Soft Skills über Lebenslauf: So entlockt der Indeed-CEO Bewerbern ihre wahre Persönlichkeit

Bewerbungsgespräch: KI-Revolution stärkt Bedeutung von Soft-Skills. (Symbolbild: Ground Picture/Shutterstock)
Statt auf Lebensläufe und Zertifikate schauen viele Firmenchefs bei Entscheidungen über die Besetzung von Stellen auf sogenannte Soft-Skills der Bewerber:innen – und haben oft kreative Ansätze, um diese zu erkennen. Der verstorbene Ex-Apple-Chef Steve Jobs etwa soll den Biertest einem konventionellen Bewerbungsgespräch vorgezogen haben.
Unkonventionellere Antworten von Bewerbern
Auch Chris Hyams, CEO der Jobbörse Indeed, interessiert sich weniger für den Lebenslauf von Bewerber:innen. Stattdessen stellt er ihnen zwei Fragen. Die Idee: Dadurch bekomme er unkonventionellere Antworten, die eher die Persönlichkeit der Befragten widerspiegelten, wie Hyams gegenüber CNBC erklärt.
Je öfter er das tue, so Hyams, desto weniger suche er nach spezifischem Wissen oder Erfahrung. „Das Wichtigste sind Neugier und Anpassungsfähigkeit, nicht unbedingt, was man gemacht hat“, sagt der Indeed-CEO.
Neugier und Anpassungsfähigkeit gefragt
Die eine Frage, mit der er mehr über die gesuchten Soft-Skills herausfinden will, lautet: „Worauf sind Sie wahnsinnig neugierig?“ Oder alternativ: „Was interessiert Sie besonders?“
Bei der anderen Frage geht es darum, dass die Bewerber:innen Hyams eine Geschichte erzählen, wie sie sich einmal einer Sache wirklich sicher waren – und dann herausfanden, dass sie völlig falschlagen.
Antworten müssen nicht aus der Arbeitswelt stammen
Dabei interessiert Hyams nicht, ob die Antworten mit der eigentlichen Arbeit zu tun haben. Auch eine Antwort, in der sich ein:e Bewerber:in über einen längeren Zeitraum über das Backen von Sauerteigbrot und die zahlreichen ausprobierten Rezepte auslässt, lasse auf Neugier schließen.
Ähnliches gelte auch für die Anpassungsfähigkeit, die mit der zweiten Frage abgeprüft werden soll. Mit Mitarbeiter:innen, die keine Fehler machen beziehungsweise nicht zugeben, dass sie Fehler machen, sei die Zusammenarbeit schwierig, findet Hyams.
KI-Revolution steigert Bedeutung von Soft-Skills
Auch andere bekannte Konzernlenker:innen wie der milliardenschwere Seriengründer Mark Cuban oder die Rent-The-Runway-Chefin Jennifer Hyman legen bei Mitarbeiter:innen großen Wert auf die Anpassungsfähigkeit. Dieser Soft-Skill wird angesichts der zunehmenden KI-Integration im Firmenumfeld als umso wichtiger eingeschätzt, wie es bei CNBC heißt.
Um gegenüber den Bewerber:innen nicht voreingenommen zu sein, verzichtet Indeed-CEO Hyams eigenen Angaben zufolge übrigens darauf, vor den Gesprächen den Lebenslauf zu lesen. Schließlich sei ihm bewusst, dass auch er Vorurteile (Biases) habe.
Fähigkeiten und Erfahrungen dennoch entscheidend
Allerdings gibt Hyams auch zu, dass die Jobkandidat:innen, die es zu einem Bewerbungsgespräch mit dem Chef geschafft haben, schon von anderen Indeed-Führungskräften hinsichtlich der Fähigkeiten und Erfahrungen geprüft worden seien.
Das Risiko, mit dem unkonventionellen Ansatz zu scheitern, ist also gering. Eingeschränkt sind aber auch die Möglichkeiten, die eine solche offene Bewerbungskultur theoretisch bieten könnten.