Startup-Neugründungen: Erstmals liegt München vor Berlin
Der Startup-Verband hat zusammen mit Startupdetector seinen neuen Report „Next Generation – Startup-Neugründungen in Deutschland“ über den Status des deutschen Gründungsgeschehens veröffentlicht. Diesmal sehen die Ergebnisse des halbjährlich erscheinenden Reports ernüchternd aus.
Um insgesamt 18 Prozent ist die Gründungsaktivität im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Im zweiten Halbjahr 2022 ist der Rückgang der Neugründungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 33 Prozent besonders stark.
Der Dezember 2022 hat mit 175 Neugründungen als zweitschwächster Monat seit der Datenerfassung im Jahr 2019 abgeschlossen.
Laut dem Report ist der Gründungsrückgang besonders im E-Commerce-Bereich deutlich (minus 39 Prozent gegenüber 2021). Aber auch der gründungsstärkste Sektor Software (minus 26 Prozent gegenüber 2021) sowie der in den letzten Jahren boomende Fintech-Bereich (minus 28 Prozent gegenüber 2021) gehören zu den Verlierern.
Lediglich der vom Web3 profitierende Blockchain- und Kryptosektor (plus 65 Prozent gegenüber 2021) und der Bereich Umwelttechnologien (plus 14 Prozent gegenüber 2021) konnten 2022 ein Gründungsplus verzeichnen.
„Es ist nicht verwunderlich, dass in Zeiten der Energiekrise auch bei Startups Umwelttechnologien boomen. Mit ihren innovativen Ideen sind Startups ein Baustein für eine klimaneutrale Zukunft. Junge Impact Unternehmen entwickeln zum Beispiel innovative Lösungen für grünen Wasserstoff, für Batterierecycling oder treiben wie Enpal und 1Komma5 die Energiewende durch den Ausbau von Solaranlagen voran“, sagt Niclas Vogt, Pressesprecher des Startup-Verbands.
„Startup-Ökosystem ist nicht immun“
Grund für den allgemeinen Negativtrend im Gründungsgeschehen sei die schwierige konjunkturelle Lage, gegen die laut Magdalena Oehl, stellvertretende Vorsitzende des Startup-Verbands, „auch das Startup-Ökosystem nicht immun“ sei.
In einem Pressestatement sagt sie: „Der Rückgang bei Neugründungen kann für die ohnehin schon lahmende Innovationskraft Deutschlands zum Problem werden. Umso wichtiger ist es, politisch zu handeln: Dazu gehören die angekündigten besseren Regelungen zur Mitarbeiterbeteiligung und einfachere Zuwanderung für internationale Techtalente – also keine Sprachtests und mehr digitale Visa.“
Die hohe Gründungsdynamik rund um einige Hochschulen zeige dabei, wie wichtig die Erleichterung von Ausgründungen aus der Wissenschaft und professionelle Gründungszentren an den Hochschulen seien. „Wenn wir jetzt die richtigen Impulse setzen, bin ich mir sicher, dass wir zukünftig wieder deutlich mehr innovative Gründungen sehen werden“, so Oehl.
München vor Berlin
Dass das funktioniert, zeigt das Beispiel München. Die bayerische Hauptstadt hat mit 14,5 Startup-Neugründungen pro 100.000 Einwohner:innen erstmals Berlin als Gründungsstadt überholt. Dort liegt die Zahl der Neugründungen pro 100.000 Einwohner:innen bei 13,6.
„Dass München Berlin bei den Startup-Neugründungen ablöst, ist bemerkenswert. Unterm Strich hat Berlin aber immer noch die Nase vorn, dort fließt mehr Geld, es werden größere Deals abgeschlossen und mit 21 Unicorns sitzen in Berlin im Vergleich zu München (6) auch deutlich mehr Startups mit Milliardenbewertungen“, sagt Vogt.
Laut Startup-Verband profitiert München von seinem universitätsnahen Ökosystem – ein Modell, das auch an Standorten wie Aachen, Heidelberg oder Karlsruhe seine gründungsbelebende Wirkung zeigt. Vogt nennt die Münchner Unternehmer-TUM eine „best practice in Sachen Entrepreneurship und Gründungsförderung“.