Auf Sega Retro wurden einige historische Dokumente des Videospielherstellers Sega hochgeladen. Die Aufzeichnungen aus den 90er-Jahren reichen von E3-Grundrissen bis hin zu Finanzberichten und enthalten auch interne E-Mails, die die damals herrschende Rivalität zwischen Segas Konsole Saturn und Sonys Playstation verdeutlichen.
Eine E-Mail vom März 1996, verfasst vom ehemaligen CEO von Sega of America, Tom Kalinsky, zeigt den Clinch der beiden Konsolenriesen. Kalinsky berichtet in der Mail von seinem Besuch in Tokio und dem überwältigenden Erfolg der Sega Saturn gegenüber der Playstation. Dabei schreibt er ziemlich drastisch, dass Sega Sony „umbringen“ werde.
In den Einzelhandelsgeschäften der japanischen Hauptstadt war demnach sämtliche Saturn-Hardware ausverkauft, während sich die Playstations in den Schaufenstern stapelten. Diese beeindruckende Performance in Japan führte Kalinsky dazu, optimistisch zu sein, dass Sega auch in den USA erfolgreich sein würde.
Wie bekannt ist, sollte es jedoch anders kommen. Ein weiteres Dokument aus dem April 1996 zeigt Tom Kalinsky bereits in einer etwas verzwickten Situation. Demnach senkte er den Preis der Saturn auf 249 US-Dollar, um Sonys Einführungspreis von 299 US-Dollar für die Playstation zu unterbieten. Bereits ein Jahr später, zum Start von „Final Fantasy VII“, zog die Playstation an Segas Konsole vorbei und markierte damit auch das Ende von Segas Ambitionen, Sony zu besiegen.
Widerstand zwecklos
Die aufgetauchten Marketingstrategien für 1997 geben Einblicke in den Kampf, dem Sega zu diesem Zeitpunkt ausgesetzt war. Während einige Strategien auf die Stärken der Saturn, wie die First-Party-Spiele, abzielten, wurden viele Ideen von Sonys Plänen beeinflusst. Sega versuchte, auf Sonys Preise und Veröffentlichungspläne zu reagieren und das Unternehmen in jeder Hinsicht einzuholen.
Aus den E-Mails geht auch deutlich hervor, mit welchen Problemen Sega im Geschäftsjahr 1997 konfrontiert war. Es gab negative Bewertungen für Spiele und gerade Segas Sportgames performten nicht auf dem Markt.
Was sich in den nun veröffentlichten Dokumenten schon abzeichnete, wurde 2001 Realität. Sega zog sich kurz nach der Jahrtausendwende vollständig aus dem Konsolengeschäft zurück und konzentrierte sich nur noch auf die Entwicklung von Videospielen und auf das Geschäft mit Spielhallenautomaten. Auch letzteres Geschäftsfeld ließ das japanische Unternehmen in Folge schlechter Umsatzzahlen bedingt durch die Corona-Pandemie 2022 hinter sich.