Studie: Fast jeder zehnte Corona-Infizierte geht trotzdem arbeiten
Corona bremst die Deutschen nicht in ihrem Arbeitswillen. Laut einer Studie der Betriebskrankenkasse Pronova BKK, von der Medien wie die Tagesschau berichten, gehen fast zehn Prozent ihren Beschäftigungen auch mit einer Corona-Infektion nach.
17 Prozent würden im Fall eines positiven Tests und leichten Symptomen immerhin von zu Hause aus arbeiten, weitere 17 Prozent gaben an, sich ein paar Tage zu Hause zu schonen, bis die Symptome wieder abklingen, heißt es in der Studie, für die 1.200 Menschen befragt wurden.
Kranke Arbeitsmoral?
Dieses Verhalten sei jedoch gefährlich, wird ein beratender Arzt der Krankenkasse zitiert. „Wer sich nicht in Ruhe auskuriert, riskiert, dass Viruserkrankungen auch Herz oder andere Organe angreifen oder sich durch Medikamente unterdrückte Symptome verschlimmern“, lautet die Einschätzung des Mediziners.
Wer mit Corona ins Büro geht, könne zudem Mitarbeitende anstecken und sei damit „eine unzumutbare Gefahr“, warnt der Arzt weiter. Der Experte sieht als Grund für diese ungesunde Arbeitsmoral vor allem die Sorge davor, „als faul zu gelten oder den Kolleginnen und Kollegen die Vertretung zuzumuten“.
Präsentismus ist ein bekanntes Phänomen
Der sogenannte Präsentismus, also krank zur Arbeit zu gehen, ist jedoch nicht neu. Die Tagesschau zitiert die Pronova-Studie, aus der hervorgeht, dass lediglich 28 Prozent der Beschäftigten bei Krankheit konsequent zu Hause bleiben und nicht arbeiten würden.
Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) sollen sogar 56 Prozent der Frauen und 47 Prozent der befragten Männer trotz einer Erkrankung arbeiten gehen. Der Appell des Vorstandsvorsitzenden der TK, Jens Baas, ist unmissverständlich: „Wenn Mitarbeitende trotz Krankheit arbeiten, kann das nicht nur für sie selbst negative Folgen haben, sondern auch für das Unternehmen. Krankheiten werden verschleppt, Kolleginnen und Kollegen angesteckt und es passieren mehr Fehler.“
Unternehmen sollten zudem nicht nur auf Fehlzeiten schauen. Zu einem zukunftsfähigen betrieblichen Gesundheitsmanagement gehöre auch ein Blick auf Themen wie Präsentismus, so Baas weiter.
Warum arbeiten Menschen trotz Krankheit? Weil in vielen Unternehmen zumindest subtil eine solche Erwartungshaltung aufgebaut wird. Weil Arbeitgeber es zulassen, und in manchen Betrieben (kenne einige in meiner Umgebung) teilweise sogar eine entsprechende Erwartungshaltung beseht, Mitarbeiter zum Gespräch gebeten werden, wenn sie bei (leichter – wo ist der Maßstab?) Krankheit nicht arbeiten usw.
Hier bestehen theoretisch Sorgfaltspflichten auch des Arbeitgebers, aber ich kenne keinen Arbeitgeber der sagt: „Du bist krank, komm erst wieder wenn Du wieder gesund bist“.
Auch wenn es mir widerstrebt, nach dem Gesetzgeber zu rufen, wissen dass dies in Überregulierung enden wird: Um das Thema „Arbeiten trotz krank“ irgendwann in den Griff zu kriegen, können letztlich nur strafbewährte Sanktionen gegenüber Arbeitgebern, die dies zulassen, unterstützen, ja teilweise sogar einfordern!!, ein adäquates Mittel sein. Also keine „sollte-Regelung“, sondern es verbindlich zu untersagen, kranke Mitarbeiter arbeiten zu lassen.
just my 2 cents