Russland will Krypto-Mining legalisieren – gegen den Widerstand der Zentralbank
Nach Informationen des russischen Nachrichtenportals Iswestija hat die Mehrheit der Vertreter der Duma, Russlands unteres Repräsentantenhaus, mit den Ministern für wirtschaftliche Entwicklung und Energie Einigkeit darüber erzielt, Krypto-Miner in Russland als Unternehmer anerkennen zu wollen.
Widerstand der Zentralbank kann Fakten nicht ändern
Die russische Zentralbank zeigt sich mit dieser Initiative absolut nicht einverstanden und verweist auf die mit Kryptowährungen verbundenen Risiken wie Terrorfinanzierung, Geldwäsche, Betrug und so weiter, heißt es in dem Bericht vom Montag. Dabei erkennen Duma und Ministerien im Grunde nur die Fakten an.
Denn Russland hat sich, wie das Center of Alternative Finance an der Universität Cambridge schon im August feststellen konnte, nach den USA und Kasachstan als das Land etabliert, in dem weltweit die meisten Bitcoins geschürft werden, nachdem China ab Ende Juli als bis dahin unumstrittenes globales Mining-Zentrum komplett ausgefallen war.
Das russische Wirtschaftsministerium vertritt danach die Ansicht, dass eine Regulierung für das Land und die Krypto-Industrie von Vorteil sein werde. Zudem passe das Krypto-Mining gut in die Definition von Unternehmertum im russischen Zivilgesetzbuch, so der Bericht.
Bürokratische Verfahren kommen in Gang
Die Institutionen wollen nun einen Klassifizierungscode nach dem russischen OK-System für die Branche einrichten. Mit diesem Code können Mining-Firmen ihre Unternehmen dann in Russland registrieren. Das eröffnet den Weg in die Finanzbürokratie.
Denn wie der Vorsitzende des Finanzausschusses der Duma, Anatoli Aksakow, bemerkt, ist Krypto-Mining in Russland bislang nicht verboten. Es geht bei dem Vorstoß mehr um die regelhafte Einbindung der Branche in das russische Wirtschafts- und Besteuerungssystem. Die Klassifizierung wäre dabei der erste Schritt. Danach sollen Verfahren und Regeln für die Besteuerung festgelegt werden.
Stromtarife für Bitcoin-Miner höher
Dabei ist sowohl den Volksvertretern wie den Ministern klar, dass Krypto-Mining den Stromverbrauch des Landes in die Höhe treiben kann. Um dem zu begegnen, schlägt Aksakov laut Iswestija vor, Miner mit höheren Stromtarifen zu belasten als andere Verbraucher.
Der Schritt könnte als eine Reaktion auf den jüngsten schwedischen Vorstoß verstanden werden. Die schwedische Finanzaufsicht hatte gemeinsam mit der Umweltschutzbehörde vorgeschlagen, das Krypto-Mining EU-weit zu verbieten, sofern es sich um Proof-of-Work-Mining handelt, wie es etwa bei Bitcoins der Fall ist.
Im weiter oben gezeigten Ranking lag Deutschland übrigens auf Rang 8, vor Irland auf Platz 9. Die Forschenden sahen bei diesen beiden Positionen indes keine Evidenz und vermuten eher, dass Deutschland und Irland gewissermaßen versehentlich ins Ranking gerutscht sind. Ihr Anteil sei wahrscheinlich aufgrund umgeleiteter IP-Adressen durch die Nutzung von VPN- oder Proxy-Diensten deutlich überhöht, so die Universität von Cambridge.