Schufa-Score: Diese App warnt dich sofort, wenn ein Negativeintrag über dich eingeht

Bonify informiert dich in Zukunft über neue negative Schufa-Einträge. (Bild: T. Schneider/Shutterstock)
Konkret bedeutet das, dass die derzeit 1,3 Millionen Nutzer:innen nicht nur ihren Basisscore abrufen können, sondern auch bei einem anstehenden Inkassofall oder einer mehrfachen Mahnung sowie wenn ein Titel gegen eine:n Verbraucher:in veranlasst wird, hierüber informiert werden.
Transparenzoffensive der Schufa – und von Bonify
Wichtig ist es, so erklärt Gründer und CEO Andreas Bermig, dass Kund:innen nicht mit dem jeweiligen Negativmerkmal alleingelassen werden, sondern dass man im Rahmen der detaillierten Aufstellung erklärt, warum es diesen Eintrag gibt, wer der:die Gläubiger:in ist und um welche Summe es geht. Bermig bezeichnet diese Hintergründe als Finanzaufklärung – und liegt damit auf einer Linie mit der Schufa, die vor gut eineinhalb Jahren eine Transparenzoffensive gestartet hat und mit einer Vielzahl an Spekulationen über die Funktionsweise des Schufa-Scores aufräumen will. Dazu gibt – Stichwort Financial Fitness – Bonify konkrete Tipps und Hinweise, wie Konsument:innen in dieser Situation reagieren können.
Es geht dabei, so der CEO, aber auch darum, dass die Kund:innen sehen können, ob ein Eintrag überhaupt seine Berechtigung hat – oder ob es sich um einen Identitätsdiebstahl handelt. Doch selbst wenn es sich um einen berechtigten Eintrag handelt, kann es hilfreich sein, die Geschichte nicht eskalieren zu lassen, da hiervon die Dauer er jeweiligen Speicherfrist bei der Schufa abhängen kann.
Schon seit Juni 2023 können Verbraucher:innen ihren Schufa-Basisscore in der Bonify-App einsehen, seit Anfang 2024 bietet diese zusätzlich Einsicht in die eigenen negativen Schufa-Einträge, sofern vorhanden. Dazu zählen sowohl offene als auch erledigte Zahlungsausfälle.
Kostenloser Service – in der Basisfunktionalität
Der Service der proaktiven Information über eine Verschlechterung des Scores ist kostenlos und soll es auch bleiben. Geld verdienen will Bonify in Zukunft eher über Mehrwertdienste, die das Unternehmen allerdings noch nicht näher spezifiziert. Immerhin so viel ist klar: Es soll um mehr finanzielle Fitness gehen, also beispielsweise darum, dass Kund:innen länger als unbedingt nötig bestimmte positive Merkmale wie brav und regelmäßig abbezahlte Kredite in ihren Daten stehen haben können.
Das alles funktioniert, indem Kund:innen Bonify möglichst umfassende Einblicke in die positiven Eigenschaften ihres finanziellen Hintergrundes bieten und Daten teilen – ein Teil der Bezahlung erfolgt also so gesehen über die eigenen Daten. Denn es geht zum einen um die Kreditwürdigkeit an sich, aber zum anderen auch um die Konditionen, zu denen Kund:innen einen Kredit erhalten. Und hier hat die Schufa, ähnlich wie andere vergleichbare Dienste, einen blinden Fleck – erfährt sie doch in der Regel nur für einen begrenzten Zeitraum von positiv verlaufenen Abzahlungen. Daher kann es sich etwa rentieren, positive Einträge bei der Schufa länger stehen zu lassen.
Sicherheitslücken sollen geschlossen worden sein
Die Benachrichtigung setzt eine Registrierung bei Bonify voraus. Mit der hatte es seinerzeit einen veritablen Datenschutzskandal gegeben: Der Hackerin und Aktivistin Lillith Wittmann gelang es, ihre eigenen Daten mit dem Eintrag von CDU-Minister Jens Spahn zu kombinieren. Dabei konnte sie eine Fake-Mieterauskunft, die aufgrund einer Manipulation durch die Hackerin auf den Namen „Jens Spahn“ lautete, inklusive eines Bonitäts-Scores erhalten (wobei sie diese laut Bonify aber lediglich auf Basis ihrer eigenen Daten zu sehen bekam). Dennoch ein peinlicher Vorgang für das Unternehmen, das laut Bermig alles daransetzte, dem einen Riegel vorzuschieben und inzwischen entsprechende Sicherheitsmerkmale eingezogen haben will.
In der Tat steht für die hinter Bonify stehende Forteil GmbH in Hinblick auf Identitätsdiebstahl viel auf dem Spiel, da das Unternehmen als lizenzierter Finanzdienstleister unter dem seit dem Wirecard-Skandal wachsamen Auge der Bankenaufsicht (Bafin) steht. Übrigens erklärt der Gründer, dass die reine Präsenz bei Bonify sich nicht positiv auf den Schufa-Score auswirke, wohl aber die Maßnahmen, die man auf Basis der Ratschläge der App ergreifen könne.
Nur bei nicht vorhandenen Negativeinträgen möglich
Nach der Registrierung bei Bonify für den neuen Service bekommen die Nutzer:innen in diesem Fall umgehend per Mail, per Push-Nachricht oder – in Kürze – auch per SMS eine Mitteilung und haben so die Möglichkeit, schnellstmöglich zu reagieren. Die Meldung erfolgt allerdings nur, wenn zuvor keine Negativeinträge bei der Schufa vorlagen. Bermig erklärt, dass dies eine von vielen Nutzer:innen gewünschte Funktion sei, die für mehr Transparenz bei den Bonitätsdaten sorgen soll. „Die Information über Negativeinträge beugt etwaigen bösen Überraschungen vor, wenn man gegebenenfalls gar nicht ahnt, dass ein Negativeintrag gespeichert ist – etwa im Falle eines Identitätsdiebstahls oder Internetbetrugs.“
Das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) sieht vor, dass Unternehmen, die der Schufa einen negativen Eintrag melden, an strenge Voraussetzungen gebunden sind: Es müssen mindestens zwei schriftliche Mahnungen erfolgt sein, ohne dass der Betroffene dagegen Widerspruch eingelegt hat. Mindestens vier Wochen müssen zwischen der ersten Mahnung und dem negativen Schufa-Eintrag liegen. Darüber hinaus ist ein negativer Eintrag bei der Schufa nur dann zulässig, wenn er von dem Unternehmen angekündigt worden ist.
Die Forteil GmbH ist ein Tochter-Unternehmen der SCHUFA.
Warum wird das nicht erwähnt?
„Die Fintech-Plattform Bonify, die seit rund zwei Jahren der Schufa gehört“
Die „Transparenzoffensive“ funktioniert hier für die Schufa aber vor allem auch in die andere Richtung. Bonify als Unternehmen der Schufa, ermöglicht es seine Konto-Daten mit der Plattform zu teilen. Diese Daten sind so etwas wie der Heilige Gral für die Schufa. Ein Dateneinblick in diesem Umfang steht zurecht scharf in der Kritik. Die Schufa wirft mit Bonify wenn man so will einen fetten Köder aus. Von t3n hätte ich zumindest eine Erwähnung dieses Umstandes erwartet.