Snapchat startet Discover-Rubrik mit Bild, Spiegel Online, Sky Sport und Vice

Snap plant weitere deutsche Medienpartner ein
Die deutschen Medienpartner werden die Discover-Inhalte laut Snap inhouse erstellen. Die Publisher haben jeweils ein Team zusammengestellt, das sich um die Aufbereitung der Fotos und Videos für die App kümmert. Die vier Redaktionen werden jedoch unterschiedliche Publikationsrhythmen haben: Spiegel Online veröffentlicht Discover-Inhalte täglich um 19 Uhr, Bild um 18 Uhr, Sky Sport um 17 Uhr und Vice um 6 Uhr morgens. Laut Snap sollen in den kommenden Monaten weitere deutsche Medienpartner hinzukommen. Dem Deal zwischen Snap und den deutschen Publishern sollen teils zähe Verhandlungen vorangegangen sein.
Medienberichten zufolge war der Start von Discover hierzulande schon zu einem früheren Zeitpunkt geplant, hatte sich jedoch immer wieder verschoben. Der Grund: Die deutschen Publisher waren anscheinend unzufrieden mit dem Verhandlungsgeschick von Snap, beklagten unzureichende Informationen, etwa zu erwartbaren Reichweiten, und mangelnde Monetarisierungsmöglichkeiten.
Abgeschreckt haben dürfte die Medienpartner zudem, dass Snapchat Medienberichten zufolge darüber nachdenkt, die Werbeeinahmen aus den Discover-Inhalten nicht mehr mit den Publishern zu teilen. Statt die Werbeeinnahmen nach einem bestimmten Verteilungsschlüssel zu splitten, will Snap-CEO Evan Spiegel den Medien offenbar eine pauschale Vergütung anbieten. Snap will etwaige Verhandlungsschwierigkeiten mit deutschen Partnern auf Nachfrage von HORIZONT Online nicht bestätigen. Laut Nick Bell, VP Content bei Snap, sei keine Überzeugungsarbeit nötig gewesen.
Unter anderem Bundeswehr als Werbekunde
Die deutschen Publisher hätten jedoch Zeit gebraucht, das Produkt und die Monetarisierungsmöglichkeiten zu verstehen. Bell, der selbst mehrmals für Gespräche in Deutschland war, kündigt an, Spiegel Online, Bild, Sky Sport und Vice nicht pauschal zu vergüten, sondern über ein Revenue-Share-Modell. Monetarisiert werden die Discover-Inhalte über bildschirmfüllende und für den vertikalen Konsum produzierte Snap-Ads. Als Werbekunde ist unter anderem die Bundeswehr zum Start dabei.
Dass nun die deutschsprachige Discover-Rubrik an den Start geht, beweist vor allem, dass Snap in der hiesigen Medien- und Werbewelt nun endlich Fuß fassen möchte. Erst vor wenigen Tagen verkündete das Unternehmen aus Los Angeles, mit Marianne Bullwinkel ab Mai die erste DACH-Chefin zu installieren. Die 49-Jährige kommt ausgerechnet vom Erzrivalen Facebook, wo sie ebenfalls das DACH-Geschäft verantwortete. Bullwinkel ist gerade dabei, ein Team aus Account Executives und Account Managern zusammenzustellen, das hierzulande die Werbeindustrie von den Sponsored Lenses, Sponsored Geofilters und den anderen Werbeprodukten des Konzerns überzeugen soll.
Erste Vorkehrungen wurden offenbar bereits getroffen. Während der deutsche Markt früher von den USA und Großbritannien aus mitbetreut wurde, gibt es hierzulande inzwischen ein „kleines Sales-Team“. Gerüchten zufolge will Snap nun auch ein eigenes Büro eröffnen, wahrscheinlich in Hamburg.
„Mit Snapchat Discover testen wir eine weitere spannende Plattform, um mit unserer Marke verstärkt junge User zu erreichen, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind.“
Ein Blick auf die aktuellen Ergebnisse einer E-Marketer-Studie zeigt zudem, dass Discover-Inhalte durchaus in das Nutzungsschema der deutschen Snapchatter passen. Demnach gibt jeder Vierte deutsche Snapchatter an, die App täglich zu verwenden.
Snapchat übertrifft Twitter und Pinterest
Das ist eine Steigerung von 207 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit übertrifft Snapchat hierzulande sogar die tägliche Nutzung von Twitter und Pinterest. Beflügelt wird die Entwicklung vor allem von den 14- bis 29-Jährigen. Und an genau diese Zielgruppe wollen nun auch die deutschen Publisher heran. „Mit Snapchat Discover testen wir eine weitere spannende Plattform, um mit unserer Marke verstärkt junge User zu erreichen, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind“, erklärt Jakob Wais, verantwortlich für neue Plattformstrategien bei Bild. Der Springer-Titel war bereits als einer der ersten Medien mit einem eigenen Account auf Snapchat aktiv, Bild-Reporter Paul Ronzheimer machte zu Beginn des Jahres sogar mit einer auf englisch produzierten Live-Story aus der irakischen Stadt Mossul auf sich aufmerksam.
Spiegel Online erhofft sich aus dem Discover-Experiment, mehr über Mobile-Reporting zu lernen. Die Hamburger, die dafür extra ein Team aus jungen Journalisten, Video-Spezialisten und Motion Designern zusammengestellt haben, kündigen auf Snapchat nun neue mobile Formate an. „Das gibt uns die Möglichkeit, sehr viel über Storytelling auf andere visuelle Art und Weise zu lernen“, sagt Spon-Chefredakteurin Barbara Hans. Benjamin Ruth, Managing Director für Vice Germany, zeigt sich vor allem durch die positiven Erfahrungen der Medienmarke im französischen und britischen Discover-Bereich ermutigt.
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