Sprachen lernen mit KI-Tutor: Wie die App Univerbal abschneidet
Mit der rasanten Verbreitung von KI finden sich auch in den App-Stores zahlreiche KI-Apps – mit unterschiedlicher Qualität. Apps wie Duolingo brachten mir bislang trotz Gamification keine nennenswerten Fortschritte. Umso gespannter war ich, eine KI-Sprachlernapp mit akademischem Hintergrund auszuprobieren: „Univerbal“, ein Spin-off der ETH Zürich.
In der App wähle ich aus dem umfangreichen Sprachangebot Japanisch aus, in welchem ich weder blutige Anfängerin noch Expertin bin. Mit einem KI-generierten Bild stellt sich meine KI-Lehrerin „Rina“ vor und leitet zum ersten Rollenspiel über, das als Einstufungstest dient: Eine Frau mit dem Namen „Miho“ fragt mich mit KI-Stimme, was ich heute im Park mache. Statt zu schreiben, antworte ich mit der integrierten Diktierfunktion. Mithilfe des „Tutor“-Buttons kann ich Rina um Hilfe bitten. Ich soll drei Aufgaben erfüllen: nach Mihos Alter, ihrer Jahreszeit-Präferenz und ihrem Lieblingsjob fragen.
Ohne Druck lernen
Während ich versuche, die Aufgaben abzuhaken, erhalten meine Antworten Häkchen und gegebenenfalls Feedback, das ich aktiv aufklappen muss. Meine Fehler nicht direkt präsentiert zu bekommen, nimmt mir viel Druck und ich kann mich vollkommen auf das Gespräch konzentrieren.
Bis Rina das Gespräch unterbricht: Meine Japanisch-Skills wären analysiert. Für die Resultate muss ich ein Konto erstellen und werde dann als „advanced learner“ eingestuft, die dritte von sechs Stufen.
Ich erhalte ein sieben-tägiges Probeabo, für das ich ein Folgeabo abschließen muss. Bei jährlicher Zahlung kostet ein Monat 9,99 €. Ich wähle das 1-Monats-Abo für 19,99 € aus und stelle mir eine Kündigungserinnerung ein.
Die Übungen langweilen mich etwas
Ich starte die erste Lektion und beginne mit Übungen. Rina erklärt den Kontext der Konversation und erwähnt einige hilfreiche Phrasen. Ich übersetze Sätze, konstruiere sie mit Bausteinen oder fülle Lückentexte aus. Ich bin etwas gelangweilt und entscheide mich, nächstes Mal die Übungen zu überspringen, um direkt mit der Konversation zu starten. Der Ablauf des neuen Rollenspiels gleicht dem Einstufungstest, nur dass ich dieses Mal in der Bibliothek bin und andere Aufgaben erledigen muss. Ohne Hemmungen spreche ich mein eingerostetes Japanisch in das Smartphone und bin ein wenig traurig, als Rina mich aus dem Gespräch abholt, weil ich alles erledigt habe.
Womit die App Probleme hat
Mich irritieren eigentlich nur Kleinigkeiten: Falsche Satzzeichen im Japanischen und stellenweise fehlerhafte Übersetzungen, wenn ich auf einzelne Wörter tippe. Letzteres mag daran liegen, dass Japanisch keine Leerzeichen zur Trennung von Wörtern hat, was der App Probleme bereitet. Die Übersetzung des gesamten Satzes scheint wiederum zu klappen. Auch gibt Rina teils unlogische Antworten auf meine Fragen: Sie erklärt mir die Nutzung eines Hilfsverbs und gibt ein Beispiel, in dem es gar nicht vorkommt. Dennoch ist die Tutor-Funktion sehr hilfreich und ich nutze sie öfter, als mir lieb ist.
Das Konzept, eine Sprache in verschiedenen Situationen ohne Angst üben zu können, ist viel wert – mir allerdings keine fast 20 Euro im Monat. Doch die App entwickelt sich weiter und vermutlich wird es nicht lange dauern, bis ich es mir anders überlege.