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Spotify in der Zwickmühle: Warum der Streamingdienst hier nicht gewinnen kann

Ein Corona-Podcast, einige prominente Künstler:innen, die protestierend ihren Rückzug von der Plattform ankündigen, und Nutzer:innen, die erklären, dass sie ihr Abo kündigen wollen – für Spotify ist das eine Situation, in der sie kaum etwas gewinnen können.

3 Min. Lesezeit
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Vom Podcastboom zu profitieren ist für Werbetreibende bei Spotify jetzt ein Stück einfacher. (Foto: Masterpiece/Shutterstock)

Der Fall um den Podcast des umstrittenen Comedians und Moderators Joe Rogan hat in den letzten Tagen viel Staub aufgewirbelt – und ist zugleich ein Streit, den keiner ernsthaft gewinnen kann. Der umstrittene Podcaster erklärt in einem Video, er habe bestimmte Wissenschaftler:innen vor allem deshalb zu Wort kommen lassen, weil sie „von der gängigen Meinung abweichen“. Doch der Moderator soll in der Vergangenheit auch selbst Fehlinformationen verbreitet und etwa für eine Behandlung mit dem Entwurmungsmittel Ivermectin geworben haben.

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Entsprechend aufgebracht und laut sind Künstler:innen wie Neil Young und (die befreundete) Joni Mitchell – sie kündigten an, ihren Musikkatalog nicht mehr dort hosten zu wollen. Weder das Gesamtwerk von Neil Young noch das von Joni Mitchell dürfte für Spotify-Hörer:innen ausschlaggebend sein, doch es geht hier auch ums Prinzip. Gerade Neil Young kämpfte noch vor acht Jahren gegen das MP3-Format und um den bestmöglichen Klang für seine Musik auf speziellen Playern – und galt damals als Kritiker von Streamingdiensten. Das ist längst vergessen, er hat offenbar seinen Frieden mit Streaming an sich gemacht – nicht aber mit dem Umfeld, in dem all das stattfindet.

Young und Mitchell handeln aus persönlicher Überzeugung

Für Spotify ist die Geschichte eine Zwickmühle, bei der das Unternehmen im Dreieck zwischen Meinungsfreiheit der Podcaster:innen, Druck der Künstler:innen und Publikumsinteressen gefangen ist und eigentlich nicht mehr gewinnen kann. Denn einerseits haben Neil Young und Joni Mitchell schon gewichtige Argumente (beide erkrankten in den 50er-Jahren an Polio und haben schon deshalb zu Impfungen eine sehr klare Meinung), andererseits hat sich Spotify aber strategisch dazu entschieden, neben reinem Musik-Streaming auch auf exklusive Podcasts zu setzen.

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Zu den exklusiven Partnern gehört nun einmal auch der prominente Joe Rogan. Diesen jetzt dem Wunsch der Musiker gemäß vor die Tür zu setzen, wäre wohl nicht nur ein reichlich teures Unterfangen, sondern auch eines, das wiederum andere Kritiker:innen auf den Plan rufen würde, auch und gerade in den USA. Rogan sorgt immer wieder für Kontroversen, sein Podcast ist aber mit im Schnitt elf Millionen Abrufen nicht erst jetzt der meistgehörte bei Spotify.

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Fauler Kompromiss: Ein Hinweis auf Corona-Inhalte

Dessen Podcast soll jetzt mit Hinweisen auf eine faktenbasierte Informationssammlung verknüpft werden – ein mäßig überzeugender Schritt des Unternehmens. Gleichzeitig hat Spotify im Prinzip bereits mit bestehenden Inhalterichtlinien in der Vergangenheit die inhaltlichen Regeln geschaffen, die festlegen, was in einem Podcast passieren darf und was inhaltlich nicht erlaubt ist. Man habe seit Beginn der Pandemie mehr als 20.000 Podcast-Episoden mit Bezug auf Corona aus dem Angebot gelöscht, heißt es. Warum also nicht auch besagten Rogan-Podcast, der schon seit Ende Dezember im Netz steht, sowie einige weitere in der Vergangenheit, in denen sich Rogan bereits in zumindest fragwürdiger Weise zu den Risiken von Corona geäußert hatte? Diese Fragen muss sich das Unternehmen jetzt gefallen lassen, zumal Rogan einerseits zwar seiner Follower:innen in den USA hat, es andererseits aber auch in der Vergangenheit vehemente Kritik an dem Format gab.

Klar ist aber auch, dass gerade die exklusiven Partner:innen – politischer oder nicht-politischer Podcasts – sich inhaltlich umso weniger reinreden lassen wollen, je prominenter sie sind. Für viele Nutzer:innen, gerade in den USA, ist der Fall ein Politikum geworden. Unterbindet Spotify die Podcasts, wird man das dem Unternehmen ebenso anlasten wie das Belassen solcher Folgen.

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Schließlich sind da noch die Nutzer:innen. Denen sollten – so war es der Plan, als Spotify im Jahr 2019 die Podcast-Strategie ausrief – die exklusiven Podcasts so viel wert sein, dass sie sich angesichts der ansonsten immer ähnlicher werdenden Portfolios der Streamingdienste für Spotify entscheiden. Michelle Obama, Kim Kardashian-West oder Prinz Harry können dem Werbegeschäft dienen und die Zahl der Nutzenden erhöhen. Doch die Rechnung, mit Podcasts etwas unabhängiger von Künstler:innen und Musiklabels zu werden, ist gerade hier nicht aufgegangen.

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Dein t3n-Team

Ingo

Ich war immer seit langem ein treuer t3n leser.

Aber ich muss zugeben, dass mir dieses Gendern mittlerweile so gegen den Strich geht, dass ich diese Seite aus meinen Lesezeichen nun lösche.

Ich kann nicht verstehen, wie eine politische Minderheit mit aller Macht eine Minderheiten-Meinung durchsetzen will entgegen dem Wunsch der großen Mehrheit. Und das unter großem Gelächter der restlichen Welt.

Ich möchte mich dem nicht mehr aussetzen und verabschiede mich hier.

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