Anzeige
Anzeige
Analyse

Neue Technologien sorgen für Turbulenzen: Darum warnt die Bafin vor KI und Quantencomputern

Die „Partystimmung“ bei Tech-Aktien hat mit der Deepseek-Einführung einen Dämpfer bekommen. Mögliche Turbulenzen an der Börse beunruhigen auch die Bafin. Auf der Risikoliste der Aufseher stehen aber auch KI, Quantencomputer und Klimarisiken. Warum Bafin-Chef Mark Branson jetzt zum Handeln drängt.

4 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Die Bafin warnt: Quantencomputer sind schon heute einen Gefahr für Banken (Foto: Bartlomiej K. Wroblewski / Shutterstock)

„Je größer die Party, desto größer der Kater danach.“ Mit diesen Worten kommentierte Bafin-Chef Mark Branson am 28. Januar die Unsicherheiten auf den Finanzmärkten. Zuvor hatte zum Wochenbeginn der Deepseek-Schock einige große Tech-Aktien auf Talfahrt geschickt.

Anzeige
Anzeige

Allein der Chiphersteller Nvidia, der als wichtigster Zulieferer des KI-Booms gilt, verlor innerhalb nur eines Tages knapp 600 Milliarden US-Dollar Börsenwert – der höchste Tagesverlust in der Geschichte des US-Aktienmarktes. Grund für den Kursrutsch: Das chinesische Unternehmen Deepseek hatte ein KI-Modell vorgestellt, das mit einem Budget von weniger als 10 Millionen US-Dollar entwickelt worden sein soll und für Firmen deutlich günstiger ist als die Modelle von OpenAI, Meta und Google. Daraufhin purzelten vor allem die Aktienkurse von Chipherstellern und Energiefirmen, die bislang als Profiteure des KI-Booms galten.

An der Börse wird es turbulenter

Der Kursrutsch zeigt: Nach Jahren der Euphorie ist der Aktienmarkt wieder anfällig für Turbulenzen. Als Chef der Finanzaufsicht greift Branson das Thema auf, weil die Bafin neue Probleme bei Banken und auf den Finanzmärkten frühzeitig erkennen will. Daher legt sie jedes Jahr Schwerpunkte für ihre Aufsichtstätigkeit fest. In diesem Jahr sorgen sich Bransons Aufseher auch um die Stabilität der Finanzmärkte.

Anzeige
Anzeige

Steigende geopolitische Spannungen und politische Unsicherheiten, die hohen Staatsschuldenquoten vieler Industrienationen und die Entwicklung von Inflation und Wirtschaftswachstum könnten zu Korrekturen an den Börsen führen, schreiben sie in einem Bericht. Ein Vorgeschmack auf solche Verwerfungen am Aktienmarkt war der August 2024, als durch eine leichte Erhöhung der Leitzinsen der japanischen Notenbank in Kombination mit schlechten Arbeitsmarktdaten aus den USA die globalen Finanzmärkte kurzzeitig ins Wanken gerieten. Verursacht wurden die Einbrüche durch die Rückabwicklung sogenannter Carry Trades.

Auch wenn sich die Märkte danach wieder erholten, zeigt das Beispiel, wie unberechenbar die Börse sein kann, wenn viele Menschen große Summen in denselben Anlagen halten. Auch weil viele dann in Panik dem Herdentrieb folgten, kam es zu den weltweiten Marktschwankungen. Ein weiteres Problem: Die Aktienkäufe bei den Carry Trades waren auch hoch gehebelt, also mit Schulden finanziert.

Anzeige
Anzeige

Gefahren der KI

Aus ähnlichen Gründen macht auch der Boom der Tech-Aktien mit KI-Bezug Aufsehern weltweit Sorgen. Die hätten in den letzten Monaten manchmal „ein eher ungutes Gefühl gehabt“, wie sich gewisse Bewertungen entwickelt haben, sagte Bafin-Chef Branson in einer Pressekonferenz am 28. Januar. Denn gerade zeigt sich, wie politisch die Börse ist und wie hoch die Konzentration auf nur wenige Werte.

Und wie geht die Branche selbst mit den neuen Möglichkeiten des KI-Einsatzes um? Laut der Bafin setzen auch Finanzdienstleister immer stärker auf generative KI, etwa für Chatbots, um die Dokumentation zu optimieren oder als Assistenzsystem für Entwickler.

