Erst vor zwei Jahren ging Rewes Marktplatz für Non-Food-Artikel und länger haltbare Lebensmittel an den Start, jetzt ist Ende Januar 2022 Schluss. Der Konzern hat sich zu dem Schritt entschlossen, obwohl, so berichten E-Commerce-Experten und Rewe selbst übereinstimmend, die Zahlen gar nicht so schlecht gewesen seien, dass eine Fortsetzung nicht vernünftig gewesen wäre. Man habe sogar über den gesetzten Unternehmenszielen gelegen, heißt es.
Einige der beteiligten Händler wiederum hatten sich auch gut mit dem Marktplatz als zusätzlichem Absatzkanal arrangiert. Bemängelt wurden lediglich einige Details wie etwas verwirrende Versandinfos. Zudem war der Marktplatz nur auf Lieferung ausgerichtet und nicht auf Abholung vor Ort, sodass ein nicht geringer Teil der Kundschaft nicht vernünftig abgeholt wurde. Eine Bestellung von Marktplatzartikeln wurde dem Kunden ebenso wenig angeboten wie eine Lieferung in die Filiale. Doch all das hätte sich – möglicherweise unter Entwicklung einer App – lösen lassen.
Fehlte Rewe hier der lange Atem?
Bestellungen sind noch bis Ende Dezember 2021 möglich, danach besteht der Marktplatz noch einen Monat für die Abwicklung weiter. Der klassische Webshop mit Rewes eigenen Produkten bleibt dagegen natürlich weiterhin bestehen.
Die Ressourcen sollen an anderen Stellen im Unternehmen zu Einsatz kommen, man werde die Erfahrungen und das Know-how für die Weiterentwicklungen anderer bestehender Digitalbereiche nutzen und „die Omnichannel-Strategie weiter vorantreiben“. Baustellen hat der Konzern jedenfalls genügend: Noch immer scheitert der Versuch, Lebensmittel nach Hause zu bestellen, allzu oft an der Verfügbarkeit der Fahrer-Slots und auch die Abholung fertiger Bestellungen ist, anders als geplant, in vielen Regionen noch nicht möglich.
Ob Rewe bei seinem Marktplatz zu hohe Erwartungen hatte oder zu früh aufgegeben hat, lässt sich nicht zweifelsfrei sagen. Ein Rewe-Marktplatz-Partner erklärt jedenfalls, er hätte mit dem Schritt insbesondere zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet und sei darüber angesichts des geleisteten Aufwands beim Onboarding auch nicht erfreut. Insgesamt dürfte sich das Projekt für viele der Marktplatzpartner nicht gerechnet beziehungsweise zu viele Entwicklungskosten verschlungen haben. Auch wenn der Schritt möglicherweise aus Sicht der Plattform nachvollziehbar ist, dürfte das insbesondere für die Zukunft eine empfindliche Hypothek für das Unternehmen darstellen.
Zuletzt hatte der Marktplatz Rewe.de zwischen 10 und 15 Millionen monatliche Besucher – eigentlich zu viel um aufzuhören, aber gerade einmal halb so viel wie der vergleichbare Konkurrent Kaufland.de/Real.de.