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Seriengründer Fridtjof Detzner: „Rendite und Impact müssen sich nicht ausschließen“

Mit seinem Wagniskapitalfonds Planet A will Fridtjof Detzner die Welt zu einem besseren Ort machen – dabei wird nur investiert, wenn ein Startup nachweislich kein Greenwashing betreibt. Wir haben mit dem #Bessermacher gesprochen.

Von Insa Schniedermeier
6 Min.
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Fridtjof Detzner, Co-Gründer von Planet A. (Foto: Planet A)

Fridtjof Detzner ist Seriengründer und hat in seinem Leben bereits mehrmals die Seiten gewechselt. Angefangen mit 16 Jahren als Gründer des Website-Builders Jimdo, brachte er sich ohne formelle Ausbildung selbst das Unternehmertum bei. Es folgten eine Reise, die sein Leben verändern sollte, und seine derzeitige Tätigkeit als Impact-Investor. Und obwohl Detzner schon viele verschiedene Dinge gemacht hat, so zieht sich doch eine Sache wie ein roter Faden durch seinen Lebenslauf: das Lösen der Probleme unserer Zeit.

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„Es steht eine Dekade an, wo wir alles neu machen müssen. Und das ist eine riesengroße Chance“, sagt Fridtjof Detzner. Hinter ihm in der Zoom-Kachel sieht man ein selbst geschriebenes Poster kleben. „Build something the planet needs“ steht darauf, daneben ein Regal mit Grünpflanzen und Büchern.

Detzner ist Co-Gründer des Wagniskapitalfonds Planet A. Davor hat er unter anderem seit 2007 den Website-Builder Jimdo aufgebaut. In der Anfangszeit war Detzner noch in der Schule. „Ich habe nicht studiert, wir haben einfach gemacht, neben dem Abi“, erinnert sich Detzner. Jimdo habe ihm zwar super viel Spaß gemacht, aber nach 18 Jahren habe er gemerkt, dass er nochmal etwas anderes machen wollte.

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Über einen Bekannten erhielt Detzner dann ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte: Host der TV-Dokumentation Founders Valley zu werden und andere Gründer:innen in Asien zu besuchen, um ihre Projekte vorzustellen. Als Themenklammer der Doku-Serie dienten 10 der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN. Für die Serie reiste Detzner 2017 zusammen mit Journalist:innen der Deutschen Welle durch Asien und berichtete dort aus Mongolien, Singapur, Indien und Indonesien über „die größten Probleme unserer Zeit“ – und mögliche Business-Lösungen dafür.

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„Ein totaler Seitenwechsel“

Auf einmal befand sich Detzner in der Position, die Geschichten anderer Gründer und Gründerinnen zu erzählen. „Das war für mich ein totaler Seitenwechsel“, erinnert er sich, „aber hat auch wahnsinnig viel Spaß gemacht.“

Nach der Reise musste sich Detzner erstmal erholen. „Das waren viele sehr krasse Erlebnisse für mich in dieser Zeit“, sagt er. „Mir wurde sehr intensiv vor Augen geführt, dass die Wirtschaft, die wir gebaut haben, Gewinner und Verlierer kreiert.“ Das Stichwort in dem Zusammenhang lautete Externalisierung. „Wir alle handeln auf Kosten der Umwelt sowie der Gesundheit der lokalen Bevölkerung in ärmeren Ländern.“ Als Weltschmerz beschreibt Detzner den Zustand nach seiner Reise heute. Diesen Schmerz wandelte er schließlich in Produktivität um.

