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Spotify veröffentlicht Regelkatalog nach Neil-Young-Boykott

Nach dem Abgang von Neil Young, Joni Mitchell und Nils Lofgren reagiert Spotify und veröffentlicht Regeln für Inhalte. Zudem sollen Corona-Episoden spezielle Hinweise erhalten. Impfskeptiker Joe Rogan verteidigte derweil seine Folgen.

Von Raimund Schesswendter
3 Min.
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Spotify will nicht zensieren und hat nun sehr kleinteilige Regeln für Covid-19-Fake-News aufgestellt.
(Foto: masterpiece / Shutterstock)

Nach der Flucht von Neil Young und anderen Künstlern aufgrund von Fehlinformationen über die Corona-Impfung durch den Podcast von Joe Rogan hat sich nun Spotify zu Wort gemeldet. Dem Boykott war ein offener Brief von 270 Gesundheitsexperten und Ärzten vorangegangen, die den Betreiber der Streamingplattform aus demselben Grund aufforderten, Regeln für Fehlinformationen aufzustellen. Solche Regeln würden existieren, gab die Plattform jetzt bekannt und machte die zuvor nur intern bekannten Grundsätze öffentlich. Zusätzlich will Spotify Hinweise zu umstrittenem Content einblenden. Ebenfalls ans Licht kamen interne Prüfergebnisse, die betreffende Folgen so einordneten, dass „die Schwelle zur Entfernung nicht erreicht“ sei.

Hinweise leiten zu spezieller Corona-Aufklärungsseite weiter

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Podcasts, die sich mit der Covid-Pandemie auseinandersetzen, sollen nun Hinweise erhalten, die auf den „Covid-19-Hub“ der Plattform führen. Der Chef und Mitgründer des Streamingdienstes, Daniel Ek, gab bekannt, dass das Unternehmen darüber mehr für die „Ausgewogenheit und den Zugang zu wissenschaftlichen und medizinischen Informationen“ im Zusammenhang mit der Pandemie tun wolle. Im besagten „Hub“ plant Spotify, glaubwürdige und datengestützten Fakten aus vertrauenswürdigen Quellen zu sammeln. Man wolle den Urhebern helfen, ihre „Verantwortung für die von ihnen eingestellten Inhalte zu verstehen“, kündigte Ek in der Pressemitteilung an. Beobachter halten die Vorgehensweise, jemanden nach dem Konsum von fragwürdigen Inhalten auf andere, vertrauenswürdige Podcasts umzuleiten, für umständlich und wenig erfolgsversprechend.

Spotify übt sich in Transparenz

In dem nun veröffentlichen Regelwerk verbietet Spotify Inhalte, die behaupten, dass „Aids, Covid-19 oder andere ernsthafte lebensbedrohende Krankheiten ein Scherz oder nicht real sind“. Die Plattform untersagt zudem Aussagen, die Menschen dazu ermutigen, sich absichtlich mit Covid-19 zu infizieren, um eine Immunität aufzubauen. Dasselbe gilt für Inhalte, die suggerieren, dass Impfstoffe darauf ausgelegt sind, den Tod zu verursachen. The Verge hat durch die Sicht auf das vorher interne Regelwerk bemerkt, dass eine Zeile fehlt. Darin hieß es, dass die Suggestion, das Tragen einer Maske führe zu einem unmittelbaren, lebensbedrohlichen Schaden, ebenfalls sanktioniert werde. Ek betonte, man wolle nicht die Rolle eines Inhaltszensors einnehmen, aber gleichzeitig die Sicherheit der Nutzer gewährleisten. Spotify behält sich vor, Inhalte, die gegen die Regeln verstoßen, zu löschen. Wiederholungstätern droht die Kontosperrung. Kritisierte Folgen, die etwa junge Menschen vom Impfen gegen Corona abrieten, waren zuvor von der internen Prüfung durchgewunken worden.

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Spotify: Wertverlust von 2 Milliarden Dollar

Die Ankündigungen kommen, nachdem einige namhafte Künstler sich aus Protest von der Plattform zurückgezogen haben. Im Nachgang haben unzählige Nutzer in den sozialen Medien verkündet, ihre Abonnements aus Solidarität zu kündigen. An der Börse verlor Spotify nach der Boykott-Ankündigung rund zwei Milliarden Dollar an Wert, berichtet Variety. Die Aktie sei in den drei Tagen um sechs Prozent gefallen, während die Börse Nasdaq nur um 1,7 Prozent nachgab.

