Spotify, Youtube, Amazon – wer gewinnt den Musikstreaming-Krieg?

Letzte Woche wurde bekannt, dass Youtube mit seinen Premiummodellen die Marke von 80 Millionen Nutzer:innen überschritten hat. Auch Amazon drängt zunehmend aggressiv in den Musikstreaming-Markt. Wird die Luft bald dünn für Marktführer Spotify? Liebe Leserin, lieber Leser, am 9. November hat Lyor Cohen, Youtubes Global Head of Music, bekannt gegeben, dass Youtube im September 2022 die Marke von 80 Millionen Abonennt:innen mit seinem Premiumangebot überschritten hat – Probeabos inklusive. Vor einem Jahr waren es noch 50 Millionen. Laut Cohen ist es Youtubes Ziel, an die Spitze der Musikstreaming-Plattformen zu gelangen. Doch trotz des stattlichen Wachstums liegt Youtube mit seinen Abonnent:innen nach wie vor weit hinter Spotify. Spotify dominiert den Streamingmarkt Derzeit soll Spotify CNN zufolge mit 350 Millionen Nutzer:innen und mehr als 150 Millionen Abonnent:innen die beliebteste Streamingplattform der Welt sein. Laut dem Medienmarktforschungsunternehmen Midia waren neben Spotify mit einem Marktanteil von 31 Prozent und Youtube Music (8 Prozent Marktanteil) Apple Music (15 Prozent Marktanteil), Amazon Music und Tencent Music (jeweils 13 Prozent Marktanteil) Ende 2021 die größten Player im weltweiten Musikstreamingmarkt. [caption id="attachment_1512873" align="aligncenter" width="620"] Der weltweite Musikstreamingmarkt nach Marktanteilen im zweiten Quartal 2021. (Quelle: Midia Research)[/caption] Im zweiten Quartal 2021 sollen weltweit rund 524 Millionen Menschen einen Musikstreamingdienst abonniert haben. Dies entspricht einem Anstieg von rund 110 Millionen (26,4 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Die Konkurrenz schläft nicht „Es ist noch ein weiter Weg, aber wenn ‚die Musikindustrie‘ (wer immer das auch sein mag) eine Präferenz zu Googles Plattform hat, könnte es da schon einige Dinge geben, die das Wachstum beschleunigen“, schreibt Cohen. Für Youtube spricht zumindest die große Gemeinde an Content-Creators. Auch Amazon versucht, mit großen Schritten den Rückstand zu Spotify und Apple Music aufzuholen. Anfang November wurde bekannt, dass Amazon-Prime-Kund:innen künftig den kompletten Musikkatalog von rund 100 Millionen Songs ohne Werbeunterbrechung hören können. Vorher stand Prime-Abonnent:innen lediglich ein Pool von zwei Millionen Songs zur Verfügung. Zum Vergleich: Marktführer Spotify bietet in seiner mit Werbung finanzierten Gratisversion Zugriff auf rund 80 Millionen Songs und Podcasts. Wechselfreude ist gering Ob es Amazon, Apple, Google oder Unternehmen X eines Tages gelingen wird, Spotify vom Thron zu stoßen, wird sich zeigen. Einfach wird das wohl nicht. Denn durch Funktionen wie die Möglichkeit, persönliche Playlists anzulegen, wird die Loyalität der Nutzer:innen erhöht und das Wechseln erschwert. Zudem gibt es bislang auch keine drastischen Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Abomodellen. „Üblich sind Einzelabonnements zum typischen Preis von 9,99 Euro pro Monat, darüber hinaus existieren Mehrnutzer- und Familienabos, kostenfreie werbefinanzierte Angebote und Bundle-Tarife“, schreibt die Gema in ihrem Report aus dem Januar 2022. [crosslinks ids="1511424,1511231,1498003"] Sowohl Spotify als auch Youtube Music kosten 9,99 Euro im Monat nach einem kostenlosen Probemonat. Youtube Premium kostet 11,99 Euro im Monat und umfasst Youtube Music sowie die Möglichkeit, Videos ohne Werbung anzuschauen. Apple Music liegt bei 4,99 Euro bis 10,99 Euro im Monat. Amazon Prime kostet 8,99 Euro im Monat. Freemium als „real deal“ Den Mix aus einem werbefinanzierten Gratismodell und einem Premium-Account – auch als Freemium-Modell bekannt –, den beispielsweise Spotify und Youtube verfolgen, bezeichnet Cohen von Youtube als „the real deal“. Am Beispiel von Spotify sieht man aber auch, dass der wirkliche „real deal“ bei den Aboumsätzen liegt. [caption id="attachment_1512868" align="aligncenter" width="620"] Spotify-Erlöse weltweit in Millionen Euro 2013–2021. (Quelle: Gema/Goldmedia 2022, Spotify Jahresberichte. *CAGR= durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (compound annual growth rate) des Gesamtumsatzes)[/caption] Erlöse aus Premiumabonnements machen bei Spotify seit 2013 jährlich rund 90 Prozent der Gesamterträge aus. Musikschaffende nach wie vor unterbezahlt Trotz steigender Nutzungszahlen und der großen wirtschaftlichen Bedeutung der Streamingdienstleister:innen partizipieren die meisten Musikschaffenden laut Gema nach wie vor kaum am Erfolg des Musikstreamings. Von den Nettoumsätzen im Musikstreaming verbleiben bei einem Standard-Einzelabonnement aktuell rund 30 Prozent bei den Streamingdiensten. Lediglich 22 Prozent gehen an die Musikschaffenden, also die Musiker:innen und Urheber:innen. Labels bekommen 42 Prozent. [caption id="attachment_1512875" align="aligncenter" width="620"] Musikschaffende sind nach wie vor unterbezahlt. (Quelle: Gema/Goldmedia 2022. Basis: monatliche Erlöse für ein Standard-Musikstreamingabonnement (Einzelaccount) in Deutschland 2022; Analyse auf Basis von Expert:inneneinschätzungen; Rundungsdifferenzen möglich)[/caption] 89 Prozent der im Rahmen der Gema-Studie befragten Musikschaffenden bewerten die Vergütungen aus dem Musikstreaming dementsprechend insgesamt als nicht angemessen. Weitere Kritik gibt es für die Musikempfehlungen auf Algorithmenbasis, die einen erheblichen Einfluss auf die Reichweite und den kommerziellen Erfolg von Musik im Streamingmarkt haben. Die zugrunde liegenden Kriterien für die Auswahl werden von den Musikschaffenden als zu intransparent bewertet.