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„Du bilanzierst alles“

Zunächst habe er 2019 das Startup Wild Plastic mitgegründet, das Plastiksammlungsinitiativen weltweit unterstützt. Dabei habe er etwas Entscheidendes festgestellt: Um den Impact von nachhaltigen Projekten zu bewerten, brauche es eine Lebenszyklusanalyse, bei der der gesamte Impact entlang der Wertschöpfungskette analysiert und bewertet wird. Also: Woher kommen die Ressourcen? Wie weit werden sie transportiert? Was wird daraus produziert? Welchen Energieaufwand hast du dabei? „Du bilanzierst alles.“

Dabei habe Detzner zum ersten Mal verstanden, was für ein machtvolles Tool das sei. „Mit der Lebenszyklusanalyse kannst du wirklich eine Aussage darüber treffen, ob ein Projekt gut für den Planeten ist oder nicht – in absoluten Zahlen.“ Diese Erkenntnis diente schließlich als Grundstein für Planet A. Denn noch etwas war Detzner aufgefallen: „Diese Art der Datenqualität fließt in der Regel nicht in die Investment-Prozesse bei Startups mit ein“, sagt Detzner. Das wollte er ändern.

Vom Gründer zum Investor

Mit dem VC-Fonds Planet A hat Detzner wieder die Seiten gewechselt: Als Investor entscheidet er nun als Teil eines zwölfköpfigen Teams mit, welche Startups Geld bekommen und welche nicht. Das Geld stammt von Privatinvestor:innen und Family Offices, die Mindesteinlage beträgt 500.000 Euro.

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Das Planet A Team. (Bild: Planet A)

Acht von zwölf: Das Planet A Team. (Bild: Planet A)

„Unsere aktuelle Wirtschaft verschlingt in Summe 1,7 Planeten – das ist nicht nachhaltig“, sagt Detzner. „Um zu einer Wirtschaft kommen, die innerhalb der planetaren Grenzen funktioniert, brauchen wir neue Produkte und Technologien, die sowohl aus Business- als auch aus wissenschaftlicher Perspektive funktionieren“. Planet A investiere nur in Startups, bei denen beides gegeben ist.

Mehr Macht für die Wissenschaft

Um von Planet A gefördert zu werden, müssen alle Startups eine Lebenszyklusanalyse durchlaufen. Dafür hat der Fonds auch Wissenschaftler:innen angestellt. „Wir erstellen die Ökobilanzen selbst und veröffentlichen diese auch“, sagt Detzner.

Doch die meisten Startups kommen gar nicht erst so weit. Die meisten würden schon bei den ersten Screenings durchfallen. Anders ginge es auch nicht, da das Erstellen einer Ökobilanz sehr aufwendig sei. „Da gehen 100 bis 250 Stunden rein“, sagt Detzner. Bislang haben nur acht Startups den strengen Prüfprozess von Planet A überstanden und Frühphasenkapital erhalten – an die 2.500 hatten sich im Jahr 2021 beworben.

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Keine Chance für Greenwashing

Mit ihrem Prüfprozess sagt Planet A Greenwashing den Kampf an. „Es ist wichtig, nicht hinterher ein grünes Label auf etwas zu kleben, das man schon entschieden hat, sondern andersherum. Du musst den Investment-Prozess so strukturieren, dass die Wissenschaftlichkeit die Power hat, Dinge abzulehnen, wenn sie nicht signifikant besser sind.“

Bislang war bei Klimaschutzprojekten oft der Zeithorizont ein Thema, da sich der Return dieser Projekte meist erst nach Jahren oder Jahrzehnten einstellt, was mit den oft kurzfristig gesteckten Zielen privater VC-Geber:innen nicht vereinbar ist.

David Hanf, Vorstandsmitglied des Startup-Verband Deutschland und CFO des Startups Thermondo, forderte daher beispielsweise bei der Vorstellung des Green Startup Monitors 2022 mehr staatliche Fördermöglichkeiten für grüne Startups. Daria Saharova vom World Fund ergänzte: „Bei ihren Investments suchen europäische VC allzu häufig nach einer Art bewährtem Handbuch, um Risiken zu minimieren. Doch für Investments in disruptive Technologien gibt es keine Handbücher. Dass viele VC nach solchen suchen, ist einer der Gründe, warum wir noch immer weit davon entfernt sind, die Klimakrise zu bewältigen.“

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Rendite und Impact müssen sich nicht ausschließen

Für Detzner ist das eine Argumentation aus der Vergangenheit. „Ich glaube, dass es bei den Sachen, die wir jetzt finden, keinen Widerspruch gibt zwischen Impact und Rendite, sondern dass sich die beiden Dinge gegenseitig befeuern können.“ Ihm zufolge würden sich zunehmend die Rahmenbedingungen verschieben. Heißt: neue Chancen, neue Märkte.

