Keine Vorlesungen, keine Klausuren! In Deutschland gibt es jetzt ein Startup-Studium
Normalerweise sind die Lebensläufe von Startup-Gründern klar vorgezeichnet: Erst einmal Abitur, anschließend ein mehrjähriges Studium in BWL oder Maschinenbau, und wenn nach ein paar unterbezahlten Praktika noch genug Knete und Hirnschmalz übrig ist, dann gründet man vielleicht ein eigenes Unternehmen.
Hochschule Bremerhaven bildet Gründer aus
Das muss doch besser gehen – dachte sich auch die Hochschule Bremerhaven. Dort startet ab kommendem Herbst der deutschlandweit erste Startup-Studiengang. „Gründung, Innovation, Führung“, kurz GIF, heißt das Angebot und soll Studierende in sechs Semestern zum Vollzeit-Unternehmer ausbilden.
Eine Orientierungsphase für Erstis gibt es nicht. Zum Auftakt des Studiums wird in Teams direkt eine eigene Firma gegründet. Das dafür notwendige Startkapital müssen sich die Studierenden in einer ersten Härteprüfung selbst ranschaffen: „Genau darum geht es ja: einfach mal loszulaufen, die eigenen Hemmungen zu überwinden, Laufen lernen und auf Leute zuzugehen“, sagte Professor Michael Vogel dem Online-Portal der bremischen Fernsehsendung Buten und Binnen. Vogel hat den Studiengang gegründet und sich von Finnland inspirieren lassen, wo das Modell bereits etabliert ist.
„Entrepreneure schreiben keine Klausuren“
Auch sonst hat das Angebot der Hochschule Bremerhaven nur wenig mit den Gewohnheiten eines normalen Studiengangs zu tun. So stehen weder Vorlesungen noch Klausuren auf dem Lehrplan von Professor Vogel. „Entrepreneure schreiben keine Klausuren“, begründet er das ungewöhnliche Angebot.
Stattdessen sollen Studierende ihr Wissen immer dann erwerben, wenn sie es zur Weiterentwicklung ihrer Geschäftsidee benötigen. Dazu bietet die Hochschule Module von Produktentwicklung bis Marketing sowie von Teamleitung bis Finanzplanung an. Als Prüfungsnachweis müssen lediglich Reflexionspapiere vorgelegt werden. Darin setzen sich die Gründer-Studenten kritisch mit ihrer Firmengründung auseinander.
Obwohl das Startup-Studium mit allen gängigen Hochschulregeln bricht, winkt nach sechs Semestern doch ein normaler Bachelor-of-Arts-Abschluss. Einen anschließenden Masterstudiengang soll es nach Angaben von Professor Vogel vorerst nicht geben. „Wer Unternehmer ist, will dann auch raus mit seiner Firma“, sagt er.
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