Oleg Kutkov aus Kiew hat schon seit Monaten eine Starlink-Ausrüstung herumliegen. Die hatte er seinerzeit bei Ebay für mehr als 2.000 US-Dollar ersteigert, wie er The Verge erzählt hat. Bislang waren allerdings seine Versuche, sich auf der SpaceX-Website für die Starlink-Nutzung zu registrieren, erfolglos geblieben. Ein Konto hatte er bereits, weil der Ebay-Verkäufer ihm seines übertragen hatte. Verwenden konnte er es nicht.
Ingenieur bestätigt: Ja, Starlink funktioniert
Das änderte sich vor wenigen Tagen, als der ukrainische Vizepremierminister Mykhailo Fedorov den SpaceX-Chef Elon Musk via Twitter darum gebeten hatte, Starlink für die Ukraine freizuschalten, um im Kampf gegen die russischen Invasoren zu helfen. Elon Musk hatte spontan zugesagt und erste Starlink-Einheiten auf den Weg gebracht.
Vielfach war die Musk-Aussage für Geschwätz gehalten worden. Kutkov indes erhielt kurze Zeit nach der Zusage eine E-Mail vom Starlink-Service, die ihm bestätigte, dass sein Account nun freigeschaltet sei. Am Montagabend hatte Oleg Kutkov seine Starlink-Schüssel dann vor sein Wohnungsfenster gehalten und in den Himmel gerichtet. Zu seiner Überraschung meldete seine Starlink-Einheit innerhalb von zehn Sekunden die erfolgreiche Verbindung mit dem Breitband-Satellitennetz von SpaceX. Kutkov zeigte sich erfreut:
„Ich habe ehrlich gesagt nicht geglaubt, dass es funktionieren würde. Ich dachte, es könnte Probleme mit Hindernissen geben, vielleicht Probleme mit meinem Dishy. Aber nein, es hat sich einfach verbunden. Ich hatte eine wirklich gute Geschwindigkeit, eine wirklich gute Verbindung.“
Kurze Zeit später twitterte Fedorov ein Bild von einer LKW-Ladung Starlink-Schüsseln, die in der Ukraine angekommen war. Auch Kutkov twitterte und sendete einige Tweets, die seine Download-Geschwindigkeiten zeigten. Mehr als 200 Mbps habe er im Download erreichen können.
„Ich dachte, ich könnte es testen und allen mitteilen: ‚Ja, das funktioniert in der Ukraine. Es ist also einsatzbereit‘“
Bereitstellung der Einheiten für die Bevölkerung ungeklärt
Nach dem Versenden seiner Tweets wollten viele Ukrainerinnen und Ukrainer von ihm wissen, wo sie eine Starlink-Schüssel bekommen könnten. Kutkov antwortete wahrheitsgemäß, dass er nicht wisse, wie die ukrainische Regierung die Schüsseln zu verteilen gedenke. Er könne sich vorstellen, dass eine solche Aufgabe im Moment ziemlich schwierig zu bewältigen sein könnte.
Möglicherweise wird die Ukraine die Internet-Einheiten der militärischen Nutzung vorbehalten. Das dürfte umso mehr gelten, als die russischen Invasionstruppen zunehmend Kommunikationseinrichtungen des Landes unter Beschuss nehmen. Ein Fernsehturm in Kiew war bereits getroffen worden.
Kutkov beunruhigt das zwar, er hat aber eine klare Haltung. Er habe sich mit seiner Familie bereits 2014 von der Krim vertreiben lassen. Noch einmal werde er nicht fliehen. Potenziellen Nutzenden der Starlink-Einheiten gibt er allerdings zu bedenken, dass die möglicherweise von Angreifern geortet werden könnten:
„Ich weiß nicht, ob das stimmt oder nicht, aber aus technischer Sicht ist es möglich. Ich werde also sehr, sehr vorsichtig sein.“