- Was ist aus den 2022er-Trends geworden?
- Trend #1: Weniger muss mehr sein – Power-Skills
- Trend #2: Noch mehr smarte Unterstützung – HR-Analytics
- Trend #3: Der Tellerrand ist nicht genug – Recruiting mal anders
- Trend #4: Wenn der Chef auf Tiktok postet – Corporate Influencing
- Trend #5: Es wird grün – Green Recruiting
Recruiting-Trends 2023: Das bleibt, das kommt, das macht niemand mehr
Als wäre das nicht genug, spitzt sich der Fachkräftemangel weiter zu und die Generation Z drückt mit ihren Vorstellungen auf den Arbeitsmarkt. Eine schwierige Gemengelage für Personalverantwortliche. Was wird im Recruiting 2023 wichtig – und was ist aus den Trends des Vorjahres geworden? Ein Überblick.
Was ist aus den 2022er-Trends geworden?
Eine der primären Trends, die Recruiter und Recruiterinnen, HR-Expertenrunden und Personalverantwortliche allerorts Mitte, Ende 2021 prognostiziert haben: Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion wird 2022 dominantes Thema. Mit einem Jahr Abstand lässt sich festhalten: Treffer. Das Thema spielt weiterhin eine gewichtige Rolle und wird auch 2023 weiter relevant bleiben.
Ebenfalls oft genannt: Remote Work, auf die Personalgewinnung bezogen im Speziellen Remote Hiring. Auch diese Entwicklung wurde vollzogen und hält weiter an. Eine Studie zeigt, dass beispielsweise in den USA 25 Prozent aller hoch bezahlten Stellen Ende 2022 remote besetzt sind. Der Wert lag vor der Pandemie bei neun Prozent und 2021 bei 15 Prozent.
Ein dritter Trend, den viele Experten und Expertinnen für 2022 ausgemacht hatten, ist „retention first“. Das bedeutet: Es soll gar nicht zwingend rekrutiert werden. Vielmehr liegt der Fokus darauf, gute Mitarbeitende mit attraktiven Arbeitsbedingungen und einem fruchtbaren Umfeld zu fördern. Dieser Trend wird bleiben – vor allem auch, weil er Teil des ersten Trends für 2023 ist, den wir vorstellen.
Trend #1: Weniger muss mehr sein – Power-Skills
Weniger ist manchmal mehr, 2023 wird bei vielen Unternehmen weniger mehr sein müssen. Klingt kompliziert, trifft den Nagel jedoch auf den Kopf. Die drohende Rezession, der sich die wenigsten Branchen und Unternehmen entziehen können, wird ihre Spuren hinterlassen. Ob sie kommt oder nicht. Betriebe werden mindestens über Einsparpotenziale nachdenken und punktuell Kosten reduzieren, wenn nicht sogar müssen.
Das betrifft auch ausgeschriebene oder auszuschreibende Stellen. Wo vorher möglicherweise zwei Kandidaten oder Kandidatinnen eingestellt worden wären, ist es 2023 nur einer oder eine der Bewerbenden. Heißt im Umkehrschluss für Personalverantwortliche: Recruiting muss noch besser funktionieren, Fehlbesetzungen reißen noch größere Löcher in die Finanzplanung.
Aus Sicht der Bewerber und Bewerberinnen hat diese Entwicklung nicht unbedingt etwas Schlechtes. Sie sind nach wie vor in der Pole-Position und bestimmen bei entsprechender Qualifikation, wo sie arbeiten wollen. Gefragter denn je sind sogenannte „Power-Skills“ wie Kreativität, Innovations- oder Anpassungsfähigkeit und Kommunikationstalent. Mit stark qualifizierten „Allroundern“ schmerzt es Unternehmen weniger, beispielsweise zwei ähnliche Stellen zusammenzuführen und nur eine Person einzustellen, die beide Bereiche fachlich abdeckt
Trend #2: Noch mehr smarte Unterstützung – HR-Analytics
Die Digitalisierung mit ihren hilfreichen Facetten wie künstlicher Intelligenz und automatisierten Prozessen ist längst kein Trend mehr, sondern im Standard angekommen. Dennoch ist es ein Treiber für den zweiten Recruiting-Trend 2023.
Um genau den Kandidaten oder die Kandidatin zu finden, die alle „Power-Skills“ in einer Person vereint, zum Unternehmen passt und gleichzeitig auch noch verfügbar ist, braucht es mehr als einen talentierten Recruiter.
Es braucht digitale Unterstützung und klare Analysen, wer warum wann wofür infrage kommt. Zauberbegriff in diesem Zusammenhang: HR-Analytics. Die Analyse des gesamten HR-Prozesses liefert nicht nur in Verbindung mit künstlicher Intelligenz die richtigen Bewerbenden, sondern auch wichtige Insights – gerade für größere Unternehmen.
Trend #3: Der Tellerrand ist nicht genug – Recruiting mal anders
Mit dem Fachkräftemangel im Rücken predigen viele Berater und Beraterinnen längst, über den Tellerrand im Rahmen der Personalbeschaffung hinauszublicken. Dieser Ratschlag wird 2023 noch wichtiger, sofern sich der Mangel an geeigneten Arbeitskräften wie erwartet weiter verschärft.
Oft ist der Tellerrand jedoch nicht genug. Die Blicke sollten nicht nur neben den Tellerrand, sondern weit darüber hinaus gehen. Internationale Fachkräfte scharren teilweise mit den Hufen, um in wachstumsstarken Branchen in einem anderen Land Erfahrung zu sammeln. Ein weiterer trauriger Grund für mehr Fachkräfte – nicht nur remote, auch in Präsenz – sind Geflüchtete aus Kriegsgebieten oder Ländern, in denen politische Unruhen herrschen.
Neben dem Teller gibt es aber weitere Optionen. Beispielsweise im Handwerk – warum nicht auf ältere Mitarbeitende setzen? Sie überzeugen meist mit Zuverlässigkeit und besonderer Betriebstreue. Personalverantwortliche werden 2023 weiter gefordert sein, abseits ihres üblichen Umfelds rekrutieren zu müssen.
Für Jobsuchende hat das ebenfalls Vorteile. Die örtliche Verfügbarkeit wird weniger wichtig, auch Quereinsteiger und -einsteigerinnen sind oft willkommen. Warum nicht nach einem Remote Job in Österreich, den USA oder Irland Ausschau halten? Andere Länder, gleiche Probleme: Der Fachkräftemangel ist keine exklusiv deutsche Herausforderung.
Trend #4: Wenn der Chef auf Tiktok postet – Corporate Influencing
Viele mögen es nicht mehr hören wollen, es ist aber unaufhaltsamer Trend: Social Media wird (weiterhin) immer wichtiger. Der Grund liegt auf der Hand – der Austausch zwischen „alten“ (Babyboomer) und „jungen“ (Gen Z) Arbeitskräften schreitet weiter voran. Und der jüngeren Generation liegen Tiktok, Instagram, Linkedin und Co. nun mal mehr als die Tagesschau, die FAZ oder Großflächenplakate.
In diesem Zusammenhang wird Corporate Influencing 2023 spürbar an Fahrt aufnehmen. Mitarbeitende, Führungskräfte und die Geschäftsleitung treten abseits der offiziellen Unternehmenskanäle auf Social Media auf. Das wiederum hilft im Recruiting, denn interessierte Kandidaten und Kandidatinnen bekommen so einen besseren Eindruck des Unternehmensalltags.
Klar ist auch: Corporate Influencer müssen authentisch sein. Es nützt nichts, wenn die PR-Abteilung sämtliche Postings und Reaktionen der Geschäftsleitung auf deren Kanälen publiziert. Und falls doch: dann bitte wenigstens ehrlich, authentisch und mit einer angemessenen Prise Lockerheit.
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Trend #5: Es wird grün – Green Recruiting
Nicht zuletzt die zunehmenden Proteste von Klimaaktivisten und -aktivistinnen oder die Empörung über die größtenteils ergebnislose UN-Klimakonferenz in Ägypten zeigen, dass Menschen sich Gedanken über Nachhaltigkeit, die Umwelt und ihren Beitrag machen.
Unternehmen rücken dabei schnell in den Fokus der Kritik. Sie werden daher 2023 noch stärker ihre grüne Seite nicht nur zeigen, sondern sich ehrlich und engagiert dafür einsetzen müssen. Als Stichwort für diesen Trend fällt öfter der Begriff „Green Recruiting“, analog zu „Green Marketing“.
Green Recruiting ist jedoch weit mehr als sich nachhaltig zu positionieren und Energie zu sparen. Es geht um „grüne Benefits“ – wie die Möglichkeit eines Betriebsrads oder Übernahme von Fahrtkosten bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Solche Benefits und Angebote werden für Bewerbende 2023 noch wichtiger.