Studie von ARD und ZDF bestätigt Paradigmenwechsel im Medienkonsum
Die Studie „ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019“ hat mit dem Trend hin zu non-linearer Mediennutzung einen bereits lange erahnten Paradigmenwechsel erfasst. Bei den 14- bis 29-Jährigen soll der Bewegtbild-Konsum im Internet über Dienste wie Youtube, Netflix und Mediatheken erstmals den Konsum linearer Fernsehprogramme überstiegen haben.
Wachsende Konkurrenz durch Streaminganbieter
Ein Blick auf den Medienkonsum der 14- bis 29-Jährigen macht deutlich: Das lineare Fernsehen wird womöglich nach und nach aussterben. Ihr Medienkonsum sei mit 357 Minuten gegenüber 420 Minuten zwar geringer als der der Gesamtbevölkerung, aber weitaus deutlicher non-linearer Natur. So würde die Nutzungsdauer in dieser Altersklasse beim linearen Fernsehen bei gerade einmal 33 Prozent der Zeit ausmachen, während es bei zeitversetzten Fernseh- und Videoinhalten 67 Prozent sein sollen. Ebenso würden die 14- bis 29-Jährigen bei Audioinhalten die Onlinenutzung bevorzugen. Dort mache die Nutzung linearer Radioprogramme 43 Prozent der Zeit aus, während es bei der non-linearen Nutzung von Audioinhalten 57 Prozent seien. Der größte Anteil der non-linearen Audioinhalte ist Musik-Streamingdiensten wie z.B. Apple Music zuzuordnen, gefolgt von CDs und Podcasts.
Die Ergebnisse zeigen zwar, dass die 14- bis 29-Jährigen non-lineare Inhalte bevorzugen, dies bedeutet jedoch nicht, dass sie öffentlich-rechtliche Sender abwerten. Sie bewerten die öffentlich-rechtlichen Sender und Radioprogramme der Studie zufolge aufgrund ihrer Glaubwürdigkeit, der hohen journalistischen Qualität, der Zuverlässigkeit und aufgrund regionaler Berichterstattung als positiv. Private Programme würden eher mit unterhaltenden Eigenschaften in Verbindung gebracht und im Vergleich negativer bewertet werden.
Lineares Fernsehen dominiert bei Gesamtbevölkerung
Über alle Altersklassen hinweg bescheinigt die Studie der deutschsprachigen Bevölkerung mit 420 Minuten im Durchschnitt täglich sieben Stunden Medienkonsum. Im Vorjahr seien es 19 Minuten mehr gewesen. Den größten Anteil der sieben Stunden würden mit 202 Minuten Bewegtbildinhalte ausmachen, dicht gefolgt von Audioinhalten mit 186 Minuten und Textinhalten mit einer Konsumdauer von 54 Minuten. Zudem würden beim Blick über alle Altersklassen hinweg lineare Ausspielwege nach wie vor dominieren. Dabei soll die Tagesreichweite der linearen Fernsehnutzung bei 67 Prozent liegen, während es bei der linearen Radionutzung 71 Prozent sein sollen.
Bye bye lineare Sendeanstalten?
Laut dem ZDF-Intendanten Thomas Bellut würden die aktuellen Ergebnisse einmal mehr bestätigen, dass den Nutzern auch im digitalen Raum ein individueller Zugang und auf sie zugeschnittene Inhalte angeboten werden müsse. Man sei zwar auf dem richtigen Weg, jedoch würde der Wettbewerb mit Streamingdiensten weiter zunehmen. Auch wenn das lineare Fernsehen womöglich irgendwann aussterben könnte, muss dies nicht zwangsläufig auch das Ende traditioneller Fernsehanstalten sein. Schließlich haben diese den Trend erkannt und den von Thomas Bellut angedeuteten Weg eingeschlagen. So arbeite man laut Bellut daran, den Zugang zu den Mediatheken auf den Fernsehgeräten zu erleichtern. Zudem sind Fernsehanstalten auf Videoportalen wie Youtube vertreten, stellen Inhalte über Mediatheken online und bringen eigene, sehr beliebte Onlineformate wie die Dokumentationen von Strg_F oder dem Y-Kollektiv an den Start. Private Sender experimentieren ebenfalls mit eigenen Onlineinhalten. So hat die private ProSiebenSat.1 Media-Gruppe im Juni ihren Streamingdienst „Joyn“ gestartet.
Studiendesign und Hintergrund
Die Studie „ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019“ wurde im Rahmen der „Studienreihe Medien und ihr Publikum (MiP)“ realisiert und basiert auf Daten von insgesamt 2.000 deutschsprachigen Personen ab 14 Jahren in Deutschland. Durchgeführt hat die Studie das Institut Kantar im Zeitraum von Ende Januar bis Mitte April 2019. Eine ausführliche Fassung der Studie ist online und in der Fachzeitschrift „Media Perspektiven“ erhältlich.
Das könnte dich auch interessieren:
- Zattoo veröffentlicht progressive Web-App mit neuen Funktionen
- Smartphone-Streamingdienst „Quibi“ setzt auf zwei Formate
- Apple Music ab sofort im Browser nutzbar
- Joyn: Pro-Siebens neue Streaming-Plattform ist gestartet
- So verändert sich die Mediennutzung in Deutschland – Flucht in virtuelle Welten?
ARD und ZDF sind schon seit Jahren auf dem absteigenden Ast. Sie können mit der Qualität und Unterhaltung der privaten Sender schon lange nicht mehr mithalten. Ich würde gern eine Umfrage sehen wer Samstagabend 20:15 noch ARD oder ZDF schaut. Es ist normal das die Jugend und zum Teil auch Erwachsende Dienste wie Steam oder auch Twitch nutzen. Das Smartphone haben heute solche super Leistungen das man da gern auf ein TV Abend an der Klotze verzichten kann.
„Qualität und Unterhaltung der privaten Sender“ Scho lustig diesen Zusammenhang zu lesen. Ich sage nicht, dass die öffentlichen besodners gut sind, aber die privaten sind derart schlecht. Man muss schon auf totalen Trash stehen, bei den privaten von „Qualität“ zu sprechen.
Das ist auch nur gefühlt deine Behauptung Dennis.
ARD oder ZDF richten sich an die Zielgruppe 60+, weil die Menschen ja immer älter werden.
Muss ich leider Widersprechen – meine Bekannten mit ihren 35 Jahren im Durchschnitt schauen doch regelmäßig lineares Fernsehen.
Ich denke eher, dass es auch etwas mit der Affinität zum Internet und dem erlernten und gelebten Medienkonsum was zu tun hat. Ist man mit einem Medium aufgewachsen wird man sich darin sicherer bewegen als in einem anderen. Komfort und Vertrauen.