Purpose und Profit: Kann man mit einer Mission Geld verdienen?

Geld verdienen und Gutes tun – wie bringt man diese Ziele zusammen? (Foto: Shutterstock)
Wie können wir den Klimawandel stoppen? Das ist die wohl wichtigste Frage unserer Zeit. Auch für Unternehmerinnen und Unternehmer wird sie immer relevanter. Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung halten Einzug in die Wirtschaftswelt und immer mehr aufkeimende Jungunternehmen gründen mit einer gesellschaftsrelevanten Mission. Trotzdem wollen Wirtschaftsunternehmen Geld verdienen. Wie also Profit und Purpose verbinden? Und was ist überhaupt Purpose? Zwei Unternehmerinnen berichten von ihren Ansätzen.
„Viele Unternehmen proklamieren jetzt für sich, sie hätten einen Purpose. Das klingt gut, das will jeder von sich behaupten“, sagt Anna Alex, die Gründerin des Klimaschutz-Startups Planetly. Allerdings stecke in vielen Unternehmen gar nicht so viel positive Mission drin, wie behauptet. Und tatsächlich scheint Purpose eines dieser Buzzwords zu sein, das in der Geschäftswelt oft fällt, ohne dass klar ist, was dahintersteckt. Alex, die mit Planetly ein Software-as-a-Service-Tool anbietet, mit dem Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck messen und reduzieren können, hat für sich eine eigene Definition für den Begriff gefunden. „Wenn ein Unternehmen auf eines der Sustainable Development Goals der UN positiv einzahlt, kann es von sich behaupten, einen Purpose zu haben“, sagt sie.

Anna Alex hat eine Mission: Sie will einen positiven Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. (Foto: Guido Castagnoli)
NGO oder Wirtschaftsunternehmen?
In Debatten um genau diesen Ansatz wird oft die Frage laut, warum Gründerinnen und Gründer, die nachhaltig handeln wollen, dann keine NGO gründen, also unabhängige, nichtstaatliche Organisationen, die keine Gewinnziele verfolgen. Ist Gutes tun also nur im Rahmen einer gemeinnützigen Organisation möglich? Nein, sagt Planetly-Gründerin Alex. Sie ist überzeugt: Wer wirklich etwas verändern will, findet im Rahmen eines Wirtschaftsunternehmens sogar besonders gute Bedingungen. Die Voraussetzung dafür: Der Purpose des Unternehmens muss fest im Geschäftsmodell verankert sein. Alex begründet das so: „Impact ist für mich die Gleichung aus Purpose und Scale. Erst wenn man eine Idee wirklich groß werden lassen kann, hat man damit wirklich viel Einfluss.“ Und am besten ließen sich Ideen als Business-Case skalieren, ohne die Abhängigkeit von Spendengeldern.
Mette Lykke ist die CEO des schwedischen Jungunternehmens Too Good To Go. Das Startup bezeichnet sich selber als Social Impact Startup – das Geschäftsmodell beruht auf der Reduzierung von Lebensmittelverschwendung. Mithilfe einer App ermöglicht das Unternehmen die Umverteilung von überschüssigen Lebensmitteln aus Restaurants und Imbissen. Nutzer der App können Gerichte gegen eine geringere Gebühr kurz vor Ladenschluss kaufen und somit verhindern, dass diese weggeschmissen werden. Auch Lykke setzt sich dafür ein, dass mehr Unternehmer und Gründer die Möglichkeiten nachhaltigen Wirtschaftens erkennen. Sie meint, besonders gute Chancen, einen starken Purpose zu verfolgen und trotzdem möglichst profitabel zu sein, gebe es bei Geschäftsmodellen der Kreislaufwirtschaft. Wer nicht notwendigerweise neue Produkte herstellen und in den Markt bringen müsse, sondern bestehendes wieder in den Markt zurückführen würde, schone nicht nur Ressourcen, sondern spare sich auch einige Kosten. Eine Win-Win-Situation.

Auch Mette Lykke setzt als CEO von Too Good To Go auf Nachhaltigkeit. (Foto: Too Good To Go)
Profit und Purpose passen also zusammen, wenn Nachhaltigkeit im Geschäftsmodell den Ton angibt; wenn Profit und Purpose einander bedingen. Wie aber können Unternehmen nachhaltiger werden, deren Business Modell nicht im Kern auf einer nachhaltigen Mission fußt?
Unternehmen können immer etwas tun!
Lykke sieht verschiedene Möglichkeiten für Unternehmen, nachhaltiger zu werden. So könnte zum Beispiel die Art und Weise der Unternehmensführung nachhaltiger gestaltet werden. „Zertifizierungen wie die der B Corp können dabei helfen, Unternehmen auf den richtigen Weg zu begleiten“, sagt Lykke. Sie selbst habe das in ihrem Unternehmen als sehr hilfreich erlebt. Auch Alex wird immer wieder danach gefragt, an welchen Stellschrauben Unternehmen drehen könnten, um ohne viel Aufwand etwas Gutes zu tun. „Der einfachste Weg ist es, auf grünen Strom umzusteigen“, lautet die Antwort der Planetly-Gründerin.
Trotzdem wollen Lykke aber auch Alex mehr Unternehmerinnen und Unternehmer motivieren, umzudenken und mehr zu tun, als nur nachhaltige Standards an das bestehende Kerngeschäft anzulegen. Sie ermutigen dazu, das eigene, traditionelle Geschäftsmodell zu überdenken und vielleicht sogar neu zu definieren. Unternehmen müssen dafür nicht zwangsläufig ihr komplettes Business über den Haufen werden, oft sei schon ein neuer, grüner Geschäftszweig ein guter Anfang. Die Unternehmerinnen zeigen sich beide sehr sicher, dass sich so die Wirtschaft nachhaltig wandeln wird. Nicht, weil sie es will und Nachhaltigkeit so schön klingt, sondern weil sie es muss. Das fordern Konsumenten, das fordert die Gesellschaft und nicht zuletzt fordert das unser Planet.