Dass sich die Mitarbeiter bei Smava mit ihren Arbeitnehmerrechten beschäftigen, kann man ihnen nicht verdenken, immerhin hat der Online-Kreditvermittler allein im vergangenen Jahr gleich zweimal Leute entlassen. Entsprechend gedrückt soll die Stimmung in dem Berliner Fintech sein, das nach eigenen Angaben rund 600 Menschen beschäftigt.
In den vergangenen Wochen haben sich die Smava-Angestellten daher mit der Gründung eines Betriebsrats beschäftigt. Am Montag wurde nun ein Wahlvorstand bestimmt, wie FinanceFWD schreibt. Doch bei dem Treffen soll es laut dem Bericht zu Konflikten gekommen sein.
Zum einen wurde kritisiert, dass Mitarbeiter aus Hamburg nicht miteinbezogen wurden. Ein Teil der dort ansässigen Belegschaft kommt von Finanzcheck, einem Unternehmen, das Smava Anfang 2021 geschluckt hat. Direkt nach der Fusion war es dort schon zu ersten Entlassungen gekommen. Angesichts der angespannten Wirtschaftslage griff Smava dann im vergangenen Jahr gleich zweimal zum Rotstift und entließ laut Medienberichten sowohl im August als auch im November jeweils rund 100 Beschäftigte.
Bei dem Treffen am Montag, das erstmal nur dazu diente, diejenigen zu bestimmen, die dann die Betriebsratswahlen organisieren, waren wohl mehrere Personen mit Führungsverantwortung anwesend. Diese Gruppe von Führungskräften soll laut FinanceFWD Stimmung gemacht und mit der „Head of Customer Success“-Managerin eine Gegenkandidatin für den Wahlvorstand aufgestellt haben – die dann zusammen mit zwei Teamleitern auch gewählt wurde.
Die drei haben nun die Aufgabe, die Wahlen für die Interessenvertretung zu organisieren. Oliver Hauser von der Gewerkschaft Verdi sieht vor allem die Forderung nach einem gemeinsamen Betriebsrat für beide Standorte skeptisch und kritisiert, dass bei der Veranstaltung leitende Angestellte vor Ort gewesen sind. Der nun bestimmte Wahlvorstand dürfe die Gründung des Betriebsrat auch zeitlich nicht verzögern, mahnt der Gewerkschaftler. Üblicherweise finden Betriebsratswahlen acht bis zehn Wochen nach der Bestimmung des Wahlvorstands statt.
Es wird also noch spannend, zu sehen, wie es mit der Mitarbeiterbestimmung bei dem Check24-Konkurrenten weitergeht. Smava wurde im Jahr 2005 von Alexander Artopé gegründet und ist auf die Vermittlung von Verbraucherkrediten spezialisiert.
Streit um Betriebsratswahlen auch bei Hellofresh und N26
In der jüngsten Vergangenheit gab es bei Startups immer wieder Krach um Betriebsratswahlen. Seit Monaten liefert sich etwa der Kochboxen-Anbieter Hellofresh einen Streit mit der Belegschaft um die Gründung eines Betriebsrats. Zuletzt verzögerte das Unternehmen vor Gericht die Einsetzung eines Wahlvorstands.
Die Gewerkschaft Verdi wirft dem Startup vor, die betriebliche Mitbestimmung durch Falschinformationen verhindert zu haben. Der Kochboxen-Lieferdienst hatte beispielsweise zusätzlich zu den Informationsveranstaltungen der Initiatoren eigene Info-Treffen angeboten.
Ähnlich ging auch die Neobank N26 im Jahr 2020 vor, um die Wahl der Betriebsräte zu vereiteln. Das Management versuchte sogar, die Treffen der Mitarbeiter mit einstweiligen Verfügung zu verhindern. Gebracht hat das am Ende aber nichts, die Wahlen fanden statt. Später entschuldigten sich die Gründer sogar für ihr radikales Vorgehen.
Trotzdem fremdelten die Manager der Neobank weiter mit dem Konzept der Interessenvertretung nach deutschem Betriebsverfassungsgesetz und etablierten eine eigenes Mitarbeitergremium parallel zum Betriebsrat, das international agieren und digital Entscheidungen treffen sollte. Doch die Idee des „Employee Representation Board“ konnte sich nicht durchsetzen, im April 2022 hat N26 das Gremium wieder abgeschafft.