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Joe Rogan: „Ich wollte ihre Meinung hören“

Moderator Joe Rogan, um dessen Episoden im Podcast „The Joe Rogans Experience“ es bei dem Protest ging, verlegte sich derweil auf die Rolle des neutralen Journalisten. Der bekannte Impfskeptiker Dr. Robert Malone, der mehrfach bei Rogan auftrat, sei „hoch qualifiziert, sehr intelligent und sehr fähig“ und habe eine Meinung, die sich vom Mainstream-Narrativ unterscheide. Er habe diese Meinung hören wollen, sagte Rogan in einem Insta-Video. Rogan argumentiert, dass einige Aussagen, etwa dass sich Geimpfte mit Covid-19 anstecken und die Krankheit weiterverbreiten können, früher zu Ausschlüssen geführt hätten, aber heute zum Mainstream-Diskurs gehörten. „Ich bin nur ein Mensch, der sich hinsetzt und sich mit ihnen unterhält“, verteidigte sich Rogan. Er sagte: „Ich bin daran interessiert, die Wahrheit herauszufinden, und ich bin daran interessiert, interessante Gespräche mit Menschen zu führen, die eine andere Meinung haben.“

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Kommentare (4)

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Ali B.

Öffentlich akzeptierte Erpressung durch Künstler, die mit Inhalten auf der Plattform nicht einverstanden sind. Was eigentlich ein persönliches Problem sein sollte wird hier medienwirksam aufgespielt als eine Art heldenhafte Leistung für das Gute.
Es wird in keinem Artikel erwähnt welche Inhalte es eigentlich waren, die den Anstoß gegeben haben. Sind sie überhaupt wirklich so anstößig? Ist egal, wichtig ist die Aktion dagegen. Wogegen scheint nicht so wichtig zu sein.
Und falls die Inhalte wirklich so anstößig sind (wer zieht hier die Grenze?) sind, so leben die meisten von uns doch in Ländern, die sich normalerweise für Meinungsfreiheit ausgesprochen haben. Auch über Corona gibt es mehr als eine legitime Meinung. Das bei dem Thema bei unterschiedlichen Sichtweisen so ein Drama veranstaltet wird und damit auch noch so öffentlichwirksam Beifall zu bekommen ist, empfinde ich einfach nur als beschämend!

Mir gefällt ganz sicher auch nicht jeder Inhalt auf Spotify. Na und? Dann höre ich ihn mir halt einfach nicht an. Gar nicht so schwer. Aber andere für die Inhalte aufgrund der persönlichen Präferenz zu erpressen spricht einfach gegen die Personen, die genau das tun. Diese werde ich persönlich in Zukunft meiden auch wenn mir die Inhalte vielleicht sogar gefallen würden. Das ist mein persönliches Fazit von dem Theater.

Raimund Schesswendter

Die Inhalte, um die es ging, werden in dem Eingangsartikel sehr wohl aufgezählt.

„Der namensgebende Moderator verbreitet dort unter anderem die Behauptung, führende Politiker „hypnotisierten“ die Öffentlichkeit, um Impfstoffe zu fördern, und bezeichnet Impfpässe als „Schritt in Richtung Diktatur“.“
Sowie: „Zusätzlich hatte Rogan verbreitet, er nehme nach seiner eigenen Coronainfektion das Entwurmungsmittel Ivermectin.“

und

„zum Beispiel, dass Krankenhäuser einen finanziellen Anreiz besäßen, Todesfälle als durch Covid-19 verursacht zu diagnostizieren.“

Außerdem wird erwähnt, dass Rogan jungen Menschen von einer Impfung abrät.

dennis

Selten so einen Unsinn gelesen. Du sprichst von „Meinungsfreiheit“, aber der Künstler darf keine Meinung haben und sofort sprichst Du von Erpressung. Offensichtlich ist „Meinungsfreiheit“ nur dann gegeben, wenn diese mit deiner Meinung übereinstimmt.

Sorry, aber das ist genau der Jargon, den man von Impfgegner, Leerdenker und sonstigen Leuten aus dieser Ecke her kennt.

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