
Zwei Prototypen des Sternenschiffs hatte SpaceX bereits verloren. Beide scheiterten im Drucktest. Beim ersten Prototyp war während der Druckbetankung der obere Deckel des Tanks geplatzt. Beim zweiten Prototyp soll es an der Triebwerksbefestigung am unteren Teil des Tanks gelegen haben. Während eines Tests am heutigen Freitag kollabierte nun der dritte Prototyp.
Dritter Prototyp knickt ein
Beim dritten Prototyp soll der Tank den Test wohl zunächst überstanden haben, wurde dann aber beim Ablassen des flüssigen Stickstoffs zerstört. In einem von Nasaspaceflight.com veröffentlichten Video ist zu sehen, dass offenbar der unter dem Sauerstofftank liegende Methantank zuerst entleert wird. Dabei knickt er ein.
Raketenstufen sind mit sehr dünnwandigen Tanks ausgestattet. Der hohe Betankungsdruck hat daher auch konstruktive Bedeutung. Er soll helfen, den Tank stabil zu halten. Kommt es nun zu einem Druckverlust, kann die Wand der Stufe etwa von oben aufsitzende Lasten nicht mehr stützen und knickt ein. Die Reihenfolge des Ablassens der Komponenten aus dem dritten Prototyp könnte auf einen solchen Fehler hindeuten. Danach könnte das Gewicht des oberhalb des dann kollabierenden Tanks befindlichen Tanks durch den fehlenden Druck zu hoch geworden sein. Das Video legt den Schluss jedenfalls nahe:
Das ist allerdings keine gesicherte Erkenntnis. SpaceX-Chef Elon Musk hält ebenfalls einen Fehler in der Text-Konfiguration für denkbar, will aber die Datenauswertung abwarten.
Jedenfalls muss sich nun der Prototyp SN4 beweisen.
Bemannte Tests werden für 2020 immer unwahrscheinlicher
Damit gerät Elon Musks öffentlich kommunizierter Zeitplan weiter unter Druck. Musk hatte im Oktober 2019 angekündigt, dass das Sternenschiff nun kurzfristig sogenannte Hops absolvieren sollte. Dabei handelt es sich um Starts in eine Höhe von bis zu 20 Kilometern. Wären diese Tests erfolgreich gewesen, hätte das MK1 in die Erdumlaufbahn geschossen werden sollen.
Musk ging seinerzeit davon aus, dieses Ziel bereits in sechs Monaten erreichen zu können. Diese Frist ist im März 2020 abgelaufen. So wie die Situation sich darstellt, bleibt der Orbit für das Sternenschiff zunächst unerreichbar.
Dennoch werden die Misserfolge Musk wohl nicht sonderlich überraschen. Immerhin hatte er schon im vergangenen Dezember geäußert, dass es vermutlich bis zu 20 Prototypen benötigen würde, die Version 1.0 des Starship fertigzustellen.
Das ist das Starship
Das Starship ist als zweite Stufe der neuen SpaceX-Rakete Super Heavy konzipiert. Wie sein Trägersystem soll das Sternenschiff wiederverwendbar sein, sodass es theoretisch bis zu 1.000 Starts im Jahr absolvieren könnte.
Das Sternenschiff misst 50 Meter in der Höhe und neun Meter im Durchmesser. Die Außenhülle besteht aus einer Stahllegierung mit Chrome, Nickel und Mangan. Das Raumschiff soll zunächst 150 Tonnen Fracht ins All befördern und 50 Tonnen Fracht zurück zur Erde bringen können. Das wäre indes nur ein Zwischenschritt.
Das eigentliche Ziel bei der Entwicklung des Starship ist der Transport von Menschen zu anderen Planeten. Bis zu 100 Personen soll das Sternenschiff aufnehmen können. Letztlich will Musk Sternenschiffe nutzen, um eine „selbsterhaltende Stadt auf dem Mars“ zu gründen. Ebenso könnten die Sternenschiffe zu anderen Planeten reisen.
Passend dazu: SpaceX will schon Ende 2021 die ersten Touristen ins All schießen