Dabei sieht Detzner eine Schlüsselrolle in der Wissenschaft, wie er immer wieder betont. „Meiner Meinung nach sind Menschen, die einen wissenschaftlichen Background und gleichzeitig Unternehmergeist haben, diejenigen, die die Helden und Heldinnen dieser Geschichte werden müssen. Also beispielsweise Gründer:innen von der Uni, die Physiker:innen oder Chemiker:innen sind und wirklich neue Prozesse denken können.“ Genau diese Menschen sollten Detzner zufolge gezielter dabei gefördert werden, aus ihren Ideen und wissenschaftlicher Forschung Unternehmen zu bauen.

„Wir haben dieses Wissen vor uns. Und ich wünsche mir wirklich, dass mehr Physiker:innen, Chemiker:innen, Biolog:innen et cetera auch Gründer:innen werden.“ Das Potenzial sei da. Das Geld auch. „Wir müssen es schaffen, die richtigen Unternehmen zu finden und zu fördern.“

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Mehr als eine Krise

Kritik äußert Detzner daran, dass die Probleme unserer Zeit nur selektiv angegangen würden. Ein Beispiel sei der CO2-Preis: „Wir sehen, dass er zunehmend in Gleichungen miteinfließt, was das Thema wichtiger und lenkender macht. Die Wirtschaft wird sich auf Basis des CO2-Preises ändern“. Gleichzeitig würden andere Themen wie die ebenso wichtige Biodiversitätskrise auf der Strecke bleiben. „Wir verlieren in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit Arten, das ist im öffentlichen Diskurs aber nicht so vertreten. Wir haben leider multiple Krisen und ich glaube, wir müssen auch alle angehen.“

Zudem fordert Detzner angemessene Preise für alle Wirtschaftsaktivitäten. „Externalitäten, also die wahren Kosten unseres wirtschaftlichen Handelns, müssen eingepreist werden. Sie fallen sowieso und gesamtwirtschaftlich an, werden aber aktuell nur umverteilt. Das bietet keine Anreize für nachhaltiges Handeln“, sagt er.

Nächstes Projekt: Zukunftsweisen

Blickt Detzner auf die letzten zwei Jahre zurück, so ist er zufrieden mit dem Fortschritt von Planet A. „Ich habe das Gefühl, dass wir als Planet-A-Team jetzt super aufgestellt sind“, sagt er. „Das Bild ist kurz vor der Fertigstellung. Also die Version eins davon“.

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Nachdem es für ihn bei dem Fonds etwas weniger Arbeit gibt, steht sein nächstes Passion-Projekt bereits in den Startlöchern: Als Teil der Zukunftsweisen will er künftig auch mehr auf politische Prozesse und Entscheidungen einwirken. „Für mich ist diese Arbeit auf politischer Ebene bei den Zukunftsweisen eine neue zusätzliche Herausforderung, die mir wahnsinnig viel Spaß macht“, sagt er.

Gefragt danach, wie er es schaffe, sich immer wieder in neue Bereiche einzuarbeiten und autodidaktisch Projekte zu stemmen, antwortet Detzner bescheiden: „Ich bin in meinem Leben sehr gut damit gefahren, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die viel besser sind als ich“. Tatsächlich sind seine größten Stärken aber wohl, Chancen zu erkennen und Menschen mit seiner optimistischen Art von deren Realisierbarkeit zu überzeugen.

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