen, der bestätigt, solche Fälle schon selbst erlebt zu haben. „Jemand sendet Druckaufträge für ein Dokument, in dem es um Arbeitnehmendenrechte geht, an alle Drucker, die falsch eingestellt und deshalb mit dem Internet verbunden sind“, erklärt er. Konkret funktioniere es mit allen Druckern, bei denen der TCP-Port 9100 offenstehe. Wer auch immer dahinterstecke, stelle sich extrem klug an, denn die Druckaufträge kämen von 25 verschiedenen Servern, sodass es nicht möglich sei, eine einzige IP-Adresse zu blockieren.
2019 hatte ein:e Hacker:in mit dem Alias Hackergiraffe für Aufsehen gesorgt, weil Drucker weltweit Werbung für den umstrittenen Youtuber Pewdiepie ausgedruckt hatten.
Die Redditors in r/antiwork jedenfalls zeigen sich größtenteils angetan von der Aktion; ein:e Nutzer:in kommentiert beispielsweise, man habe doch über Monate darüber gewitzelt, diese Druckersysteme „zu missbrauchen“. Insofern sei es nicht verwunderlich, dass das nun jemand umgesetzt hätte. Eine andere Person zeigt sich eher verzweifelt: „Ich liebe r/antiwork, aber bitte hört auf, meinen Kassenzetteldrucker vollzuspammen“.