Die USA, Russland, China und die EU, dazu weitere Länder und noch einige private Raumfahrtunternehmen – der Erdorbit sowie Mond oder Mars und weitere Himmelskörper sind wieder stärker in den Mittelpunkt des Interesses geraten. Allein Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX, das unter anderem Versorgungsflüge zur ISS absolviert und Satelliten für das Starlink-Internet in den Orbit bringt, plant für 2022 mit über 50 Raketenstarts. Die Nasa hat sich eine Mondmission vorgenommen. China baut weiter an seiner eigenen Raumstation. Heißt: Die Zahl der Raketenstarts könnte in diesem Jahr Rekordniveau erreichen.
Raketenstarts: Auswirkungen auf das Klima
Was eine steigende Zahl an Raketenstarts für die Erdatmosphäre bedeuten könnte, haben die zyprischen Forscher Dimitris Drikakis und Ioannis Kokkinakis von der Universität Nikosia berechnet. Die im Fachmagazin Physics of Fluids erschienene Studie „Atmospheric pollution from rockets“ berechnet anhand einer Simulation die Auswirkungen von Raketenstarts auf die verschiedenen Schichten der Erdatmosphäre. Drikakis und Kokkinakis zufolge steckt die Forschung dazu noch in den Kinderschuhen. Die Forschungsarbeit soll entsprechend auch einen Anstoß für weitere Untersuchungen geben.
Wie hoch der CO2-Ausstoß von Raketenstarts ungefähr ist, haben Fachleute in den vergangenen Jahren schon mehrfach berechnet – insbesondere vor dem Hintergrund des beginnenden Weltraumtourismus. Als Referenz wird dazu meist eine Falcon-9-Rakete von SpaceX herangezogen. Demnach beläuft sich der nur beim Verbrennen des Raketentreibstoffs für den Start entstehende CO2-Ausstoß auf 400 bis 500 Tonnen. Dazu kommen noch Dutzende Tonnen Wasserdampf, ebenfalls als sogenanntes Treibhausgas einzustufen, sowie einige Tonnen Ruß. Bisher geht man aber davon aus, dass manche ausgestoßenen Partikel in oberen Atmosphärenschichten einen nicht zu vernachlässigenden Kühleffekt hat.
CO2-Ausstoß von Raketenstarts im Vergleich
Ohnehin ist der CO2-Ausstoß der Raketen bei Start – und zum Teil bei der Landung – im Vergleich zu den globalen CO2-Emissionen etwa durch Luftfahrt oder Autoverkehr verschwindend gering. Die zyprischen Forscher gehen in ihrer Studie davon aus, dass eine einzige Falcon-9-Rakete beim Start ungefähr so viel CO2 ausstößt wie 69 Fahrzeuge über ein Jahr hinweg, wie Gizmodo schreibt. Das Problem ist dann auch vor allem, dass viel von den bei Raketenstarts ausgestoßenen Schadstoffen in den oberen Atmosphärenschichten wirkt. Deren Auswirkungen sind noch viel zu wenig untersucht.
So geht man davon aus, dass etwa Aluminiumpartikel zwar einen gewissen Kühleffekt haben, weil sie die Sonnenstrahlung reflektieren, aber zugleich dürften sie einen negativen Effekt auf die Ozonschicht haben. Während in den unteren Atmosphärenschichten etwa schon viel CO2 zu finden ist, findet sich in der Mesosphäre kaum etwas davon. So stößt eine Falcon-9-Rakete den Berechnungen der zyprischen Forscher pro zurückgelegtem Kilometer 26 Mal so viel Kohlenstoffdioxid aus, wie aktuell in einem Kubikkilometer der Mesosphäre vorhanden ist – mit möglichen Folgen für das Klima, die noch nicht bekannt sind. Auch der Stickoxid-Ausstoß müsse künftig genauer unter die Lupe genommen werden, so die Forscher.