Einer Studie aus dem Jahr 2021 zufolge könnten allein in Deutschland über elf Millionen Jobs – zu 70 bis 100 Prozent – auch von Computern oder Robotern übernommen werden. Schon seit mehreren Jahren zeigt der Job-Futuromat an, welche Berufe von der Automatisierung wie stark gefährdet sind. Jetzt haben Wissenschaftler:innen aus der Schweiz einen Algorithmus entwickelt, der das Automatisierungsrisiko von verschiedenen Jobs aufzeigen und alternative Berufe vorschlagen soll.
Alternativen für gefährdete Jobs
Die Robotiker der EPFL und Ökonom:innen der Universität Lausanne haben dafür im Rahmen einer kürzlich in Science Robotics veröffentlichten Studie wissenschaftliche und technische Literatur zu den Fähigkeiten von Robotern sowie Beschäftigungs- und Lohnstatistiken kombiniert. Das entwickelte Programm berechnet auf Basis dieser Informationen die Wahrscheinlichkeit für ausgewählte Berufe, in naher Zukunft von Maschinen abgelöst zu werden. Darüber hinaus werden Nutzer:innen des Tools alternative Jobs mit einem geringeren Automatisierungsrisiko und einem geringen Umschulungsaufwand vorgeschlagen.
Bei den bisher vorliegenden Prognosen zum Automatisierungsrisiko von Berufen läge der Fokus auf Softwarebots, also Sprach- und Bilderkennungsalgorithmen, virtuelle Finanzberater oder Chatbots, erklärte Dario Floreano, Direktor des Laboratory of Intelligent Systems der EPFL. „In unserer Studie betrachten wir nicht nur KI-gestützte Software, sondern auch echte intelligente Roboter, die körperliche Arbeit verrichten“, so Floreano. Die von den Wissenschaftler:innen entwickelte Methode vergleiche die Fähigkeiten von Menschen und Robotern, „die in Hunderten von Berufen zum Einsatz kommen“.
Individueller Automatisierungsrisikoindex
Zum einen stützte sich das Forschungsteam bei der Erarbeitung des entsprechenden Algorithmus‘ auf das sogenannte MAR-Dokument, ein Strategiedokument der EU-Kommission. Die Daten zu den menschlichen Fähigkeiten basieren auf der US-amerikanischen O-Net-Datenbank, die etwa 1.000 Berufe klassifiziert und Fähigkeiten und Kenntnisse aufschlüsselt, die dafür jeweils am wichtigsten sind. Für alle gelisteten Berufe konnte daraufhin ein individueller Automatisierungsrisikoindex berechnet werden.
Das Ergebnis: Berufe, bei denen millimetergenaue Bewegungen wichtig sind, sind einem hohen Risiko ausgesetzt, der Automatisierung zum Opfer zu fallen. Berufe, für die kritisches Denken oder Kreativität verlangt werden, dürften kaum Gefahr laufen, dass dort Menschen bald von Robotern ersetzt werden. Das höchste Automatisierungsrisiko trägt laut dem Index der Bereich Schlachten und Fleischverpacken. Physiker:innen haben dagegen den niedrigsten Automatisierungsrisikoindex unter den 1.000 untersuchten Berufsfeldern.
Wie stark ist dein Job gefährdet
Wie hoch das Automatisierungsrisiko für euren Beruf ist, könnt ihr auf dieser Website herausfinden. Die Wissenschaftler:innen aus der Schweiz sind sich sicher, mit ihrem Algorithmus nicht nur Berufsanfänger:innen oder Menschen in gefährdeten Jobs, sondern auch Regierungen und Behörden bei der Herausforderung Automatisierung helfen zu können.
„Im Rahmen unserer Arbeit können wir Arbeitnehmenden, die einem hohen Automatisierungsrisiko ausgesetzt sind, eine detaillierte Berufsberatung anbieten. Mit diesem Wissen können sie zu ,sichereren‘ Berufen wechseln, ohne dabei alle bisher erworbenen Fähigkeiten zu verlieren. Auch Regierungen können mit diesen Einblicken und Ratschlägen die Gesellschaft als Ganzes dabei unterstützen, angesichts der Automatisierung widerstandsfähiger zu werden“, sagte Rafael Lalive von der Universität Lausanne.
Also ich weiß nicht. Die Seite schlägt als Alternativberuf für einen Anwalt u.a. Physiker, Mathematiker und Neuropsychologe vor. Wie man da seine vorhandenen Skills und Kenntnisse nutzen und seinen Neigungen und Interessen Rechnung tragen kann, ist mir schleierhaft. Das Automatisierungsrisiko für Anwälte liegt allerdings im grünen Bereich.