Raumfahrt-Startup sammelt Rekordsumme von 150 Millionen Euro

The Exploration Company (TEC) sammelt 150 Euro von Investor:innen ein, um die Entwicklung seiner wiederverwendbaren Raumkapsel Nyx voranzutreiben. Wie das Handelsblatt berichtet, gelingt dem deutsch-französischen Raumfahrtunternehmen damit die bisher größte Finanzierungsrunde, die innerhalb der Branche je in Europa abgeschlossen wurde. Wenn alles nach Plan läuft, könnte die erste Raumkapsel von TEC schon 2028 ins All starten.
Europäisches Unternehmen macht SpaceX Konkurrenz
Das Raumfahrt-Startup wurde erst 2021 von Hélène Huby und ihrem Team gegründet. Es hat seinen Sitz in München und Bordeaux. Huby war zuvor unter anderem für Airbus tätig und gilt als äußerst erfahren in ihrem Fach. Noch sind 200 Mitarbeiter:innen für das Unternehmen tätig, bis 2028 soll das Team auf 380 Mitglieder anwachsen. Denn das Potenzial ist groß: Laut TEC beläuft sich der Markt für Weltraumlogistik auf insgesamt 300 Milliarden Dollar. Zudem entwickeln bisher nur wenige Unternehmen in den USA, China und Russland vergleichbare Raumkapseln. In Europa fehlt ein entsprechendes Angebot bislang.
Vor wenigen Monaten wurde das Startup zusammen mit dem italienisch-französischen Unternehmen Thales Alenia Space von der Europäischen Raumfahrtagentur Esa ausgewählt, um eine Frachtkapsel zu entwickeln. Laut Huby war diese Entscheidung ausschlaggebend für den großen Erfolg der Finanzierungsrunde. Gleichzeitig markiert der Auftrag eine Trendwende bei der Esa, die sich jetzt ähnlich wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa aufstellen will, um durch Wettbewerb Innovation und Schnelligkeit in der Raumfahrt zu fördern. Eine Bedingung der Esa war daher, dass TEC genügend Eigenkapital aufbringt – und das hat das Raumfahrt-Startup jetzt geschafft.
Die Herausforderungen sind groß – der Optimismus ebenfalls
TEC baut derzeit zwei Prototypen von Nyx. Ziel der wiederverwendbaren Raumkapsel ist es, zunächst Fracht und später auch Astronaut:innen ins All zu transportieren. Der kleinere der beiden Prototypen soll im kommenden Jahr mit einer Nutzlast von 300 Kilogramm starten. TEC arbeitet aber schon an einer Kapsel, die bis zu drei Tonnen aus dem All zur Erde zurückbringen können soll.
Soweit zumindest der Plan, denn die Umsetzung könnte sich laut Expert:innen als ziemlich herausfordernd herausstellen. Damit die Kapsel sicher zur Erde zurückkehren kann, muss sie mit Hyperschall-Fallschirmen abgebremst werden können – und genau daran sind Unternehmen wie Boeing und SpaceX, die über deutlich mehr Erfahrung verfügen, in der Vergangenheit schon gescheitert. Ulrich Walter, ehemaliger Raumfahrtprofessor an der TU München, prognostiziert dem für 2028 geplanten Start daher nur eine Erfolgsquote von maximal 20 Prozent.
Mehr Unabhängigkeit für die europäische Raumfahrtindustrie?
TEC-Geschäftsführerin Hélène Huby ist dennoch zuversichtlich. Das Unternehmen habe schon Aufträge im Wert von 800 Millionen Euro erhalten. Ob es diese auch erfüllen kann, wird sich spätestens 2028 zeigen, wenn die endgültige Version der Raumkapsel Nyx ihren Jungfernflug ins All absolviert. Und auch seitens der Esa dürften große Hoffnungen auf den Projekten der beauftragten Startups liegen, denn so könnte es der Europäischen Raumfahrtagentur gelingen, unabhängiger von ausländischen Unternehmen wie SpaceX oder Boeing zu werden.