Risikokapital 2022: Diese deutschen Startups haben das meiste Geld gesammelt
Auch wenn drei Milliarden Dollar nicht nach einer kleinen Summe klingt – im internationalen Vergleich hinkt Deutschland hinterher. Vor allem richtig große Finanzierungsrunden hat es im ersten Quartal 2022 hierzulande nicht gegeben. Derweil konnte der türkische Lebensmittelhandel Getir 768 Millionen Dollar und das britische Zahlungsunternehmen Checkout eine ganze Milliarde Dollar einnehmen. In Deutschland hingegen gab es keine Finanzierungsrunde oberhalb einer Viertelmillion.
Mancher Experte führt das darauf zurück, dass die Finanzierungstätigkeit im zweiten Halbjahr 2021 so hoch war, dass die Nutznießer dieser Runden jetzt mit dem Ausgeben der Mittel beschäftigt seien. Zudem sei es in Deutschland traditionell schwierig, Seed-Kapital zu akquirieren, weil das vornehmlich von heimischen Investoren bereitgestellt würde. Erst in späteren Serien zeigten internationale Investoren mit voluminöseren Geldbörsen Interesse.
Folgend schauen wir auf die Top-Liste der höchsten Finanzierungsrunden bei deutschen Startups – auf der Basis von Dealroom-Daten:
Forto aus Berlin
Forto ist eine digitale Spedition und das Startup mit dem höchsten Mittelzufluss im ersten Quartal 2022. Eine Serie-D-Finanzierung brachte dem Unternehmen im März 250 Millionen Dollar ein. Damit wurde eine Bewertung von 2,1 Milliarden Dollar erreicht.
Forto profitiert vom Wachstum des Logistikmarkts und erfreut Investoren mit dem Bemühen, Logistik nachhaltiger zu gestalten. So können Fortos Kunden die Emissionen ihrer Sendungen analysieren und auf Wunsch auch gleich kompensieren.
Hy2gen aus Holzgerlingen
Das 2017 gegründete Unternehmen Hy2gen finanziert, baut und betreibt Anlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff und wasserstoffbasierten Kraftstoffen. Die im Februar eingesammelten 200 Millionen Dollar stellen den bisher größten Betrag an privatem Kapital dar, der bis dato für ein Unternehmen für grünen Wasserstoff aufgebracht wurde.
Gerade im Zuge der Ukrainekrise interessieren sich mehr und mehr Investoren für grünen Wasserstoff aus solar- oder windbetriebener Elektrolyse, weil händeringend Alternativen zu russischem Gas und daraus entstehenden Produkten wie grauem Wasserstoff gesucht werden.
Volocopter aus Bruchsal
Dem Flugtaxi-Unternehmen Volocopter gelingt es weiterhin, mit verhältnismäßiger Leichtigkeit, frische Mittel zu akquirieren. So sammelte das Unternehmen im März in einer Serie-E-Runde 170 Millionen Dollar ein, was seine Bewertung auf 1,7 Milliarden Dollar erhöht hat.
Der Volocopter 2X ist ein zweisitziger Multirotor-Elektrohubschrauber, dem am ehesten das Potenzial zugetraut wird, in absehbarer Zeit für kommerzielle Dienstleistungen genutzt werden zu können. Das Unternehmen hält an seinem Plan fest, während der Olympischen Spiele 2024 in Paris fliegende Taxidienste anzubieten.
Staffbase aus Chemnitz
Staffbase ist eine Plattform für Mitarbeiterkommunikation, die mit ihrer jüngsten Serie-E-Runde über 115 Millionen Dollar den Einhorn-Status erreichen konnte. Staffbase will eine Art virtueller Standort sein und hilft Unternehmen deshalb, mit ihren Mitarbeitern in Kontakt zu treten, egal wo diese sich aufhalten. Staffbase gilt als Marktführer der Branche. Das Unternehmen kann bereits auf 2.000 Kunden und über 450 Mitarbeitende verweisen und hat seinen Umsatz bis 2021 verdoppelt.
Vivid Money aus Berlin
Vivid Money aus Berlin ist eine digitale Bank- und Anlageplattform, die erst im Jahre 2020 gegründet wurde. Trotz der Konkurrenz älterer Anbieter wie Revolut, N26 oder Bunq wächst das Unternehmen schnell. Seit seiner jüngsten Serie-C-Runde über 100 Millionen Dollar im Februar, kann sich das Fintech einer Bewertung von 775 Millionen Dollar erfreuen. Der Einhorn-Status rückt in greifbare Nähe.
Der Erfolg wird eher nicht den traditionellen Bankdienstleistungen zugesprochen, sondern vielmehr dem Umstand, dass Nutzende ebenso in Aktien, Kryptowährungen, Edelmetalle, Rohstoffe und die ebenfalls populärer werdenden SPAC investieren können.
Keine klare Branchenpräferenz bei erfolgreichen Startups
Auf den Plätzen 6 bis 8 der Liste, die Sifted zusammengestellt hat, folgen das Wasserstoff-Startup Sunfire und das No-Code-Startup Wandelbots, beide aus Dresden, sowie die Cybersicherheitsexperten von Sosafe aus Köln. Rang 9 belegt die Versicherungsplattform Xempus aus München. Rang 10 sichert sich die Personalentwicklungsplattform Leapsome aus Berlin, die als einziges der genannten Startups bereits profitabel ist.