Anzeige
Anzeige

Gefährlich finden die Aufseher daran, dass KI-Modelle auf Datenungleichgewichten oder Vorurteilen beruhen können. Das könne zur Verzerrung der Ergebnisse führen und möglicherweise unabsichtlich Kund:innen diskriminieren. Die KI könnte sogar Risiken für die Finanzstabilität mit sich bringen, weil Banken immer abhängiger von wenigen großen Cloud- und KI-Modellanbietern werden, die den Markt dominieren.

Quantencomputer bedrohen Kryptowährungen

Auch Kryptowährungen rücken in den Fokus der Aufsicht. Die könnten den traditionellen Finanzmarkt beeinflussen, etwa wenn sie als Kreditsicherheiten dienen – eine systemische Gefahr geht aber trotz steigender Handelsvolumen nicht von ihnen aus, meint die Bafin.

Allerdings könnte eine neue Technologie auch den Kryptowerten gefährlich werden: leistungsfähige Quantencomputer. Denn die gängige Kryptographie für die größten Kryptowährungen wie Bitcoin ist „wohl nicht quantenresistent“, sagt Branson.

Anzeige
Anzeige

In der Branche ist das Problem bekannt: Quantencomputer haben grundsätzlich das Potenzial, die kryptografischen Schlüssel zu knacken, die Transaktionen und digitale Wallets schützen. Experten schätzen aber, dass ein Quantencomputer, der etwa die Bitcoin-Verschlüsselungen knacken könnte, erst in einem Jahrzehnt Realität wird. Einige Blockchain-Netzwerke wie Ethereum versuchen aber bereits, ihre Systeme gegen Quantenangriffe abzusichern.

Heute Daten klauen, morgen entschlüsseln

Bafin-Chef Branson schätzt Quantencomputer als große Gefahr für den Finanzsektor ein – auch wenn sie heute noch nicht zur Verfügung stehen. Die Branche müsse sich jetzt auf die neue Technologie vorbereiten, bevor es zu spät ist, warnt er. Denn die klassischen Verschlüsselungsverfahren, die heute in der IT-Sicherheit zum Einsatz kommen, seien für leistungsfähige Quantencomputer dann kein Hindernis mehr.

Das ist in der Finanzindustrie besonders bedenklich, weil Banken und andere Finanzdienstleister über viele sensible Daten verfügen und daher ein attraktives Ziel für Hackerangriffe sind. „Wir sprechen hier nicht nur über ein Zukunftsszenario. Diese Gefahr ist schon heute relevant. Denn schon heute können Daten geklaut und gespeichert werden, um sie später zu entschlüsseln“, warnt Branson.

Anzeige
Anzeige

Manch einen erinnerten solche Warnungen vielleicht an den Millennium-Bug. Der löste Ende der 1990er Jahre in der IT-Branche große Besorgnis aus, weil ältere Computersysteme und Software so programmiert waren, dass sie bei der Jahrtausendwende fälschlicherweise in das Jahr 1900 springen könnten – was zu Systemausfällen und Datenverlusten mit sich gebracht hätte. Banken führten daher damals frühzeitig „Millennium-Stresstests“ durch. Die Lage sei heute ähnlich, meint Branson – nur dass es dieses Mal kein Zieldatum gibt, auf das die Branche hinarbeiten könnte.

Extremwetter wird zum Risiko für Banken

Und noch ein drittes großes Thema rückt die Bafin in den Blick der Finanzindustrie: Physische Klimarisiken, denen sowohl die Aufsicht als auch die Banken bisher zu wenig Beachtung geschenkt haben.

Je schwieriger es sei, den Klimawandel unter Kontrolle zu bekommen, desto mehr steigen auch die Risiken aus Naturkatastrophen und Extremwetterereignissen – und das sollen Finanzinstitute in ihrer Risikobewertung künftig stärker berücksichtigen. So müsste etwa eine Bank in Zukunft bereits vor der Finanzierung einer Immobilie prüfen, wie hoch die Gefahr von Überflutungen oder Starkregen vor Ort ist. Besonders wichtig sei das für Regionalbanken wie Sparkassen und Volksbanken, weil bei ihnen bei einem Extremwetterereignis auf einen Schlag viele Kund:innen und Mitarbeiter:innen betroffen seien.

Anzeige
Anzeige

In Zukunft will die Bafin außerdem weiterhin darauf achten, dass Finanzprodukte nicht ohne sachliche Begründung als besonders umweltfreundlich vermarktet werden. In der Vergangenheit hatte Bransons Behörde bereits bei der Fondsgesellschaft DWS in so einem „Greenwashing“-Fall durchgegriffen.

5 Schritte zur einfachen Finanzplanung

5 Schritte zur einfachen Finanzplanung Quelle: Shutterstock/KT Stock photos

Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige