Wie mir ein Spieleklassiker dabei hilft, überall und jederzeit abzuschalten
Manchmal tun wir Dinge, ohne zu bemerken, was sie für eine Wirkung auf uns haben. Und dann ganz plötzlich realisiert man, wie gut sie einem doch tun. Ich hatte vor kurzem so einen Moment, als mein iPhone-Akku den Geist aufgab und ich eine ganz bestimmte Spiele-App nicht mehr öffnen konnte, die auf den ersten Blick kaum wichtig erscheint, die ich in meinem Alltag jedoch nicht mehr missen möchte. Die Rede ist von Quizduell. Die meisten Leser denken jetzt sicher: „Quizduell? Das ist so 2012!“. Das mag sein, aber der Spieleklassiker ist seit gut einem Jahr wieder mein täglicher Begleiter. Und das hat gute Gründe.
Stressbewältigung für Zwischendurch: Mit Quizduell fahre ich die Synapsen runter!
Sein wir doch ehrlich: Als wir uns die App damals installierten, traten die meisten Spieler an, um ihren Freunden zu zeigen, was für eine schlaue Type man ist – und dass der Kumpel es im Zweifel nicht ist. Das ist ja auch ein ganz normaler Mechanismus von Spielen. Man misst sich mit anderen Menschen und am Ende wird ein Sieger gekürt, der mit Ruhm und Ehre aus der Begegnung heraustritt. Doch Spiele können noch viel mehr: Sie können dabei helfen, abzuschalten. Wer in ein Spiel eintaucht, das ihn fesselt, denkt nur noch über das Spiel nach. Links und rechts wird alles andere ausgeblendet. Man ist in der Sache fest fokussiert.
Dabei bin ich wirklich nicht das, was man einen Gamer nennt. Ich könnte nie einen Abend vor einer Playstation verbringen. Meine letzte LAN-Party ist mindestens 17 Jahre her. Und auch damals war es nur eine kurze Phase, in der ich meinen Rechner durchs Dorf zu einem Kumpel getragen habe, um dort ein Wochenende lang Türme zu bauen und Nazis in Frankreich zu jagen. Noch schlimmer: Brettspiele! Wer sich zu einem Spieleabend trifft, hat sich entweder nichts zu sagen oder nicht genug zu trinken im Haus. Ich war mal auf einem Activity-Abend. Mir wurde verboten, mit einem Kumpel während des Spiels zu plaudern – so asozial!
„Wer sich zum Spieleabend trifft, hat sich entweder nichts zu sagen oder nicht genug zu trinken im Haus!“
Dass ich hier trotzdem eine Lanze für Quizduell breche, liegt vielmehr daran, dass dieses Gelegenheitsspiel das leistet, wofür gestresste Großstädter in MBSR-Kursen bisweilen sogar viel Geld bezahlen: Stressbewältigung durch gezielte Lenkung von Aufmerksamkeit! Wenn in meinem Kopf mal wieder Chaos herrscht, öffne ich die App und spiele für ein paar Minuten gegen irgendeine Random-Person. Sofort fahren die Synapsen runter und ich kann im Anschluss wieder klarer denken. Wenn ich ein wichtiges Meeting habe, spiele ich kurz vorher ein schnelles Spiel und lüfte das Hirn mal eben durch. Das funktioniert immer.
Witzigerweise wurde ich in meiner Methode letztens in einem Gespräch mit der Opinary-Gründerin Pia Frey bestätigt, die mir erzählte, dass Tetris für sie einen ähnlichen Stellenwert habe. Die Spieleanwendung auf ihrem Smartphone sei so etwas wie ihre Meditations-App, verriet sie. „Wenn ich Tetris spiele, kann ich über alles nachdenken. Der innere Kontrolletti im Kopf ist voll auf das Spiel konzentriert, die Hände haben auch etwas zu tun und der Rest des Gehirns kann sich grenzenlos mit allen großen und kleinen Fragen beschäftigen, die im Hinterkopf unterwegs sind.“ Es gäbe nur wenige Dinge, die in ihrem Leben so viel Beständigkeit wie Tetris haben.
So, aber ist dieses Thema jetzt wirklich einen Artikel wert? Das kann jeder Leser für sich entscheiden. Es gibt etliche andere Methoden, um Stress zu bewältigen oder Gedanken zu ordnen. Sport nimmt da eine große Rolle in meinem Leben ein. Ein, zwei Mal im Monat gehe ich zum Yoga. Ohne Jogging geht gar nichts mehr. Nun hat man aber nicht immer die Zeit dafür und oft gibt es auch keine Gelegenheit – vor allem im Büro ist es schwer, sich mal eben eine halbe Stunde herauszunehmen und Sport zu treiben. Was Quizduell für mich und Tetris für Pia ist, ist für viele andere Menschen vielleicht noch Rauchen.
Der Tipp wäre mir jedoch wiederum keinen Artikel wert!
Übrigens, Prokrastination findet ziemlich oft auf Facebook, Twitter und Instagram statt. Hier gibt es noch andere Seiten, die euch helfen, die Zeit totzuschlagen.
Schön dass es noch andere gibt, die Quizduell zur Entspannung nutzen :-)
Ich dazu noch das angesprochene Rauchen oder, wenn ich zu Hause bin, puzzlen.
Kleinere fokussierte Pausen sind wichtig, damit man nicht verrückt wird.
„Wer sich zu einem Spieleabend trifft, hat sich entweder nichts zu sagen oder nicht genug zu trinken im Haus. Ich war mal auf einem Activity-Abend. Mir wurde verboten, mit einem Kumpel während des Spiels zu plaudern – so asozial!“
Wohl noch nie richtige Brettspiele gespielt. Schade, dass es dann zu einem so pauschalen und polemischen Urteil kommt.