Das sagt jedenfalls Yuya Hasegawa, Kryptomarktanalyst bei der japanischen Kryptobörse Bitbank. Tatsächlich war der Bitcoin-Kurs am Montagabend auf 36.370 US-Dollar gefallen und hatte sich damit zeitweise um 20 Prozent niedriger als noch vor einer Woche gezeigt. Am Dienstagabend pendelt der Bitcoin leicht erholt um 37.860 Dollar.
Risiko-Anlagen machen sich in Risikosituationen nicht gut
Dabei ist der Bitcoin – wie stets – nicht der einzige Coin, der auf Krisen aller Art empfindlich reagiert. Auch alle anderen wesentlichen Kryptowährungen zeigen zweistellige Wochenverluste zwischen 14 und über 19 Prozent. In den Top 10 am stärksten betroffen ist wieder einmal Cardano, dessen ADA-Token innerhalb von sieben Tagen um 19,8 Prozent verloren hat. Das stabilste Krypto-Asset ist der Luna-Token aus dem Terra-Netzwerk. Insgesamt wurden innerhalb einer Woche über 400 Milliarden Dollar aus der Kryptomarktbewertung gefegt.
„Das Narrativ des sicheren Hafens von Bitcoin ist fast vollständig auseinandergefallen, da die zunehmende Möglichkeit einer militärischen Auseinandersetzung und die sich verschlechternden Beziehungen zwischen den USA und Russland den breiteren Finanzmarkt in den Risikoaversionsmodus versetzen“, formuliert Bitbank-Analyst Hasegawa in einer per E-Mail versandten Notiz.
Das sieht Alex Kuptsikevich, leitender Finanzanalyst beim Londoner Online-Broker Fxpro ganz ähnlich. Er schreibt: „Risikobehaftete Vermögenswerte, von Aktien bis hin zu digitalen Währungen, sind mit der Verschärfung der Situation um die Ukraine, wo Investoren einen Konflikt in Osteuropa befürchten, zusammengebrochen.“
Auch wenn Kryptoenthusiasten in den vergangenen Jahren immer wieder die Stabilität von Kryptowährungen gegen die Krisenanfälligkeit des traditionellen Finanzsystems gepriesen hatten, zeigt sich doch immer wieder und sehr deutlich, dass sich der Kryptomarkt im Einklang mit Aktien bewegt. So war er zuletzt um fast 50 Prozent gefallen, als die US-Notenbank verlauten ließ, sie bereite das Ende der Stimulus-Maßnahmen zur Bekämpfung der Folgen der Coronapandemie vor.
Ukraine bekennt sich zu Krypto
Aktuell wird der rasante Kursabstieg hauptsächlich mit der Ukraine-Krise in Verbindung gebracht. Das dürfte teilweise auch darin begründet sein, dass die Ukraine mit Blick auf den Kryptomarkt nicht irgendein Land ist.
So hatte Mykhailo Fedorov, der Vizepremierminister des Landes, erst am vergangenen Donnerstag getwittert, dass die Ukraine bereits jetzt zu den Top-5-Ländern bei der Nutzung von Kryptowährungen gehöre und ergänzt:
„Heute haben wir einen weiteren Schritt nach vorne gemacht: Das Parlament hat ein Gesetz zu virtuellen Vermögenswerten angenommen! Dadurch werden Kryptobörsen und Kryptowährungen legalisiert, und die Ukrainer könnten ihr Vermögen vor möglichem Missbrauch oder Betrug schützen.”
Tatsächlich zeigen sich in der Ukraine verstärkt Spenden, etwa an das Militär, auf der Basis von Kryptowährungen. Insgesamt soll sich der sich formierende ukrainische Widerstand verstärkt über Kryptowährungen finanzieren. Das berichtet Wired.
So mögen Bitcoin und Co für die Ukraine und ihre Einwohnerinnen und Einwohner sich leider schon bald als Anker erweisen, der dem eventuellen Zusammenbruch des traditionellen Finanzsystems in der Region einen Teil seines Schreckens nehmen kann. Investoren dürften diese Entwicklung indes nicht als Argument für die Verstärkung ihres Engagements verstehen. Das lässt den Gold-Preis steigen.